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Im Gefängnis aus Rache und Reue

von Max

„Die Wärterin“ (ab Freitag im Kino) nennt sich der düstere Gefängnis-Thriller des schwedisch-dänischen Regisseurs Gustav Möller, in dem die dänische Star-Schauspielerin Sidse Babett Knudsen die Titelrolle übernommen hat. Die aufmerksame Serien-Community kennt Knudsen als Birgitte Nyborg, gefinkelte Politikerin in der dänischen Politkrimiserie „Borgen“. In Dänemark machte sich Knudsen vor allem in Komödien einen Namen, ehe sie in dem Dan-Brown-Blockbuster „Inferno“ an der Seite von Tom Hanks auftrat. Als Lars von Trier seinen Film „Dogville“ plante, drehte er vorab zur Probe den Kurzfilm „Dogville: The Pilot“. Knudsen übernahm darin die Rolle der Grace, die später von Nicole Kidman gespielt wurde: „Ich war eine Woche lang Nicole Kidman“, sagt sie vergnügt im KURIER-Gespräch: „Das war nett.“

Auch mit dem österreichischen Kino kam sie bereits aktiv in Kontakt: In Jessica Hausners „Club Zero“ spielte sie die Direktorin einer Schule, deren Schüler sich einem Hungerkult anschließen.

Die Rolle der Gefängniswärterin Eva Hansen sei ihr nicht gerade nahe gelegen: „Ich persönlich habe keine besondere Vorliebe für Gefängnisfilme.“ Allerdings bewunderte sie den Erstlingsfilm von Regisseur Gustav Möller, einen Thriller namens „The Guilty“, dessen einziger Schauplatz ein Polizeikommissariat ist.

Drehort: Gefängnis

„Gustav Möller ist von Gefängnisfilmen und den moralischen Fragen, die sie aufwerfen, fasziniert“, so Knudsen. Insofern habe sie es als spannende Herausforderung, in eine völlig andere Welt einzutreten: „Außerdem war ich geschmeichelt, dass er mich gefragt hat, denn ich erschien mir nicht als naheliegende Wahl für diese Rolle.“

Möller versicherte ihr, dass er recherchiert habe – es gäbe tatsächlich weibliche Beamte unterschiedlichen Alters in dänischen Haftanstalten: „So kam ich an Bord.“

Gedreht wurde in einem stillgelegten Gefängnis, in dem die Schauspielerin die Handlungsabläufe wie das Öffnen und Schließen der Gefängnistüren oder das Halten einer Waffe üben konnte: „Ich wusste, ich würde Szenen spielen, in denen ich mich emotional sehr verwundbar mache – und da will ich nicht ungeschickt nach einem Gefängnisschlüssel fummeln.“

Das Gefängnis selbst wird in „Die Wärterin“ nie verlassen. Insofern stellt sich das Gefühl ein, dass nicht nur die Insassen, sondern auch Eva eine Gefangene ist: „Gefangen in ihrer eigenen Welt“, eingemauert von Reue und Rache. Tatsächlich ist sie von dem Schuldgefühl geplagt, als Mutter gegenüber ihrem Sohn, der kriminell geworden ist, versagt zu haben.

„Einerseits ist Eva eine sehr wortlose Person, die nicht gewöhnt ist, dass man ihr zuhört“, grübelt Sidse Babett Knudsen: „Ich habe mich gefragt: Wie klingt es in ihrem Kopf, in dem es keine Wörter gibt? Und andererseits ist sie eine Frau, die glaubt, als Mutter versagt zu haben, weil sie ihr Kind nicht ausreichend liebte. Ich glaube, mangelnde Mutterliebe ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema.“

Und schließlich wirft Möller auch die Frage auf, ob das (dänische) Gefängnissystem auf Rehabilitation oder Bestrafung setzt oder setzen soll: „Manche Menschen sind einfach nicht zu retten“, heißt es einmal in „Die Wärterin“. Dass es das „pure Böse“ gibt, glaubt die 56-Jährige erst, seit sie – apropos österreichischer Film – Michael Hanekes „Funny Games“ gesehen hat, in dem zwei Burschen eine Familie abschlachten: „Das ist einer von den Filmen, von denen ich manchmal bereue, sie gesehen zu haben“, bekennt Sidse Babett Knudsen und muss lachen, aber nur ein bisschen: „Er hat meine Sicht auf die Welt auf schreckliche Weise verändert.“

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