Wer durch heimische Innenstädte geht, kennt das Bild: Statt hübsch dekorierter Schaufenster mit einem abwechslungsreichen Warenangebot, das Lust zum Shoppen macht, steht man immer öfter vor zugeklebten Fronten oder leeren Geschäftslokalen.
Das Stimmungsbild spiegelt sich auch im aktuellen „City Retail Health Check“ wider. Die Shopflächen in den 20 größten Städten Österreichs zeigen im Vergleich zum Vorjahr zwar ein minimales Wachstum von 0,26 Prozent. Doch dieses Plus ist fast ausschließlich auf die Eröffnung der Shoppingmall Vio Plaza (10.600 m2) in Wien-Meidling zurückzuführen. Ohne diese Expansion wäre die Verkaufsfläche 2024 erneut um 0,37 Prozent gesunken. „Es herrscht Tristesse am österreichischen Retailmarkt“, fasst es Hannes Lindner, Geschäftsführer von Standort+Markt, zusammen.
Seit 2013 erfasst Standort+Markt in den 20 größten Städten Österreichs sämtliche Shopflächen. Das ermöglicht ein gutes Monitoring zum Zustand und den Veränderungen der österreichischen Ballungszentren. Analysiert wurden insgesamt 13.300 Shops auf einer Fläche von rund zwei Millionen Quadratmetern.
Leerstand nimmt zu
Die Leerstandsquote in den 24 größten Innenstadtbereichen ist 2024 auf 5,5 Prozent gestiegen (2023: 4,9 Prozent). Noch dramatischer ist die Situation in den Kleinstädten, wo der Leerstand bereits 15,6 Prozent erreicht hat. Besonders betroffen sind hier Hartberg, Knittelfeld, Bruck an der Mur, Bruck an der Leitha, Horn, Liezen und Hollabrunn mit Leerstandsquoten von über 20 Prozent.
Mode und Möbel verlieren
In den letzten zehn Jahren hat der Modehandel in den Primär- und Sekundärstädten rund 123.000 m2 Verkaufsfläche verloren (–20 Prozent), während die Nahversorgung kontinuierlich zulegt. Mit der Schließung der Leiner-Häuser 2021 begann der Verkaufsflächenrückgang im Einrichtungssegment. Zuvor lag der Flächenanteil noch bei acht Prozent, heute sind es nur mehr 5,3 Prozent. Als neue Mieter ziehen Arztpraxen, Gastronomie oder Dienstleister wie Barbershops ein. Aber auch hier sieht Lindner den Bedarf bald gedeckt.
Um die Innenstädte zu beleben, empfiehlt Hannes Lindner die Konzentration auf A-Lagen, einen Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeit und Freizeit sowie eine gute Aufenthaltsqualität. Dazu gehören Sicherheit und Sauberkeit genauso wie genügend Sitzgelegenheiten und Parkplätze.