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Leckt’s mich doch bitte alle am A…

von Max

Benjamin Karl hat das Snowboarden geprägt und belebt. Der 39-jährige Niederösterreicher ist Olympiasieger und fünffacher Weltmeister und geht am Donnerstag bei der WM in St. Moritz wieder auf Medaillenjagd. In dieser Saison fährt der Gesamtweltcupsieger seinem ersten Erfolg noch hinterher.

KURIER: Ein Winter ohne Sieg, das kennt man von Ihnen gar nicht. 

Benjamin Karl: Wenn man wie ich vier Mal auf dem Podium war, dann darf man grundsätzlich nicht jammern. Und was bisher in der Saison war, ist eh völlig egal, wenn ich Weltmeister werde. Also kann es für mich noch eine richtig gute Saison werden.

Warum ist diese Saison nicht so gelaufen?

Ich habe diese Saison genutzt, um das Material weiter zu entwickeln und zu tüfteln. Das kostet dann halt den einen oder anderen Podestplatz. Das habe ich bewusst in Kauf genommen. Man kann nicht gleichzeitig Testfahrer, Chefentwickler und Seriensieger sein. Außerdem hätte es mir ohne das Testen nicht mehr richtig Spaß gemacht.

War das der Grund, weshalb Sie den Heimweltcup in Gastein ausgelassen haben?

Genau. Aber die Motivationsprobleme haben schon viel früher angefangen. In Wahrheit zehn Minuten nach meinem Gesamtweltcupsieg im letzten Winter.

Was ist da passiert?

Wir sind bei einem Bier zusammengesessen und mein Trainer hat gesagt: ‚Weißt du, was cool wäre? Nächstes Jahr holen wir alle drei Kristallkugeln.‘ Wenn einem irgendwie die Ziele ausgehen, dann ist man froh darüber, wenn jemand anderer hilft und sie definiert. Ich habe in diesem Moment nicht gewusst, was als Nächstes kommen soll.

Das klingt nach einem aber…

Aber dieses Ziel ist damals vom Trainer gekommen und plötzlich haben alle mitgemacht und nur mehr davon geredet. Am Anfang habe ich mir auch noch gedacht: Okay, das sind eigentlich coole Ziele.

Und dann?

Das Problem war: Diese Ziele sind auf mich projiziert worden. Das war nicht so wie früher, wo ich selbst gesagt habe: ‚Ich will WM-Gold!‘ Das ist immer von mir gekommen und war tief in meinem Herzen drinnen. Diesmal war es anders und das Ganze hat mich unglücklich gemacht. Auch der Druck, der da plötzlich entstanden ist. Diese Diskrepanz zwischen dem, was ich will und was die anderen in mir sehen, war irgendwann so groß, dass ich gesagt habe: ‚Hey, wisst ihr was: Leckt’s mich doch bitte alle am Arsch.‘

Welche Ziele verfolgen Sie denn grundsätzlich?

Während der Saison hätte ich das noch gar nicht genau sagen können. Auch die WM war lange kein richtiges Ziel. Das ist erst in den letzten Tagen so richtig aufgekommen. Im Riesentorlauf Weltmeister zu werden – das hätte was. Wenn Sie mich Mitte der Saison gefragt hätten, ob ich es geil finden würde, noch einmal Weltmeister zu werden…

…dann?

Dann hätte ich Ihnen geantwortet, dass es mir scheißegal wäre. Ich habe eh schon genug Goldmedaillen. Wenn Sie mich jetzt fragen, dann antworte ich ihnen aus voller Überzeugung: Ja, ich will unbedingt Weltmeister werden.

Woran merken Sie, dass Sie den Spaß und die Motivation wieder gefunden haben?

Der Fokus wird schärfer, weil man ja ein klares Ziel vor Augen hat. Ich erkläre es immer so: Wenn du in Salzburg mit dem Auto startest und nicht weißt, ob du nach Innsbruck oder nach Wien fahren sollst, dann verirrst du dich oder bleibst auf der Stelle stehen. Mit diesem Ziel, Weltmeister zu werden, fällt es mir wieder leichter, Prioritäten zu setzen. Deshalb habe ich das Weltcupfinale ausgelassen.

Gehen Sie nach dieser Saison als Außenseiter in die WM?

Ich bin lange Zeit meines Lebens unterschätzt worden. Das war in meiner Kindheit so und später auch im Nachwuchs. Diesen Vorteil habe ich aber leider nicht mehr. Alle wissen, dass ich gerade bei Großereignissen immer stark bin. Je mehr es darum geht, friss, oder stirb, umso besser bin ich.

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