In einem leeren Raum hängen in zwei Reihen zehn überdimensionierte Diskokugeln. Die Reflexionen der winzigen Spiegel glitzern an den weißen Wänden, Licht und Schatten kreieren feine Muster, die über die Gesichter der Besucher gleiten.
Dieses Werk von John M. Armleder und viele weitere sind zu sehen in der neuen Ausstellung Light Sound Senses in der Heidi Horten Collection. Es ist die erste Ausstellung im Haus, die ihren Fokus nicht auf Malerei und Grafik legt. Zu sehen sind Leihgaben, Sammlungsstücke und eigens für die Ausstellung und ihre Räume konzipierte Werke. Die Schau regt dazu an, vom alleinigen Betrachten wegzukommen. Dabei verspricht sie ein immersives Erlebnis, das alle Sinne herausfordert. Im Zentrum steht das Licht als physikalisches und ästhetisches Phänomen.
So zum Beispiel auch bei der Lichtinstallation „Your Uncertain Shadow (colour)“ von Olafur Eliasson. Dabei sind fünf Lampen in vier verschiedenen Farben installiert, die auf eine weiße Wand gerichtet sind. Tritt ein Besucher vor die Lampen, ergeben sich verschiedenfarbige Schatten auf der gegenüberliegenden Wand, mit denen der Besucher interagieren kann.
Auch für den Geruchssinn hat die Ausstellung Reize parat. Da hat etwa Künstlerin Helga Griffiths eine Duftlampe gebaut, die den Geruch eines Ortes bewahrt, den es nicht mehr gibt. Gemeinsam mit dem Parfümeur Karl Heinz Bork und dem Syrer Muhamad Aszizi hat sie den Geruch von Aszizis Zuhause in Damaskus rekreiert, das durch den Krieg zerstört wurde, und in das Zentrum einer Lampe gesetzt, die die Grenzen verschiedener Länder an die Wand projiziert. Die Lampe duftet nach Sandelholz und damaszenischen Rosen.
Auch bei der deutschen Künstlerin Lena Henke riecht es – und zwar nach Pferdestall. In einem eigenen Raum sitzt die Skulptur eines Pferdekopfes, aus Leder gefertigt. Ein subtiler, eigens für den Raum kreierter Geruch nach Pferd und Leder umspielt das Werk. Mit dem Pferdewerk bezieht sich die Künstlerin auf die Geschichte des Hauses, in dem die Horten Collection untergebracht ist. Sie behauste früher auch eine Winterreitschule.
Die Ausstellung ist mehr ein Durchwandern einer Landschaft mit fließenden Übergängen als eine starre Aneinanderreihung von Werken. Sie ist aufgeteilt über einen offenen Raum auf zwei Stockwerken, nur abgetrennt durch eigens für die Ausstellung aufgestellte weiße Kuben. Die drei Themenbereiche Light, Sound und Senses gehen ineinander über. Mal bekommt ein Werk einen eigenen Raum, mal hängen mehrere beiläufig nebeneinander an der Wand.
Bei all den Eindrücken bleibt am Ende die Frage über, was die Werke eint – bis auf die Tatsache, dass sie mehrere Sinne ansprechen. Denn ein historischer oder thematischer gemeinsamer Nenner fehlt. Manche der ausgestellten Werke sind politisch, andere nostalgisch, wieder andere setzen sich kritisch mit dem Kunstbegriff auseinander. Beim Durchwandern der Ausstellung selbst kommt die Vielschichtigkeit der angesprochenen Themen wenig durch. Vielleicht ist das aber auch nicht Sinn der Ausstellung; vielleicht ist sie einfach dazu da, erlebt zu werden.