Schon bei der Bestellung der zwei Adnoc-Manager Khaled Salmeen (Leiter Downstream ) und Khaled Al Zaabi, Finanzvorstand der Abu Dhabi National Oil Company) war klar, dass der Ton rauer würde. Salmeen ist auch Verhandlungsleiter der Araber für das Milliardenprojekt „Edelweiß“, die Fusion der Chemie- und Kunststoffsparten von OMV und Adnoc, Borealis und Borouge.
Starker Druck auf die OMV-Vorstände
Beide Adnoc-Manager würden starken Druck auf die OMV-Vorstände machen, seien blendend vorbereitet und wollen über alle Projekte bis ins kleinste Detail informiert werden, hört man aus dem Aufsichtsrat. „Kein Vergleich zu ihren Vorgängern, sie erfüllen ihre Mandate als Kapitalvertreter unglaublich professionell – und so soll es eigentlich auch sein“, wird über das dominante und beharrliche Auftreten berichtet.
Vor allem Chemie-Vorständin Daniela Vlad komme immer wieder in Verlegenheit, sagen Beobachter. Sie werde von den Adnoc-Managern nicht ernst genommen. Die Aktionäre konnten sich bei der letzten Hauptversammlung von Vlad „überzeugen“. In Insiderkreisen geht man davon aus, dass Vlad, erst 2023 bestellt, nicht mehr lange an Bord bleibt. Mit ihr würde dann die einige Frau im Vorstand gehen.
Die Staatsholding ÖBAG, die 31,5 Prozent an Österreichs größtem Industrieunternehmen hält, entsandte zwei neue Aufsichtsräte. Dem Niederländer Patrick Lammers wird eine gute Performance attestiert, die Ex-UBS-Bankerin und Österreicherin Dorothee Deuring sei dagegen unauffällig.
Projekt „Edelweiß“
Noch immer nicht einig sind sich OMV und Adnoc über das Mega-Joint-Venture. Die ersten inoffiziellen Gespräche begannen schon vor zwei Jahren, offiziell wird seit Juli 2023 verhandelt. Es spießt sich nach wie vor an den Anteilen und Stimmrechten, der KURIER berichtete. Da die Borealis-Ergebnisse eingebrochen sind, müsste die OMV deutlich mehr an Cash drauflegen, 2,5 bis 3 Milliarden werden inzwischen kolportiert. Würde die OMV den Forderungen der Araber nachgeben, könne der größte Deal in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte morgen unterschrieben werden, meinen Insider. Wäre aber schwer zum Nachteil der OMV.
Für Österreich verhandeln Vlad und OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey. Wenn die Gespräche stocken, geht’s auf die oberste Ebene. OMV-Boss Alfred Stern und Sultan Ahmed Al Jaber, CEO von Adnoc und Industrieminister der Emirate, schalten sich dann ein. Al Jaber steht selbst unter Erfolgsdruck, er hat Adnoc schnelles Wachstum verordnet, bis dato aber international noch keinen großen Deal abgeschlossen.
Große Verunsicherung in der OMV-Belegschaft
In der OMV-Belegschaft ist die Verunsicherung groß, da es null Informationen gibt. Selbst in der Chemie- und Kunststoff-Tochter Borealis, deren Belegschaft sich von „Edelweiß“ anfänglich viel versprochen hatte, ist Ernüchterung eingekehrt. Manager sollen bereits überlegen, hört man aus dem Unternehmen, sich nach neuen Jobs umzuschauen.
Gegenüber dem KURIER wird von der OMV die Standard-Floskel bemüht: „Wir befinden uns in laufenden, ergebnisoffenen Verhandlungen mit Adnoc über einen möglichen Zusammenschluss von Borouge und Borealis. Wir führen diese Verhandlungen im besten Interesse der OMV und unter Berücksichtigung der Interessen unserer Aktionäre und Mitarbeiter“.
Fragt sich, ob der Deal bis Jahresende gelingt. Vor der Nationalratswahl herrscht ohnehin eisernes Stillschweigen, man will die Araber nicht durch innenpolitische Debatten verärgern. Kritische öffentliche Diskussionen und Berichterstattung sind die Abu Dhabis nicht gewohnt.
Einer, der an das Projekt glaubt, ist der Energie-Professor Karl Rose, er war bis Mai der einzige österreichische Fach-Experte im OMV-Aufsichtsrat. Es spreche für die OMV, „dass Adnoc überhaupt einen Deal auf Augenhöhe in Betracht zieht. Arabische Unternehmen wollen grundsätzlich immer, die Kontrolle ausüben und die Mehrheit halten“, sagte er gegenüber dem KURIER. OMV und Borouge würden seit Jahrzehnten „erfolgreich zusammenarbeiten“. Rose sieht es als „Zeichen der Anerkennung, dass es dieses Projekt gibt“. Rose war Strategie-Berater von Adnoc.
Teure neue Marke
Der neue Markenauftritt der OMV sorgt im Unternehmen nicht nur für Zustimmung. „Wir fahren in allen Bereichen ein sehr straffes Kostensenkungsprogramm, 500 Millionen Euro bis Ende 2027, und dann geben wir dafür zig Millionen Euro aus. Klar, dass die Mitarbeiter nicht begeistert sind“, berichtet ein Manager.
Die Kritik, das neue Logo ähnle stark jenem der ÖGK (Gesundheitskasse), ist nicht von der Hand zu weisen. Beide bestehen aus einem grünen Ring, OMV scheint nicht mehr auf.
Aus dem Unternehmen hört man, dass allein die erste Phase der Umstellung knapp 40 Millionen Euro kosten soll. In Summe wird von weit über 60 Millionen Euro gemunkelt, auch 100 Millionen werden kolportiert. Die Kosten für den neuen Markenauftritt und die Corporate Identity will man bei der OMV nicht verraten. Rund 1000 Tankstellen in sieben Ländern müssten umgerüstet werden, sagt eine Sprecherin. Sie betont, dass die neue Marke von der Mannschaft „mit viel Begeisterung“ aufgenommen werde. Man wolle Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sichtbar machen.