Was mit der komplizierten Flächenaufteilung am rechten Donau-Ufer zu tun hat. Der Großteil der Länden gehört dem Bund, ein Teil der Stadt Wien, der Hafen ist Bestandsnehmer und zahlt jährlich Pacht. Der unbefristete Vertrag ist mit einem Kündigungsverzicht des Bundes bis Ende 2048 ausgestattet.
Bund und Stadt müssten daher ein natürliches Interesse haben, gedeihlich zu kooperieren. Würde man meinen. Doch die Stimmung ist seit Jahren nicht sehr freundlich. Da sind einerseits die Wasserstraßenbetreiber des Bundes, die zum Klimaministerium gehörende viadonau. Andererseits die Töchter der Wien Holding im Rathaus. Der Wiener Hafen und die Donauraum Wien, zuständig für die Entwicklung des Donauraums und die Schifffahrt.
Für heftige Wellen sorgt der Plan der viadonau, ein Büroschiff zu bauen. 120 Mitarbeiter samt der Schifffahrtsaufsicht Wien (10) Mitarbeitrund und 50 Beamte der Polizeiinspektion Handelskai sollen aufs Wasser übersiedeln.
„Riesiges Beamtenschiff“
Die Gesamtkosten belaufen sich auf ein genehmigtes Budget von rund 30 Millionen Euro, geplante Fertigstellung ist im vierten Quartal 2026. Ursprünglich waren die Kosten deutlich niedriger angesetzt. Da die Baukosten aber davon flogen, wurden Projekt- und Kostenvolumen angepasst, eine Erhöhung sei laut viadonau aus aktueller Sicht nicht anzunehmen.
Ein Streitpunkt ist allerdings der Standort. Die viadonau will ihr Schiff mitten zwischen die zwölf Anlegestellen für die Kreuzfahrtschiffe stellen, wo der Platz laut Donauraum jetzt schon knapp ist. Parkplätze kommen noch dazu. „Ein riesiges schwimmendes Beamtenschiff ausgerechnet an der neuralgischsten Stelle der ganzen Donaustrecke in Österreich“, empört sich Donauraum-Geschäftsführer Ronald Schrems. Man würde eine ganze Anlegestelle für die lukrative Kreuzfahrt verlieren, die Betriebsabläufe (Be- und Entladen) mitten im Zentrum des Personenhafens würden gestört, argumentiert Donauraum. Das Schiff wäre beispielsweise auf der Höhe der Millennium City wesentlich besser platziert.
Aber wozu braucht viadonau, im Tech Gate domiziliert, überhaupt eine neue Zentrale und lässt ein Schiff bauen, obwohl in Wien genügend Büroflächen frei sind?
Der neue Standort werde die Anforderungen an moderne Arbeitsplätze für 180 Personen umsetzen und ein zukunftsgerichtetes, nachhaltiges Gebäude darstellen, argumentiert viadonau-Chef Hans-Peter Hasenbichler. Übergeordnetes Ziel sei die Synergieschaffung zwischen viadonau, Oberster Schifffahrtsbehörde OSB und Polizei durch einen gemeinsamen Standort am Wasser, auch um Einsatzabläufe zu optimieren, erklärt ein Sprecher, der Standort sei unter dem Aspekt von Synergie-Effekten „alternativlos“.
Vor Gericht
Die viadonao beschäftigt sich seit 2019 mit der Idee eines schwimmenden Bürogebäudes, 2020 wurde das Projekt europaweit ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt einstimmig der Entwurf der Planungsgemeinschaft Pittino & Ortner & Rosenfelder & Höfler & Lorenz Consult.
Bemerkenswert ist auch, dass die viadonau vom Magistrat der Stadt Wien die Genehmigung für das Beamtenschiff erhielt, die Stadt-Tochter Donauraum Wien aber dagegen Einspruch einlegte. Das Verfahren ist vor dem Bundesverwaltungsgericht. Rathaus gegen Rathaus quasi.
„Beamtenmikado“
Am sinnvollsten wäre überhaupt, meint Schrems, Wien solle dem Bund seine Ländenflächen abkaufen, um die Waterfront attraktiv entwickeln zu können. Er sieht das Donauufer als „Riesenchance für die Stadt. Als Ort des Aufenthalts für die Wiener, sowie für eine halbe Million Touristen, die jährlich hier ankommen“.
Bisher aber scheiterten alle Pläne an der Pattstellung der Beteiligten. „Seit 30 Jahren wird an der Donaulände Beamtenmikado gespielt“, ätzt Schrems. Die viadonau könne jedes Projekt beeinspruchen, „und tut es auch“. Die Wasserstraßenbetreiber dagegen sprechen von einem „guten Einverständnis und guter Zusammenarbeit“.
Wie auch immer, die Wiener haben schon ein Gutachten von Vasko+Partner in der Schublade, das für die knapp 100.000 Quadratmeter Kernfläche auf einen Richtwert von 20 Millionen Euro kommt. Insgesamt zieht sich die Fläche des Bundes von Nussdorf bis zur Donaumarina hinunter, dem Hafen für kleine Schiffe.
Jetzt könnte sich tatsächlich ein Fenster auftun, hofft man im SPÖ-dominierten Wiener Rathaus. Personell, wenn die SPÖ wieder in die Regierung kommt. Und finanziell, da der Finanzminister angesichts der katastrophalen Budgetsituation den Verkaufserlös dringend gebrauchen kann. Man werde versuchen, die Gespräche zu intensivieren, heißt es bei Finanzstadtrat Peter Hanke.