Schon am Freitag, als noch von 12 bzw. später 14 Toten die Rede war, war klar: Das war der tödlichste israelische Einzelangriff auf den Libanon seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023, seitdem es fast täglich zu Beschuss zwischen Israel und der Hisbollah kommt.
Doch die Opferzahl ist noch weiter gestiegen, der Angriff hat ein mehrstöckiges Wohnhaus im Süden Beiruts zerstört, in einer Gegend, die gut bewohnt und eine Hisbollah-Hochburg war. Am Samstag vermeldete das libanesische Gesundheitsministerium mindestens 37 Tote, darunter auch Kinder und Frauen, zudem über 60 Verletzte.
Und während Helfer noch immer nach Vermissten suchten, hat Israel am Samstag bereits weitere Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon gemeldet. Libanesische Medien berichteten danach von Luftangriffen in weiten Teilen des Süd- und Ostlibanon. Gerade im Südlibanon kommen solche Angriffe häufig vor.
Raketen, Explosionen, Rauchwolken, Brände
Die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete, die bombardierten Gebiete befänden sich in der Nähe von Jezzine und in Gebieten südlich der Stadt Sidon sowie im westlichen Bekaa-Tal. Israelische Kampfflugzeuge „führten eine Reihe intensiver Luftangriffe in mehreren Durchgängen durch“, so NNA. Die Flugzeuge hätten eine Reihe von Luft-Boden-Raketen abgefeuert, es sei zu lauten Explosionen und Rauchwolken gekommen. Die Angriffe hätten auch Waldbrände verursacht, die von den Zivilschutzteams gelöscht werden mussten.
Auch die israelische Feuerwehr- und Rettungsbehörde teilte mit, dass in der Gegend von Safed und Beit Hillel im Nordlibanon nach Raketenbeschuss aus dem Libanon „eine Reihe“ von Bränden ausgebrochen sei.
Ranghohe Militärs tot
Bekannt wurde zudem, dass am Freitag nicht nur der ranghohe Hisbollah-Funktionär Ibrahim Aquil während einer Sitzung in Beirut mit Mitgliedern der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan getötet wurde. Auch der ebenfalls hochrangige Befehlshaber der pro-iranischen Schiitenmiliz Ahmed Wahbi ist bei dem Angriff offenbar gestorben.
Israels Armeesprecher Daniel Hagari warf Aquil später vor, Drahtzieher eines Hisbollah-Plans für einen Angriff auf Nordisrael gewesen zu sein. Dieser „Plan zur Eroberung von Galiläa“ sah demnach vor, „Israel zu infiltrieren, die Kontrolle über die Gemeinden in Galiläa zu übernehmen und israelische Zivilisten zu töten und zu entführen, ähnlich wie es die Hamas am 7. Oktober tat“, so Hagari. Die Hisbollah sprach in Bezug auf Aqil vom Märtyrertod eines ihrer „großen Anführer“.
Der Luftangriff vom Freitag ist ein weiterer schwerer Schlag für die Hisbollah, die bereits zu Wochenbeginn von den Tausenden Pager- und Walkie-Talkie-Explosionen getroffen wurde.
Fawaz Gerges, Nahost-Experte von der London School of Economics, glaubt, dass die Angriffe das strategische Kalkül zwischen Hisbollah und Israel nicht verändern werden: „Wer die Hisbollah von innen kennt, wird Ihnen sagen, dass diese Angriffe die Haltung der Hisbollah verhärten und sie noch entschlossener machen werden, ihren Weg fortzusetzen“, sagte dem Wallstreet Journal.