Die Architektur in Holzbauweise ist ungebrochen auf dem Vormarsch. Der traditionelle Baustoff überzeugt durch seine Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und ästhetische Vielfalt. Die Rudolf-Steiner-Schule in der Endresstraße in Wien-Liesing ist ein gutes Beispiel dafür. Das Bestandsgebäude aus dem 19. Jahrhundert wurde in den vergangenen zwei Jahren erweitert. Die Schule behielt straßenseitig ihr Erscheinungsbild. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass hofseitig aus dem historischen Gebäude ein lang gezogener Baukörper in Holzbauweise „herauswächst“. Die Stahlverbindungen wurden zugunsten von Holzbaulösungen minimiert.
Im Inneren des Gebäudes ist Lehm das bestimmende Material. „Lehm ist ein fantastisches Naturprodukt. Er wurde direkt auf der Baustelle als Aushubprodukt gewonnen, mehrfach gesiebt und aufbereitet und schließlich als Putz auf die Holzkonstruktion aufgetragen. Er hält die Luftfeuchtigkeit konstant bei 40 bis 50 Prozent und sorgt damit für ein angenehmes Raumklima“, schwärmt Architekt Andi Breuss über die Vorteile dieses Baustoffes. „Natürlich erfüllt er auch die bauphysikalischen Anforderungen hinsichtlich Schall- und Brandschutz.“
Spannende Einblicke
Interessierte können sich am kommenden Wochenende selbst ein Bild davon machen. Denn am 14. und 15. September lädt „Open House Wien“ wieder dazu ein, faszinierende Architekturprojekte in Wien und Umgebung zu erkunden. Dabei bietet sich die Gelegenheit, 55 Bauwerke zu besichtigen, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Bei freiem Eintritt und ohne Voranmeldung stehen Führungen auf dem Programm, die von Volunteers, Nutzern und Fachpersonen mit jeder Menge Hintergrundwissen angeboten werden.
Für das zehnjährige Jubiläum haben die Festivalleiterinnen Barbara Libert und Christine Lechner bei der Auswahl der Gebäude nachhaltige Stadtentwicklung in den Mittelpunkt gestellt und greifen die Schwerpunkte Holz und Lehm als zukunftsfitte Baustoffe, Freiräume in der Stadt sowie Nachnutzung von ehemaligen Betriebsgebäuden auf.
Blick hinter die Kulissen
Ehemalige Betriebsstätten in der Stadt erleben derzeit eine spannende Transformation. Durch innovative Nachnutzungskonzepte entstehen aus alten Fabriken und Gewerbehallen lebendige Wohn- und Arbeitsräume, Kulturzentren und Freizeitbereiche. Diese Projekte tragen nicht nur zur Belebung des urbanen Raums bei, sondern bewahren auch historisch wertvolle Bausubstanz und fördern nachhaltige Stadtentwicklung.
Mit dabei bei „Open House Wien“ sind unter anderem die ehemalige Sargfabrik Fabrik1230 in Atzgersdorf, die Favoritner Gösserhalle sowie die erst seit Kurzem leer stehende Ankerbrotfabrik, die unter dem Titel „Zukunftsanker“ zu neuem Leben erweckt werden soll. Zu besichtigen gibt es den Getreidespeicher mit 13 Geschoßen sowie die 100 Jahre alte Bogenhalle mit einer Spannweite von 50 Metern.
Letzte Chance
Die Universitätsbibliothek Wien gibt noch einmal exklusive Einblicke, bevor das Büchermagazin nach Floridsdorf übersiedelt. Die Runde führt vom Lesesaal zur Dachkonstruktion und schließlich hinab, wo mehrere Millionen Bücher noch ihr Zuhause haben.