Den Satiriker, Lyriker, Kritiker und Zukunftsvoraussager Kurt Tucholsky (er warnte schon früh vor der Bedrohung des Nationalsozialismus) kann, soll, muss man eigentlich täglich lesen. Der Idee von Erich Kästners lyrischer Hausapotheke folgend, gibt es auch in Sachen Tucholsky jeden Tag einen guten Grund, einen kurzen Prosatext oder ein Gedicht des großen Schriftstellers der Weimarer Republik zur Hand zur nehmen.
Der Band „Auf tausend Straßen“ versammelt Essenzielles wie die Erörterung der Frage „Was darf Satire“ („Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt es ihm übel“) oder die bezaubernde, zeitlose Sommergeschichte „Schloss Gripsholm“. Tucholsky kommt mit sämtlichen seiner Pseudonyme vor: Theobald Tiger, Peter Panter, Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser. Die Künstlerin Stefanie Harjes hat dieses Buch fantastisch illustriert, man ist verleitet, zu mutmaßen: Tucholsky hätt’s gefallen.