Mit mehr als zwei Millionen Händlern und Unternehmen als Kunden zählt Nexi zu den führenden digitalen Zahlungsdienstleistern in Europa.
Der KURIER hat mit Damir Leko, dem Österreich-Chef des Unternehmens, über Mindestbeträge bei Kartenzahlungen, Bankomatkassen in Arztpraxen und den österreichischen Markt nach dem Ausstieg der Banken bei Card Complete gesprochen.
Nexi-Österreich-Chef Damir Leko
Österreich gilt als Bargeldland. Tut sich ein Zahlungsdienstleister wie nexi hierzulande schwerer als in anderen Ländern?
Österreich hat im internationalen Vergleich sicher eine hohe Bargeldnutzung. Das hat sich aber durch die Digitalisierung aber auch geändert. Jugendliche bezahlen gerne digital, mit dem Handy, aber auch mit der Smartwatch. Für den Handel ist es wichtig, dass eine Vielzahl an Bezahlmöglichkeiten anzubieten.
Wie läuft Ihr Österreich-Geschäft?
Unser Österreich-Geschäft läuft sehr gut. Wir bringen innovative Lösungen, die wir europaweit anbieten und sind vom klassischen Handel – vom kleinen Modegeschäft in der Wiener Innenstadt bis zur Spitzengastronomie in Kitzbühel – vertreten.
Wo sehen Sie in Österreich die größten Wachstumsmöglichkeiten?
Wir sehen, dass bestimmte Branchen noch nicht sehr stark erschlossen sind. Das beste Beispiel sind Ärzte oder Psychotherapeuten. Man zahlt noch immer auf Rechnung oder bar. Das kostet Zeit und Ressourcen. Auch im Tourismus könnten mit Bezahlmethoden, die Touristen gerne nutzen, die Umsätze gesteigert werden.
Können Sie mir ein Beispiel nennen?
In Österreich nimmt der Tourismus aus Asien wieder stark zu. Ein durchschnittlicher asiatischer Tourist hat 5.000 Euro zum Einkaufen zur Verfügung. Asiatische Touristen sind es gewohnt, mit AliPay (Anm.: digitaler Bezahldienst aus China) zu bezahlen. Für Händler, die diese Bezahlmöglichkeit anbieten, ergibt sich dadurch ein enormes Potenzial.
Die Nexi Group ist ein führender europäischer Zahlungsdienstleister und ist mit digitalen Bezahllösungen in mehr als 25 Ländern aktiv.
Die Gruppe mit Sitz in Mailand zählt Unternehmen im stationären Handel, im E-Commerce und in der Gastronomie zu ihren Kunden und hat europaweit mehr als 10.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Damir Leko leitet Nexi Austria seit 2022. Davor war er in führenden Positionen vorwiegend im Einzelhandel tätig.
In manchen Geschäften kann man Beträge bis zu 10 Euro nicht mit Karte bezahlen, weil Händlern die Gebühren zu hoch sind. Wie viel verdienen Sie, wenn ich eine Semmel bargeldlos bezahle?
Wir bieten beispielsweise einen Tarif an, bei dem wir für alle Transaktionen, egal ob Debit- oder Kreditkarte, ein Prozent des entsprechenden Umsatzes erhalten. Damit decken wir die kompletten entstehenden Kosten ab. Der größte Anteil dabei sind Gebühren für die Banken und Kreditkartenfirmen, die wir eins zu eins weiterreichen. Zudem decken wir damit bei uns entstehenden Kosten für die Transaktionsabwicklung, die Bereitstellung und laufende Investition in eine sichere und hochverfügbare Zahlungsinfrastruktur sowie die Betrugsprävention.
Raiffeisen und Bank Austria sind vor kurzem bei card complete ausgestiegen und wollen Kreditkarten künftig selbst ausgeben. Was ändert sich für den Markt?
Der Payment-Markt ist Stark im Wandel. In Österreich gibt es eine wachsende Nachfrage nach digitalen Bezahlmöglichkeiten. Für bestehende Anbieter, aber auch für innovative Lösungen gibt es viele Chancen.
Wie haben sich die Zahlungsgewohnheiten geändert, welche Trends sehen Sie?
Omnichannel-Lösungen haben zugenommen. Wenn man etwa über die App einkauft, aber die Ware im Geschäft abholt, bekommen beide Seiten die Daten. Das sind Themen, die viel Verzahnung erfordern. Auch Tap to Pay, bei dem Smartphones zu mobilen Bezahlterminals werden, aber auch Applikationen auf klassischen mobilen Terminals, werden stark nachgefragt.
Ist das Geschäft mit den klassischen Kassenterminals durch solche Lösungen zurückgegangen?
Wir haben in Österreich viele zentrale Kassensysteme mit dem klassischen Bankomat-Terminal. Das ist nicht zurückgegangen und wird auch weiter bestehen bleiben. Mobile Bezahlmöglichkeiten können Bezahlvorgänge beschleunigen, weil sich Konsumenten nicht mehr an der Kasse anstellen müssen.
Wie läuft es im Online-Handel? Österreichische Händler jammern über die Konkurrenz aus China.
Was wir jetzt mit fernöstlichen Anbietern sehen, hatten wir vor einigen Jahren mit Amazon. Ich sehe eine Riesenchance für den Handel darin, auf die Qualität und die Regionalität der Produkte zu setzen und etwa auch Ratenzahlungen zu ermöglichen.