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Kraftstoffe sollen jedes Jahr weniger Treibhausgase erzeugen

von Max

Was sind die Lichtblicke?
Es eröffnen sich neue Chancen. Beispielsweise das Geschäft mit Kerosin, das sehr gut läuft. Zudem sind 25 Prozent der Produktion unserer Raffinerien Rohstoffe für die Chemie. Auch diese Sparte ist ordentlich ausgelastet. Ein weiterer Lichtblick ist unser herkömmliches Tankstellengeschäft mit solider Nachfrage der Konsumenten.

Bei der OMV-Hauptversammlung haben Klimaschützer demonstriert. Haben Sie Verständnis für Menschen, die das fossile Geschäft der OMV kritisieren?
Bei OMV respektieren wir das Recht auf freie Meinungsäußerung und stehen für einen offenen Dialog. Klar ist: OMV will bis spätestens 2050 ein Netto-Null-Unternehmen sein.

Die Chemicals-Sparte haben Sie erst zum März übernommen. Am 3. März erfolgte der Zusammenschluss von Borealis und Borouge. War das ein schwieriger Einstand?
Ich war acht Jahre lang im Borealis-Vorstand und kenne die Chemiesparte der OMV Gruppe deshalb gut. Eine Transaktion wie die geplante Gründung von Borouge Group International aus nächster Nähe zu begleiten ist eine einmalige Erfahrung.

Gibt es jetzt noch einen Bereich in der Chemicals-Sparte, der rein in OMV-Hand ist?
Ja. Wir haben weiterhin unsere Cracker-Anlagen in Schwechat und Burghausen und verkaufen unter anderem Monomere, wie beispielsweise Ethylen und Propylen an Borealis. Wir produzieren auch viele andere Produkte und setzen sie auf dem europäischen Markt ab.

Die OMV hat ihre ReOil-Anlage in Schwechat eingeweiht. Wieso ist die OMV in das chemische Recycling von Kunststoff eingestiegen?
Chemie basiert derzeit noch sehr auf rohölbasierten Rohstoffen. Unser Ziel ist, mehr und mehr Kreislaufwirtschaft zu betreiben. Borealis setzt schon seit Längerem mechanisches Recycling ein, bei dem recycelte Polyolefine vermehrt frischen Polyolefinen beigemischt werden. Mechanisches Recycling hat aber seine Grenzen. Für höherwertige Anwendungen, etwa Isolierungen für Hochspannungskabel oder bei Lebensmittelverpackungen, braucht man hochreine Polyolefine. Da kommt unsere ReOil-Technologie ins Spiel. Wir nutzen dabei nicht recycelbare Plastik-Abfälle und zersetzen sie in ihre Basiskomponenten. Diese kommen dann als Rohstoff in den Steamcracker, wo sie wieder in hochreine Monomere umgewandelt werden.

Wieviel CO2-Emissionen spart man dadurch im Vergleich zur Verwendung von Rohöl ein?
Je häufiger chemische Produkte in den Kreislauf geführt werden, desto stärker sinken die damit verbundenen Emissionen, und mit jeder Wiederverwertung steigt das Einsparungspotenzial.  Doch die CO₂-Reduktion ist nur einer von mehreren Vorteilen. Ein weiterer Aspekt ist die Ressourcenschonung: Durch chemisches Recycling verringert sich die Notwendigkeit, neue fossile Rohstoffe wie Erdöl zu fördern. Zudem leistet das Verfahren einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung. Plastikabfälle gelangen häufig in die Natur und tragen zur Entstehung von Mikroplastik bei. Wenn Kunststoffabfälle als wertvoller Rohstoff betrachtet werden, entsteht ein wirtschaftlicher Anreiz zur Sammlung und Rückführung in den Kreislauf. Für das ReOil-Verfahren sehen wir sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Perspektive eine große Zukunft.

Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe werden oft als Versuche von Greenwashing und der Verlängerung von Verbrennungsmotoren bezeichnet. Wie sehen Sie das?
Wir sehen Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe als notwendige Brückentechnologien. In Bereichen wie der Luftfahrt oder dem Schwerverkehr gibt es heute noch keine breit einsetzbaren Alternativen. Wichtig ist, dass diese Kraftstoffe nachhaltig produziert werden und tatsächlich zum Vermeiden von Emissionen beitragen. Unser Ziel ist ein pragmatischer Beitrag zur Dekarbonisierung.

Bei Wasserstoff hat die OMV große Pläne. Ein 140-Megawatt-Elektrolyseur in Bruck an der Leitha ist geplant. Ist der Wasserstoffmarkt bereit für diese Erzeugungskapazität?
In erster Linie werden wir den Wasserstoff selbst nutzen und ihn als Betriebsmittel zum Hydrieren von Kraftstoff einsetzen. Unsere Kraftstoffe sollen jedes Jahr weniger Treibhausgase erzeugen. Dieses Ziel erreichen wir, indem wir Bioprodukte beimischen. Das passiert etwa bei E10-Benzin und B7-Diesel. Aber wir wollen in diesem dynamischen Markt noch weiter gehen, zum Beispiel bei Diesel hydrierte Pflanzenöle (HVO) zumischen.

Wie kommt der Wasserstoff ins Spiel?
Grauen Wasserstoff durch grünen zu ersetzen ist eine Möglichkeit, um den Treibhauseffekt von Kraftstoffen weiter zu verringern. Dadurch verbessert sich beispielsweise der CO2-Fussabdruck von HVO. Wir wollen grünen Wasserstoff aber auch beim Entschwefeln von Kerosin einsetzen und bei der Produktion von Sustainable Aviation Fuel (SAF). Wenn die neue Anlage für grünen Wasserstoff läuft, können wir unsere Anlage zur Produktion von Wasserstoff aus Erdgas stilllegen. Wir werden perspektivisch keinen solchen grauen Wasserstoff mehr produzieren. Das ist gut für die Umwelt und hat auch Kostenvorteile. Denn nur Wasserstoffprojekte mit einem integrierten Geschäftsmodell kommen voran.

Woher kommt der erneuerbare Strom für die Herstellung des grünen Wasserstoffs?
Wir haben von verschiedenen Ökostromproduzenten in Österreich Strom über Langzeitverträge, sogenannte Power Purchase Agreements, zugekauft. Das klappt sehr gut und fördert auch den heimischen Ausbau erneuerbarer Energien. Unseren neuen Elektrolyseur bauen wir in Bruck an der Leitha auch wegen des Zugangs zum Hochspannungsnetz.

Wird die OMV auch andere Unternehmen mit grünem Wasserstoff beliefern?
Wenn die zukünftige Anlage in Bruck an der Leitha gut läuft und wir einen Überschuss produzieren, beliefern wir auch gerne andere Kunden mit grünem Wasserstoff. Wir sind dazu schon in Gesprächen, prüfen auch, ob wir das Leitungsnetz erweitern können.

Im September 2026 wird der CEO-Posten der OMV frei. Wären Sie daran interessiert?
Über die Nachbesetzung entscheidet der OMV Aufsichtsrat. Ich bin sehr zufrieden mit meinem derzeitigen Aufgabengebiet.

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