Die ehemalige US-Vizepräsidentin Kamala Harris ist nach gut einem Vierteljahr auf die nationale Bühne zurückgekehrt. Bei ihrem bisher größten öffentlichen Auftritt seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt rief sie am Mittwoch in San Francisco zum Widerstand gegen Präsident Donald Trump auf, gegen den sie die Wahl im November als Kandidatin der Demokraten verloren hatte.
In ihrer Rede warf sie dem Republikaner vor, schuld zu sein an der „größten von Menschen verursachten Wirtschaftskrise in der modernen Präsidentschaftsgeschichte“. Mit seiner Zoll-Politik beschwöre er eine Rezession herauf. Sein Vorgehen diene den Reichen und er nutze Macht zum eigenen Vorteil. Seine „engstirnige, eigennützige Vision“ bestrafe diejenigen, die die Wahrheit sagten, und bevorzuge jene, die ihm loyal ergeben seien. Alle anderen überlasse er sich selbst.
Harris nach wie vor potenzielles Schwergewicht ihrer Partei
Harris hielt ihre Rede genau an Trumps hundertstem Tag im Amt. Sie äußerte sich auf einer Veranstaltung der Organisation Emerge America, die sich für Frauen in der Demokratischen Partei einsetzt und nach Harris‘ Einstieg in die Politik in den frühen Nuller-Jahren gegründet wurde. Die 60-Jährige gilt trotz ihrer Niederlage gegen Trump nach wie vor als potenzielles Schwergewicht ihrer Partei. Sollte sie nächstes Jahr bei der Gouverneurswahl in ihrem Heimatstaat, der Demokraten-Hochburg Kalifornien antreten, werden ihr gute Chancen eingeräumt. Auch eine erneute Präsidentschaftskandidatur ist nicht ausgeschlossen.
Die Demokraten haben bisher keine einheitliche Richtung im Umgang mit Trump gefunden. Einige Parteimitglieder sind dafür, sich zurückzuhalten in der Hoffnung, dass Trump sich mit seiner Politik selbst demontiert. Andere wie die Kongressangehörigen Alexandria Ocasio-Cortez und Bernie Sanders vom linken Lager setzen dagegen auf landesweite Auftritte, mit denen sie aufrütteln wollen.
Auch Harris sprach sich für eine offene Opposition aus. Sie forderte ihre Mitstreiter auf, sich lautstark einzubringen, und lobte die Senatoren Cory Booker und Sanders sowie Aktivisten für deren „moralische Klarheit“ und Mut. „Mut ist ansteckend“, sagte sie und warnte gleichzeitig vor einer drohenden Verfassungskrise, falls der Kongress oder die Gerichte „ihren Teil nicht tun“. Sie ermutigte die Amerikaner zum Zusammenhalt, räumte aber auch ein, dass der Widerstand gegen Trump einen langen Atem benötigen dürfte. „Die Dinge werden wahrscheinlich schlimmer, bevor sie besser werden“, erklärte Harris.