Bei den israelischen Luftangriffen im Libanon sind nach jüngsten Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mindestens 274 Menschen getötet und 1.024 verletzt worden.
Unter den Toten und Verletzten seien auch zahlreiche Kinder. Als Reaktion feuerte die Hisbollah-Miliz erneut Dutzende Raketen auf Israel, die weiter reichten als bisher in dem Konflikt. Nach Angaben der israelischen Armee heulten unter anderem südlich der Hafenstadt Haifa die Warnsirenen.
Einige der Geschosse seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere auf offenem Gebiet eingeschlagen. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte oder Sachschäden. Auch im besetzten Westjordanland gab es Raketenalarm.
Israel griff 300 Hisbollah-Ziele an
Seit dem Morgen seien „mehr als 300 Hisbollah-Ziele angegriffen worden“, hieß es in einer Erklärung Israels. Zuvor hatte es geheißen, allein zwischen 06.30 Uhr und 07.30 Uhr (Ortszeit) seien 150 Luftangriffe ausgeführt worden. Später avisierte Israel auch noch Angriffe im Ostlibanon.
Die israelische Armee hatte am Montag „umfangreichere und präzisere“ Angriffe angekündigt. Sie forderte die Bevölkerung im Süden des Libanon auf, sich in Sicherheit zu bringen.
Der Konflikt zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah hatte sich in den vergangenen Tagen nochmals verschärft. Mit einem gezielten Luftangriff tötete die israelische Armee in Beirut mehrere ranghohe Hisbollah-Kommandanten, zudem gab sie die Zerstörung Tausender Raketenabschussrampen im Südlibanon bekannt.
Die Hisbollah verstärkte am Wochenende ihrerseits ihre Angriffe. Allein in der Nacht auf Sonntag waren nach israelischen Angaben rund 150 Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert worden.
Nach den jüngsten israelischen Luftangriffen feuerte die Hisbollah nach eigenen Angaben erneut Dutzende Raketen auf mehrere israelische Militärposten abgefeuert. Details oder eine israelische Stellungnahme dazu lagen zunächst nicht vor.
Im Libanon gingen nach Angaben des dortigen Telekomkonzerns Ogero mehr als 80.000 mutmaßliche israelische Anrufversuche ein, mit denen Menschen zum Evakuieren ihrer Wohngegenden aufgerufen werden sollten. Ogero-Chef Imad Kreidieh bezeichnet diese im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters als „psychologische Kriegsführung, um Schaden und Chaos anzurichten“.
Das israelische Militär hatte zuvor über mehrere Kanäle die Menschen im Libanon dazu aufgerufen, sich von Hisbollah-Stellungen fernzuhalten.
„Zerstörungsplan“ gegen den Libanon
Der libanesische Regierungschef Najib Mikati warf Israel einen „Zerstörungsplan“ gegen den Libanon vor. „Die anhaltende israelische Aggression gegen den Libanon ist ein Ausrottungskrieg in jedem Sinne des Wortes und ein Zerstörungsplan, der darauf abzielt, libanesische Dörfer und Städte zu vernichten“, sagte Mikati am Montag bei einer Kabinettssitzung. Er rief die Vereinten Nationen auf, Israel davon abzuhalten. Er appellierte auch konkret an die UNO-Generalversammlung sowie „einflussreiche Länder“.
Am Hauptsitz der Vereinten Nationen beginnt am Dienstag die UNO-Generaldebatte, dazu reisen rund 150 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt nach New York. Mikati hatte seine Teilnahme am Samstag wegen des eskalierenden Konflikts zwischen Israel und der von Israels Erzfeind Iran unterstützten, libanesischen Hisbollah-Miliz abgesagt.