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7 Gründe für das Scheitern von Klauß

von Max

Robert Klauß wurde mit Standing Ovations empfangen. Die Rapid-Mitglieder jubelten dem Chefcoach bei der Hauptversammlung am 16. November 2024 zu.

Der Deutsche feierte gerade sein Ein-Jahres-Jubiläum im Amt – alles schien angerichtet, um mit dem 40-Jährigen einen längeren gemeinsamen und erfolgreichen Weg zu gehen.

Nur fünf Monate später ist Robert Klauß bei Rapid Ex-Trainer. Der aus Deutschland mitgebrachte Assistent Thomas Kraus muss ebenfalls gehen.

Co-Trainer Stefan Kulovits soll hingegen als Interimscoach die Hütteldorfer stabilisieren und zumindest am Sonntag beim Wiedersehen mit Blau-Weiß betreuen.

Was ist nach dem starken ersten Jahr beim Absturz passiert? Warum ist Klauß trotz bester Voraussetzungen am Ende doch gescheitert? Wie ist es zur schwarzen Auswärtsserie mit dem finalen 1:2 bei Blau-Weiß und sechs Liga-Pleiten in der Fremde in Folge gekommen?

Eine KURIER-Analyse mit sieben Ursachen.

Teils selbst verschuldet, teils außerhalb des Wirkungsbereichs von Robert Klauß.

Die Menschenführung

Klauß ist bei öffentlichen Auftritten eloquent, spricht drei Sprachen und war in seiner Trainerausbildung in Deutschland der Jahrgangsbeste. Doch Menschenfänger wird der stets distanzierte gebürtige Ostdeutsche keiner mehr.

Bereits in der ersten Winterpause 2023/’24 war zu hören, dass es mit Klauß zwischenmenschlich schwierig sei. Nach dem kapitalen Fehlstart 2025 wurde die unterkühlte Art des 40-Jährigen zum Problem.

Vor den Siegen gegen Banja Luka und GAK gab es eine Aussprache, in der auch der Umgang diskutiert wurde. Konkret haderten Spieler damit, wann und wie der Chefcoach wichtige Entscheidungen (etwa Degradierungen oder Aufstellungen) kommuniziert.

Dass die Spieler diese Auffassungsunterschiede bis zuletzt intern gehalten haben, spricht für sie.

Der Kader hat nie gegen den Trainer gespielt. Aber diese berühmten Extraprozente, die ein empathischer Trainer herauskitzeln kann, gab es bei Klauß nicht mehr.

Robert Klauß nach dem Rapid-Aus gegen Djurgarden

Die Aufreger

Klauß wusste aus Nürnberg, was es heißt, bei einem Traditionsklub zu arbeiten, der den eigenen historischen Ansprüchen hinterherläuft.

Hingegen erscheint absurd, was der bei Red Bull ausgebildete Coach alles unverschuldet neben dem Platz miterlebt hat. Vom Derbyskandal nach dem ersten (und für Klauß bis zuletzt emotionalsten) Heimsieg gegen die Austria inklusive der folgenden Sperren, über die Ausschreitungen nach dem zweiten Derbysieg, den Fan-Randalen in Hartberg, bis zum Schädelbasisbruch von Guido Burgstaller im Dezember.

Ein Flow in entspannter Atmosphäre konnte so nie aufgebaut werden.

Das Burgstaller-Loch

Das Drama um Guido Burgstaller konnte nicht aufgefangen werden. Wie sehr der 35-Jährige auf dem Platz gefehlt hat, zeigt der Unterschied im Punkteschnitt: 1,85 Zähler pro Partie mit ihm im Kader (in der Startelf steigt der Wert gar auf über 2,0), nur 1,4 Punkte ohne ihn.

Dazu fehlte der Stürmer als Anführer in der Kabine – im Rückblick war es wohl ein Fehler, mit Max Hofmann den zweiten Führungsspieler, der bei Rapid sprichwörtlich alles erlebt hat und intern auch als Reservist wichtig war, im Winter ziehen zu lassen.

Und: Dass kein Rapidler nur annähernd jene Stärken im Pressing wie der 35-jährige Stürmer ausspielen konnte oder antrainiert bekam, spricht für keinen der Beteiligten – außer Burgstaller.

Die Verletzungen

So wie Vorgänger Barisic wurde auch Klauß von verletzten Schlüsselspielern, zusätzlich zu Burgstaller, gebremst. Jansson war bis zu seinem Out nach dem 3:2 gegen Salzburg überragend.

Mmaee, der Null-Minuten-Stürmer, wirkte beim KURIER-Besuch in Benidorm wie ein famoser Neuzugang, verletzte sich zum Ende des Trainingslagers aber erneut.

Aufsteiger Wurmbrand wäre im Frühjahr als Stammspieler eingeplant gewesen und hat laut Klauß „Attribute, die sonst keiner so unserem Spiel beifügen kann“, verletzte sich aber vor einem Monat beim U-19-Nationalteam.

Cvetkovic, der mit seiner Mentalität nach dem Djurgarden-Schock noch dagegen halten hätte können, verletzte sich beim Europacup-Aus.

Die Standards

Defensiv agiert Rapid bei Standardsituationen stark, das muss fairerweise erwähnt werden.

Doch offensiv fehlt bei ruhenden Bällen im Vergleich zu Sturm, Austria oder WAC mehr als nur eine Qualitätsstufe. Dabei wurde auch in Hinblick auf die statistisch wichtigen Standards die Durchschnittsgröße im Kader stark angehoben.

Ebenso schwach ist Rapid übrigens bei Weitschusstoren. Klauß erklärte, dass er Schüsse aus der Distanz nicht schätzt, weil sie statistisch gesehen kaum zu Toren führen.

Ist Sturm mit unzähligen Treffern von Kiteishvili und Horvat seit Jahren also nur die Ausnahme der Regel?

Rapid-Aus nach 17 Monaten: 7 Gründe für das Scheitern von Klauß

Rapid-Trainer Robert Klauß

Die Pausen

Eigentlich sollte ein Verein, der bis zuletzt englische Wochen hatte, mit frischer Energie aus den wenigen Pausen kommen.

Umso verwunderlicher ist diese Schwäche von an sich wieder ausgeruhten Rapidlern: Nach den ersten beiden Länderspielpausen gab es ein 1:1 beim WAC und ein 0:0 bei der WSG, nach der Winterpause ein schwerfälliges 1:3 gegen den WAC und nach der jüngsten Länderspielpause ein auffallend mattes 0:2 gegen Salzburg.

Die VAR-Fehler

Dass Österreichs Schiedsrichter nicht mit dem sportlichen Niveau der Bundesliga (UEFA-Platz 13) mithalten können, ist ein altes Problem und an den internationalen Einsätzen der Referees abzulesen. Für Klauß kam erschwerend dazu, dass auffallend viele VAR-Fehler gegen Rapid passierten. Das begann 2024 gegen Lustenau (1:1), als Kongolo für ein Foul an ihm (!) ausgeschlossen wurde und Rapid in Folge um die Top-6 zittern musste.

Diese Saison folgten VAR-Fortsetzungen, mit dem absurden Höhepunkt der Roten Karte für Hedl beim WAC. Klauß bekam für die Kritik daran (zum fünften Mal) Gelb, musste sein letztes Match auf der Tribüne verfolgen und sah, wie beim Stand von 0:0 ein Elfmeterfoul an Radulovic übersehen wurde.

Auch vom VAR.

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