Startseite Politik Ist Wien tatsächlich anders? Wer stärker als Ludwig ist

Ist Wien tatsächlich anders? Wer stärker als Ludwig ist

von Max

Die Wiener SPÖ hält vielen Superlativen stand.

Beginnend bei der Regierungsdauer: Denn die Sozialdemokratie ist, freilich mit Unterbrechungen, seit rund hundert Jahren für die Verwaltung Wiens verantwortlich. Keine Partei hat in der Stadt je mehr Stimmen erhalten als die SPÖ. Und kein Mitbewerber ist je auch nur annähernd an das rote Votum herangekommen.

Michael Ludwig (Wien) und Peter Kaiser (Kärnten).

Den Grundstein für ihre Macht legten die Sozialdemokraten einst im „Roten Wien“: So bezeichnet man die Zeit von 1919 bis 1934, in der die Sozialdemokratische Partei mit absoluter Mehrheit regierte. Damals lebten die meisten Menschen in Hunger und Elend. Die Partei konnte mit ihren Themen – kommunaler Wohnbau, Bildung und Gesundheit – in breiten Bevölkerungsschichten punkten. 

Bis zu den letzten freien Wahlen 1932 bewegten sie sich bei um die 60 Prozent Zustimmung. 1945 konnten sie mit 57,18 Prozent praktisch nahtlos an den Erfolg anschließen: Sie landeten wieder auf dem ersten Platz.

Und da blieben die Sozialdemokraten in Wien bis heute: Wenngleich man mit  39,5 Prozent von den einstigen Erfolgen meilenweit entfernt ist. Im internationalen Vergleich ist dies freilich kein Alleinstellungsmerkmal, denn auch Metropolen wie Paris werden rot regiert. Doch zurück nach Österreich:  

Nur halb so stark wie Ludwig

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Sozialdemokraten bis heute der gewichtige Faktor in Wien sind. Die FPÖ mit Dominik Nepp schaffte zwar etwa eine Verdreifachung der Stimmen: Fünf Jahre nach Ibiza legten die Blauen 13,2 Prozent zu und landeten mit 20,4 Prozent auf Platz zwei. Und dennoch ist die FPÖ in Relation nach wie vor nur halb so stark wie Michael Ludwigs SPÖ.

Und wie sieht es mit der Macht innerhalb der SPÖ aus? 

Zugegeben eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt; doch blickt man rein auf die Zahlen, macht ein Landeshauptmann dem Bürgermeister der Bundeshauptstadt, der gleichzeitig auch Landeshauptmann ist, den ersten Platz abspenstig. 

Denn Hans Peter Doskozil stellt Anfang des Jahres im Burgenland mit 46,4 Prozent  den unangefochtenen Spitzenwert der SPÖ auf. Knapp hinter Ludwig – und damit gleichsam auf dem dritten SPÖ-Platz – ist Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (38,94 Prozent). Der will, wie berichtet, im Herbst aber als Parteichef zurücktreten.

Nachgerade durchschnittlich wirkt das zuvor erwähnte Votum für Wiens FPÖ-Chef Nepp im freiheitlichen Ländervergleich. Im November 2024 schafft Mario Kunasek 34,8 Prozent der Wähler für sich zu gewinnen und eroberte so den Landeshauptmann-Sessel. 

Was Vorarlberg mit Wien gemeinsam hat

Als Vize in einer Landesregierung sitzt seit 2024 auch Vorarlbergs FPÖ-Chef Christof Bitschi. Er erreicht bei der Landtagswahl 28 Prozent. Den Landeshauptmann im Ländle selbst stellt übrigens (ebenfalls seit Jahrzehnten und eine Analogie zu Wien) immer nur eine Partei: die Volkspartei. Doch Markus Wallner ist mit 38,3 Prozent nicht der „Stimmenkaiser“ der ÖVP.

KLAUSUR DER NEUEN STEIRISCHEN FPÖ-ÖVP LANDESREGIERUNG: KUNASEK / KHOM

 Mario Kunasek und Manuela Khom (Steiermark).

Den besten Platz unter allen ÖVP-Chefs kann nämlich Johanna Mikl-Leitner für sich beanspruchen. Die einzige Landeshauptfrau regiert in Niederösterreich seit 2023 mit 39,9 Prozent der Stimmen. 

Weit entfernt von Niederösterreich

Ein Votum, von dem Wiens ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer mit seinen 9,7 Prozent weit entfernt ist – um mehr als 30 Prozent. Das Ergebnis der ÖVP in Wien ist nicht nur einstellig und historisch schlecht, sondern auch das niedrigste aller Bundesländer.

Die Neos wiederum haben ihr bestes Wahlergebnis nun in Wien eingefahren. Nur in Vorarlberg sind sie ähnlich stark (8,9 %). 

Über eine konstante Zweistelligkeit freuen können sich die Grünen (14,5 Prozent), die im Bund die letzten fünf Jahre mitregierten und nun wieder auf der Oppositionsbank sitzen. Das werden sie aber wohl auch in Wien.

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