Neo-Sportdirektor Parensen legte sich bisweilen nicht fest, wer neuer Trainer bei Sturm Graz wird. Fix ist nur, dass Jürgen Säumel bis zur Winterpause bleiben wird. Viele Gründe sprechen aber dafür, dass der gebürtige Friesacher länger bei seinem Herzensklub bleiben sollte.
Mehr als 189 Spiele für Sturm Graz
Jürgen Säumel kennt die Grazer wohl so gut wie kaum ein anderer. Bereits als Jugendspieler war er 1999 zu den Blackies gestoßen, durchlief die U17 und U19 und wurde mit der Saison 2001 in den Profikader hochgezogen.
Im Jahr 2008 erfolgte dann der Wechsel nach Turin und kurze Stationen beim FC Turin, Brescia Calcio und dem MSV Duisburg, ehe Säumel 2011 für weitere zwei Jahre zu Sturm zurückkehrte. Von 2013-2017 dann der Karrierefinale bei Wiener Neustadt und dem FC Wacker. In seiner Zeit bei Sturm war Säumel nicht nur Kapitän sondern auch Publikumsliebling.
Seit Anfang 2024 als Trainer bei Sturm
Seit 1.1.2024 zeichnete Säumel für die 2. Mannschaft der Grazer, seit 1.7.2024 zudem für die SK Sturm UEFA U19, die in der UEFA Youth League startet, verantwortlich. Seit dem Abgang von Christian Ilzer betreut er interimistisch die 1. Mannschaft.
Dem vorangegangen waren Stationen als Trainer der 2. Mannschaft von Wolfsberg, als Co-Trainer von Franco Foda beim Nationalteam und als Co-Trainer von Markus Schopp beim TSV Hartberg.
Zwei Siege zum Debüt
Für Säumel hätte es in seinen ersten beiden Pflichtspielen als Cheftrainer besser nicht laufen können. Ein 7:0 in der Liga gegen Austria Klagenfurt und ein 1:0 in der Champions League gegen den FC Girona.
Wer dachte, dass die Grazer nach dem Abgang von Christian Ilzer in ein Loch fallen würde, sieht sich nun vorerst getäuscht. Die Grazer zeigten erfrischenden Fußball und präsentierten sich gegen beide Gegner stark.
Was für Säumel spricht?
Säumel trägt den SK Sturm im Herzen, kennt den Club und vertraute in seinen ersten beiden Spielen auf Bewährtes. Keine großen taktischen und personellen Umstellungen, Säumel drehte nur an kleinen Schräubchen und das mit Erfolg.
Und genau jener Bezug ist es, der vor allem auch für das Grazer Publikum wichtig ist, das einen Lokalmatadoren mit Sturm-Vergangenheit gerne mit offenen Armen begrüßt. Jene ohne Sturm-Vergangenheit, die überspitzt formuliert nur auf der Durchreise zu Gast in Graz waren, hatten es dagegen eher schwer. Man denke nur an das Fiasko um Gilbert Gress und die Kurzzeitbediensteten Peter Hyballa, Heiko Vogel und Nestor El Maestro.
Für Säumel spricht, dass er auf einen ähnlichen Fußball setzt, wie Christian Ilzer. Es würde sich also nur wenig am unter Ilzer so erfolgreichen Fußball der Grazer ändern, weder taktisch noch personell.
Dass Markus Schopp vor wenigen Monaten vom TSV Hartberg zum LASK gewechselt ist, spielt Säumel überdies in die Karten. Ansonsten wäre wohl der Neo-LASK-Trainer Favorit auf den Job bei den Blackies. Schopp ist die Jugend des SK Sturm durchlaufen und war acht Jahre für deren Profis im Einsatz. Zweimal Meister, zweimal Cupsieger, zweimal Supercupsieger lautet die Bilanz von Schopp als Spieler mit Sturm Graz.
Oder kommt doch Urs Fischer?
Man denke nur an Müller und Büskens. Parensen wird bei der Bestellung des erfolgreichen Ilzer-Nachfolgers wohl nicht den gleichen Fehler machen, wie damals Andreas Müller.
Müller holte nach dem Abgang von Zoran Barisic seinen ehemaligen Weggefährten Mike Büskens nach Wien, was den Rapid-Fans damals wenig Freude bereitete. Das Ergebnis: Büskens wurde nach nur fünf Monaten entlassen und Andreas Müller gleich mit.
Ein Fehler, der Parensen wohl nicht unterlaufen wird und ein Szenario, dass dieser auch bereits vor einigen Tagen ausgeschlossen hatte. Fischer sei zwar ein toller Trainer und er kenne diesen gut aus der gemeinsamen Zeit bei Union Berlin, seine Spielphilosophie passe aber nicht zu jener des SK Sturm.
Warum Sturm an Säumel festhalten sollte
Eigentlich ist es ein No-Brainer: Lokalkolorit, Fanliebling, jung und motiviert, Steirer. Es geht aber weniger darum, was für Säumel spricht, sondern was gegen ihn spricht und das ist einzig und allein seine mangelnde Erfahrung als Cheftrainer.
Doch damit hat man in Graz Erfahrung: Für Franco Foda war es damals die erste Profistation als Trainer. Auch bei Andreas Schicker war es 2020 die erste Geschäftsführerposition, Christian Ilzer hatte sich ebenso bei Hartberg, Wolfsberg und der Austria nur gut ein Jahr gehalten, ehe er bei Sturm richtig aufgeblüht ist. Michael Parensen war zudem ebenso nur ein Jahr technischer Direktor in Berlin bei Union.
Was man in Graz nach Christian Ilzer braucht, ist kein großer Name sondern Leute mit eisernem Willen, die bereit sind für Sturm die Extrameile zu gehen. Und vor allem: Jemanden mit Sturm-Vergangenheit oder Steiermark-Bezug.
Säumel wäre nicht der erste Ex-Profi des SK Sturm, der später auch Cheftrainer wird. Darko Milanic, Franco Foda, Markus Schopp, Günter Neukirchner und Roman Mählich etwa hat es nach vielen Jahre als Spieler später auf die Trainerbank der Grazer verschlagen.