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Luftfahrt-Boom lässt Wiener Frequentis-Konzern abheben

von Max

„Bei der Luftsicherung gibt es keinen komplexeren Luftraum als Europa“, berichtet Norbert Haslacher im KURIER-Gespräch. Er ist Chef des Wiener Technologiekonzerns Frequentis, der sicherheitskritische Informations- und Kommunikationssysteme unter anderen für die zivile Luftfahrt entwickelt.

Vom Boom der Luftfahrt profitiert auch Frequentis. 

„Wir liefern fast ausschließlich an Behörden, das macht uns sehr unabhängig von der Makroökonomie. Das hat uns gut durch die Pandemie und die  Zeit der hohen Inflation gebracht“, so Haslacher. Und die Prognosen für die Luftfahrt zeigen weiter nach oben, wobei mit dem größten Wachstum in Asien gerechnet wird. „In Europa liegt der Fokus eher auf die Einhaltung von ESG-Kriterien und weniger Co2-Ausstoß“, sagt der Vorstandschef. 

Für die Herausforderungen hat Frequentis einige Lösungen entwickelt. Eine davon ist relativ neu am Markt und nennt sich Digitaler Tower. Dieser ermöglicht die Steuerung und Überwachung des Verkehrs an Flughäfen, ohne dass Lotsen physisch im Tower am Flughafen anwesend sein müssen. 

Stattdessen werden die Daten an ein entferntes Tower Control Center übertragen, wo die Lotsen die Kontrolle übernehmen. Dort sehen sie mit Hilfe von Kameras und Sensoren eine Live-Ansicht des Flughafens. Alle typischen Aufgaben eines Towers werden aus der Ferne durchgeführt. Das bringt mehr Flexibilität und spart Kosten. „Das hilft auch die Zeit zwischen Ankunft und Abflug zu optimieren, da ist noch einiges herauszuholen“, so Haslacher.

Der Remote Tower von Frequentis ist laut Haslacher seit zwei Jahren in Abu Dhabi sowie in Oslo im Einsatz. Auch die Austro Control evaluiert derzeit den Einsatz eines Remote Towers. „Im Laufe des Jahres erwarten wir Erkenntnisse dazu“, sagt Sprecher Markus Pohanka zum KURIER. Das könnte den Neubau eines Turms ersparen, wobei aktuell dies in Österreich nicht geplant sei.

Mehr als eine Million Tonnen CO₂-Emissionen eingespart 

Ein anderes Tool ist bereits seit mehr als 20 Jahren weltweit im Einsatz und hat Frequentis zufolge mehr als eine Million Tonnen CO₂-Emissionen eingespart. Dabei handelt es sich um den Arrival Manager (AMAN). Er soll Lotsen dabei unterstützen, ankommende Flüge effizient zu managen und die verfügbaren Kapazitäten der Landebahnen sowie Lufträumen optimal zu nutzen. 

„AMAN verbessert die Vorhersage von Verzögerungen im Landeanflug, infolge wird die Geschwindigkeit angepasst, was den Bedarf an Warteschleifen verringert“, so Haslacher. Weltweit habe Frequentis in dem Bereich einen Marktanteil von 60 Prozent. 

Künstliche Intelligenz

Auch bei Frequentis ist die Künstliche Intelligenz Thema. Haslacher: „Wir verwenden KI als Supporttool, etwa um Störgeräusche im Funkverkehr herauszufiltern.“ Oder auch zur besseren Erkennung von Objekten, etwa um Vögel oder Wolken auszuschließen. Aus Sicherheitsgründen entscheide aber nicht immer die KI, etwa bei einer Routenänderung eines Fluges. „Die Letztentscheidung werden die Menschen treffen.“ 

Vorstellbar sei der KI-Einsatz auch bei Flügen mit nur einem Piloten. „Das wäre vielleicht eine Lösung für den wachsenden Flugverkehr.“ Oder auch am Boden bei Lotsen angesichts des großen Bedarfs.

Großes Potenzial bei Drohnen

Beim Thema Drohnen ortet Haslacher ebenfalls großes Potenzial. „In 10 bis 15 Jahren wird es mehr Drohnen als Flugzeuge geben.“ Denn die Zahl der Anwendungsfälle steige. Allerdings seien die Regulatoren noch überfordert, vor allem was Flüge ohne visuellen Kontakt betrifft. Fürs Radar seien die meisten Geräte zu klein, daher sei ein Transponder nötig. 

„Man muss die Drohnen sichtbar machen, um sie mit anderen Luftfahrzeugen zu managen.“ Eines stellt Haslacher aber klar: „Wir stellen nur Software für zivile Drohnen zur Verfügung, mit militärischen Operationen wollen wir nichts zu tun haben.“

Mögliche neue US-Strafzölle sieht der Manager „relativ entspannt“. Man verkauft erstens primär Software, zweitens stamme 70 Prozent der Wertschöpfungspallette aus den USA und drittens betrage der Umsatzanteil des Landes nur 12 Prozent (bei einer Exportquote von 98 Prozent). Das größte Wachstum erwartet er ohnehin in Asien. „Alleine Indien baut in den nächsten 10 Jahren 100 Flughäfen.“

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