94 Millionen Euro Schulden
Das ist deshalb interessant, weil Unternehmer Neugebauer am 22. Oktober 2024 mit 94 Millionen Euro Verbindlichkeiten in die Pleite geschlittert ist. Nun liegt der erste Bericht des Insolvenzverwalters Matthias Schmidt vor. Er habe den Schuldner darauf hingewiesen, schreibt Schmidt, dass jede Vermögensverfügung ab sofort beim Insolvenzverwalter liege. Zu einem Termin am 28. Oktober in der Kanzlei Schmidts soll Neugebauer nicht erschienen sein.
„Mir liegen weder geordnete Geschäftsunterlagen zu den Beteiligungen des Schuldners noch zu dessen Liegenschaftsvermögen vor“, heißt es in dem Bericht.
Sämtliche Kaufverträge angefochten
Interessant ist auch, dass Neugebauer bis vor kurzem noch Eigentümer von sieben Immobilien war. Laut Schmidts Recherchen sollen ein Großteil oder sogar sämtliche Immobilien kurz vor Insolvenzeröffnung an die E.G.N. Privatstiftung veräußert worden sein. Die Stiftung wurde erst am 30. August 2024 ins Firmenbuch eingetragen, Stifter ist Lukas Neugebauer. „Aufgrund dieser unzulässigen Vermögensverschiebungen habe ich sämtliche Kaufverträge angefochten“, schreibt Schmidt.
Irrtum aufsitzen
„Die von Ihnen genannten Liegenschaften waren mit einem Belastungs- und Veräußerungsverbot belastet und daher nicht Teil einer etwaigen Insolvenzmasse“, behauptet Neugebauer. Da dürfte er einem Irrtum aufsitzen. Die Belastungs- und Veräußerungsverbote sind für Familienmitglieder eingetragen. Tatsächlich kann ein Insolvenzverwalter Vermögensverschiebungen innerhalb einer Familie bis zu zehn Jahre zurück anfechten.
Der Vollständigkeit halber sei angeführt, dass Schmidt auch Insolvenzverwalter der B & R Generalunternehmer GmbH ist. In dieser Funktion hat Schmidt den Ex-Geschäftsführer des Unternehmens Ende Mai 2024 angezeigt – nämlich Lukas Neugebauer. Erstens, weil er keine Buchhaltung vorgelegen haben soll und zweitens, weil Lukas Neugebauer hohe Barentnahmen (444.205 Euro) getätigt haben soll. Auf Nachfrage des KURIER teilt Neugebauer mit, dass „diese Aktenteile dem Steuergeheimnis unterliegen und nicht veröffentlich werden dürfen“.
Hartnäckiger Verdacht
Fakt ist: Schon seit Längerem wird gegen Neugebauer, zwei Ex-Anwälte und vier weitere Immobilienunternehmer wegen des Verdachts des „schweren Betruges im Rahmen einer kriminellen Vereinigung“ ermittelt. Neugebauer teilt mit, dass „alle Vorwürfe in mehreren Stellungnahmen bereits umfangreich bestritten wurden“. Der Immobilienjongleur und die anderen Verdächtigen sollen Immobilien-Kredite erschlichen und mithilfe von zwei Anwälten (Treuhändern) die finanzierenden Banken getäuscht haben, indem die Treuhänder die Kreditsummen nicht an das verkaufende Unternehmen, sondern „an ein drittes, an der Kreditaufnahme nicht unmittelbar beteiligtes Unternehmen weiter überwiesen haben“. Dieser Verdacht wird in diversen Anlassberichten im Akt der WKStA erhoben.
Boliden geleast
„Eine Täuschung der Banken ist nicht erfolgt, vielmehr haben diese im Rahmen ihrer Kreditvergaben alle Vorgaben bewusst ignoriert, als die Aufsicht offenbar nachträglich darauf aufmerksam wurde, hat man sich bei den Banken versucht, in Strafanzeigen zu flüchten, um das Verhalten nachträglich als Täuschung darzustellen“, behauptet Neugebauer.
Indes handelt es sich bei den Luxusfahrzeugen um geleaste Boliden, geleast von einer deutschen Baufirma, die Neugebauers Vater gehört. Lukas Neugebauer teilt mit: „Die angesprochenen Pkw sind mir größtenteils unbekannt.“ Laut Aktenlage sollen die Boliden von Lukas Neugebauer und seiner Familie verwendet werden oder worden sein.