Zusammenfassung
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- Neues Programm ermöglicht Ukrainern Arbeit in Pflege während des Nostrifikationsverfahrens.
- Langwieriger Prozess der Anerkennung ausländischer Pflegeabschlüsse erschwert Berufseinstieg.
- Grundversorgung und niedrige Einkommensgrenzen wirken als „Inaktivitätsfallen“ für Geflüchtete.
Nach ihrer Flucht vor dem russischen Angriffskrieg im März 2022 stand Daria Aslikyan vor dem Nichts. In ihrer Heimat hatte die junge Ukrainerin in einem Krankenhaus gearbeitet. In Österreich angekommen, kann sie ihrem Beruf bislang nicht nachgehen. Denn ihre vierjährige Ausbildung zur diplomierten Krankenpflegerin wird hierzulande nicht ohne Weiteres anerkannt.
So wie Aslikyan geht es vielen Geflüchteten aus der Ukraine. Um in reglementierten Berufen, wie etwa der Pflege, arbeiten zu können, müssen Vertriebene einen Nostrifizierungsprozess durchlaufen, um die Ausbildungen in der Heimat in Österreich anerkennen zu lassen.
Verfahren ist aufwendig und zeitintensiv
Und dieser Prozess ist nicht nur aufwendig, sondern oft auch zeitintensiv. Zwischen sechs Monaten und drei Jahre kann es dauern, bis ein Antragssteller einen positiven Bescheid erhält, sagt Norbert Bichl, Koordinator der Anlaufstellen für Personen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen, im Gespräch mit dem KURIER.
Die Dauer und der Ablauf des Verfahrens seien individuell unterschiedlich. Antragsteller müssen ihre übersetzten Ausbildungsnachweise abgeben. In fast allen Fällen sei die Anerkennung an Auflagen gebunden und es müssen etwa Ausbildungsteile nachgeholt werden, erklärt Bichl. Die Kosten für das Verfahren tragen die Antragsteller selbst. Zur Unterstützung gibt es Möglichkeiten zur Förderung.
Daria Aslikyan (26) flüchtete im März 2022 aus der Ukraine nach Österreich. Bis heute wartet sie auf die Anerkennung ihrer vierjährigen Ausbildung zur Krankenpflegerin.
Auch Aslikyan befindet sich gerade im Nostrifizierungsprozess. Seit Herbst 2022 arbeitet sie nebenbei in einer Einrichtung des Pflegeheimbetreibers Senecura, bis ihre Ausbildung nostrifiziert ist, aber nur als Abteilungshilfe und nicht als Krankenpflegerin. Sie verdient zwar weniger als nach der erfolgreichen Anerkennung, kann aber dafür bereits jetzt die Abläufe in der Einrichtung kennenlernen und gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse verbessern.
Grundversorgung Geflüchteter als „Inaktivitätsfalle“
Das langwierige Nostrifizierungsverfahren ist nicht die einzige Hürde, die Ukrainer in Österreich beim Berufseinstieg überwinden müssen. Vor allem das System rund um die Grundversorgung für Geflüchtete sei eine „Inaktivitätsfalle“, so Andreas Achrainer, Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, bei einem Pressegespräch.
So erhalten Schutzberechtigte nach ihrer Ankunft in Österreich Unterstützung, um Grundbedürfnisse ihres alltäglichen Lebens rasch decken zu können. Sobald die Geflüchteten sich finanziell selbst erhalten können, fällt diese Unterstützung sofort weg. Das gilt unter Umständen auch für den Wohnplatz.
Vertriebene
78.000 Ukrainer leben aktuell in Österreich. Obwohl der Kriegsbeginn bereits fast drei Jahre zurückliegt, ist aktuell nur ein Drittel von ihnen berufstätig.
Grundversorgung
37.000 Ukrainer befinden sich derzeit in der Grundversorgung und erhalten Unterstützung vom Staat, um ihre alltäglichen Bedürfnisse decken zu können.
Viele Frauen
Der Großteil der ukrainischen Geflüchteten ist weiblich. Viele von ihnen haben Betreuungspflichten, die einen Berufseinstieg erschweren.
Freibetrag von 110 Euro monatlich
Der Freibetrag, den Bezieher der Grundversorgung dazuverdienen dürfen, ohne Geld zurückbezahlen zu müssen, liegt bei 110 Euro monatlich. Für jedes minderjährige Kind kommen noch einmal 80 Euro hinzu. So verlieren Geflüchtete bereits bei einer Teilzeitarbeit einen großen Teil der Unterstützung.
Das hindert gerade die vielen ukrainischen Frauen, die sich neben einer Arbeit noch um Kinderbetreuung oder Pflege älterer Familienmitglieder kümmern müssen, daran, einem Beruf nachzugehen.
Dabei könnten gerade Mangelbranchen die ukrainischen Arbeitskräfte gut gebrauchen. In der Pflege etwa werden Schätzungen zufolge bis 2030 51.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt.
Pflegekräfte aus Indien, Kolumbien oder Vietnam
Um den immer größer werdenden Bedarf zu decken, laufen aktuell Kooperationen zur Rekrutierung von Mitarbeitern etwa aus Indien, Kolumbien oder Vietnam.
Gleichzeitig wurden in der Vergangenheit auch die inländischen Ausbildungsmöglichkeiten ausgebaut und 2023 etwa zwei Lehrberufe im Pflegebereich eingeführt. Und diese werden nach und nach auch angenommen: Aktuell gibt es österreichweit insgesamt 152 Pflegelehrlinge.