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Magie der Bilderwelten aus dem Alltag

von Max

Noch bevor das Geschehen beginnt, wird man in dieses sofort selbst hineingezogen. Die Garderobe und die Bar sind direkt in den Saal des Wiener Odeon verlegt. Ein Klavierspieler liefert den Begleitsound. Man wandelt zwischen Plakatwänden, die sich später wenden lassen und Zimmer formen, zwischen Tischen und Sesseln.

Max Kaufmann, der Sohn von Erwin Piplits und Erika Kaufmann, hat das Serapions Theater übernommen. Mit seiner Produktion „Modus vivendi“ setzt er die Tradition seiner Eltern nicht nur fort, sondern fulminant in die Zukunft. Er führt in unsere Welt, zeigt Menschen, die sich durch den Alltag leben. Hier nahezu schwebend, in tänzerischen, brillanten akrobatischen Bewegungen. Das wirkt, als würde sich die Magie des Serapions Ensembles mit der Theaterkunst von Peter Brook in einer Atmosphäre, wie man sie aus den Produktionen der legendären Ariane Mnouchkine kennt, vereinen.

Fast durchgehend wird Musik eingespielt, erst vom Pianisten, dann vom Band. Einmal fällt der Satz: „Jeder Moment hat seine Melodie“. So ist es auch. Jede Szene ist präzise mit dem Sound im Saal abgestimmt und akkurat durchchoreographiert, manche referieren darauf, was bereits geschehen ist, andere zeigen, was geschehen wird. Man trifft einsame Individuen, die sich wie Schutzsuchende zu einer Gruppe in der U-Bahn formieren. Im Hintergrund laufen einmal die nächtlichen, dann die morgendlichen Bilder einer Stadt. Der Zauber, der hier mit wenigen Mitteln generiert wird, überwältigt. 

"Modus Vivendi" des Serapion Theaters: Magie der Bilderwelten aus dem Alltag

Die Frage, wie entkommen wir dem immer Gleichen, drängt sich auf. Irgendwann gibt es einen Bruch. Ein Mann, der sich zum Schlafen richtet, greift zu einem Buch, zitiert das Gedicht „Ich bin nicht ich“ des spanischen Literaturnobelpreisträgers Juan Ramón Jiménez. Diese Verse, die wie aus einem Traum ertönen, kombiniert er mit einem Gedicht von Wendell Berry. Kaufmann lässt jede Szene logisch in die andere übergehen. Atemberaubend, wenn er ein Bild mit der Aufschrift „Dream“ auf der Bühne umsetzt, indem er ein gigantisches, grünes Seidenzelt herabsenkt. Am Ende wird die Aussicht auf Erlösung geboten, wieder mit einem Traumbild. Das Publikum bejubelte diese glänzende Produktion. Ab 10. April lässt eine Ausstellung im Odeon auf 45 Jahre Serapions Theater zurückblicken.

Kurier-Wertung: Fünf Sterne

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