Eine Stimme deklamiert den Begriff „Staub“ in verschiedenen Sprachen. Eine Frau berichtet aus dem Off litanei-artig vom samstäglichen Putzen, vom Staub, der immer mehr wird, von ihrer Mutter, die in einem kleinen Dorf nach einem vollen Arbeitstag zu Hause ständig geputzt hat. So kommt Gangl auf das karge Leben der Frauen in der Provinz. Eine Nachricht der Mutter lässt aufhorchen, „Staub ist Leben, schreib das auf, bevor ich es vergesse…“.
Brillant gelingt der Autorin das Spiel mit Worten. Da wird das Wischen, plötzlich zum englischen Wish, also Wunsch, oder ein schlichtes Spiel mit Alliterationen, das vom Abgas auf Abwasser kommt. Der Text lässt nichts aus, reflektiert den Staub, der sich zu Hause auf Fensterbrettern festsetzt, der irgendwann zur Geburt eines Sternes beitragen kann, erzählt liebevoll von Schmutzpartikeln, die sich treffen. Manche Sätze lassen mit Tiefsinn aufmerken, etwa, wenn ein Darsteller von den Staubteilchen berichtet: „Die diskriminieren nicht, die wissen, es ist energetisch günstiger, man hält zusammen.“
Der dichte Text wird in absoluter Harmonie mit eindrücklichen Bildern auf der Bühne vom präzise agierenden Ensemble, Shabnam Chamani (Performance), Simon Dietersdorfer (Live-Musik und Performance), Fabricio Ferrari (Performance), gesprochen. Kunstvoll sind die Live-Projektionen, die Birgit Kellner während der Aufführung auf Overhead-Folien fertigt. In knappen 80 Minuten hat dieses Kollektiv ein echtes Gesamtkunstwerk aus Text, Musik, bildender Kunst und perfekt choreographierten Tanzeinlagen geschaffen und wurde zurecht bejubelt.
KURIER-Wertung: 4 Sterne