In einer vernetzten Konsumgesellschaft wirkt diese Angst wie ein Katalysator für Kaufzurückhaltung.“ Wer sehe, wie andere scheitern, projiziere die Bedrohung auf das eigene Umfeld.
Bei zwei Drittel der kürzlich 1035 befragten Personen lösen Meldungen über Schwierigkeiten von Unternehmen Ängste aus, dass sich die eigene wirtschaftliche Lage verschlechtern könnten. 58 Prozent der Befragten machen sich mehr Sorgen über die eigene finanzielle Zukunft und 42 Prozent über die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes.
Abwärtsspirale
Wer Ängste hat, unabhängig davon, ob diese rational begründet sind oder nicht, der sitzt auf seinem Geld. 65 Prozent überlegen, mehr zu sparen und ihre Ausgaben zu senken. 60 Prozent planen, größere Anschaffungen zu verschieben oder zu reduzieren und ebenso viele Konsumenten erklären, sie seien bei Einkäufen zurückhaltender.
Bei den Haushalten mit geringeren Einkommen würden die Werte noch deutlich darüber liegen, schätzen die beiden Studienautoren.
„Insolvenzmeldungen erzeugen das Gefühl, dass die wirtschaftliche Stabilität insgesamt gefährdet ist, unabhängig von den individuellen Ursachen der Unternehmensschließungen“, konstatiert Ernst Gittenberger, Leiter des „Center of Retail and Consumer Research“ am Handelsinstitut. Dieses subjektive Unsicherheitsgefühl bringe Menschen dazu, „ihr eigenes Ausgabeverhalten zu überdenken. Ein sozioökonomischer Reflex, der weitere Instabilität auslösen kann.“ Die beiden Handelswissenschafter berichten von einer „Abwärtsspirale, die schwer umzukehren ist“. Drastischer ausgedrückt, könnte man von einem wirtschaftlichen Teufelskreis sprechen.
Das kollektive Sicherheitsdenken in Krisenzeiten, Österreich befindet sich im dritten Jahr einer Rezession, belaste den Wirtschaftskreislauf zusätzlich. „Hier greifen sozioökonomisch Reflexe. Unsicherheit drosselt den Konsum , und Konsumzurückhaltung beschleunigt wieder das wirtschaftliche Sterben“.
Die Studie zeigt aber nicht nur Negatives. Insolvenzen würden von 52 Prozent auch als Zeichen eines notwendigen Wandels gesehen und als Teil eines ökonomischen Zyklus verstanden.
Neubeginn
„Der Friedhof des Handels füllt sich zwar schneller denn je. Doch das ist kein Ende, sondern Teil eines evolutionären Prozesses“, konstatieren die Autoren. Teller: „Die Leere, die eine Marke hinterlässt, ist der Raum, in dem Innovationen Wurzeln schlagen“. Jedes Unternehmensende öffne auch Raum für „neue Ideen, Geschäftsmodelle und Konzepte“. Gittenberger dazu: „Das Zeitalter des Umbruchs ist längst angebrochen“.
Der legendäre altösterreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter würde anerkennend nicken, glauben die Studienautoren.