Die heimische Ökobranche scheint sich zu erholen. Nach mehreren Jahren, in denen das Geschäft mit den biologischen Lebensmitteln trotz Preiserhöhungen kaum gewachsen ist, verzeichnete der Sektor im Jahr 2024 erstmals wieder einen größeren Zuwachs.
Zwar wurden mit 340 Euro pro Haushalt um nur vier Euro mehr für Biolebensmittel ausgegeben als 2023, doch mengenmäßig wurde so viele ökologisch produzierte Artikel eingekauft wie noch nie zuvor.
Das Wachstum betrug 5,5 Prozent. Barbara Köcher-Schulz, Bio-Koordinatorin der AMA-Marketing, spricht sowohl bei der Menge als auch beim Umsatz von einem „All-Time-High“. „Solche Zahlen haben wir noch nie so gesehen“, sagte Köcher-Schulz bei der Präsentation der Zahlen der RollAMA auf der Biofach-Messe in Nürnberg.
Viel Biomilch gekauft, aber wenig Biofleisch
Insgesamt lag der Bioanteil am Umsatz bei 11,4 Prozent. Zwischen den unterschiedlichen Produktgruppen gab es große Unterschiede: Bei der Trinkmilch war der Anteil mit fast 30 Prozent besonders hoch.
Auch Naturjoghurt (23,8 Prozent) und Eier (18,5 Prozent) werden besonders oft aus biologischer Landwirtschaft gekauft.
Das Biofleisch-Segment wiederum wächst nur langsam. Obwohl für Konsumenten Qualität und Tierwohl Köcher-Schulz zufolge eine große Rolle spielen, lag der wertmäßige Anteil im vergangenen Jahr bei nur 7,6 Prozent und damit nur 0,7 Prozent über dem Wert von 2023.
Preis ist eine große Hürde
Vor allem der höhere Preis scheint weiterhin eine große Hürde für den Kauf darzustellen. Fast 55 Prozent des Biofleisches werden in Aktion gekauft – so viel wie bei keinem anderen Biolebensmittel.
Auch unter den Generationen gibt es Unterschiede beim Kaufverhalten: So greifen etwa junge Menschen unter 29 und Ältere ab 50 überdurchschnittlich oft zu biologisch hergestellten Produkten. Beiden Gruppen attestiert Köcher-Schulz ein großes Gesundheitsbewusstsein.
1.000 Biobauern haben aufgehört
Trotz der steigenden Nachfrage für Produkte aus biologischer Landwirtschaft, ging die Zahl der Ökobauern seit 2022 um rund 1.000 zurück. Bio Austria-Obfrau Barbara Riegler spricht von „multifaktoriellen Gründen“, warum Landwirte aus Bio aussteigen.
Sie nennt „strukturelle Veränderungen und eine Veränderung der Marktsituation“. Auch würden Wechsel in den Förderperioden von Bauern häufig dazu genutzt, in Pension zu gehen und den Betrieb endgültig aufzugeben.
Der große Abfluss ist Riegler zufolge mittlerweile gestoppt. Sie zeigt sich „vorsichtig positiv“, dass sich die Situation langfristig stabilisiert.
Salzburg an der Spitze, Oberösterreich hinkt nach
Trotz des Rückgangs an Biobetrieben steht Österreich an der Spitze der EU. 27,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen werden biologisch bewirtschaftet.
Besonders hoch ist der Anteil an Ökoflächen in Salzburg mit 56,6 Prozent. Auch im Burgenland (41,1 Prozent) und in Wien (38,4 Prozent) gibt es überdurchschnittlich viel biologisch bewirtschafteten Boden. Die Schlusslichter sind Vorarlberg (19,3 Prozent) und Oberösterreich (18,9 Prozent).
Die großen Unterschiede erklärt Riegler mit der vielfältigen Topografie in den verschiedenen Bundesländern. Auch die Menge an Bioprodukten, die den Bauern durch die Verarbeiter in den Gebieten abgenommen wird, variiert.
Vor allem in Ostösterreich würden die veränderten klimatischen Bedingungen bereits dazu führen, dass Landwirte von koneventioneller Bewirtschaftung auf Bio umstellen, um die Bodenfruchtbarkeit bestmöglich zu erhalten.
Forderungen an die kommende Bundesregierung
Österreichweit soll die ökologisch bewirtschaftete Fläche bis 2027 auf 30 und bis 2030 auf 35 Prozent steigen. Um das zu erreichen, fordert Riegler von einer kommenden Bundesregierung Maßnahmen, um bestehende Biobauern zu fördern und auch andere Betriebe zu motivieren, auf ökologische Landwirtschaft umzusteigen.
Im Vorfeld zur Nationalratswahl im Herbst hätten alle Parteien bei einer Befragung durch Bio Austria angegeben, den Ausbau der biologischen Landwirtschaft unterstützen zu wollen.
„Wir erwarten jetzt, dass das auch in einem Regierungsprogramm Niederschlag findet“, fordert Riegler. Nur so könne die steigende Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln weiterhin gedeckt werden.
Für Riegler ist außerdem „sonnenklar“, dass der „Weg in eine nachhaltige Zukunft über die Bio-Landwirtschaft führt“.