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Milliarden-Deal als Türöffner in den Emiraten

von Max

Nicht nur mit dem staatlichen Energieriesen Abu Dhabi National Oil Company, dessen markanter Falkenkopf die gesamte Region dominiert. Al Jaber ist praktischerweise auch Industrieminister.

Durch das Joint-Venture zwischen Borealis (OMV) und Borouge (Adnoc) entsteht (nach langen und überaus mühsamen Verhandlungen) wie berichtet der weltweit viertgrößte Chemie-Konzern im Polyolefinbereich. Mit einem Unternehmenswert von 60 Milliarden Euro.

Läuft alles wie geplant, soll die neu geschaffene Borouge Group International (BGI) eine Dividende von mindestens 2,2 Milliarden Euro ausschütten, davon eine Milliarde an die OMV, die ebenso wie Adnoc knapp 47 Prozent halten wird, kündigte OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey in Abu Dhabi an. 

„Die Diversifizierung unserer Handelsstrategie in den arabischen Raum muss Priorität haben. Dieser Deal der OMV ist das Einfallstor. Für Energie und andere Bereiche, jetzt müssen wir daraus etwas machen“, sagte Hattmannsdorfer nach dem Treffen im Tower. „Die Borouge Group wird in einer Liga spielen, die es derzeit in Österreich nicht gibt“, schwelgte ÖBAG-Chefin Edith Hlawati, mit an Bord der Minister-Delegation.  Borouge International soll 2026 in den weltweiten MSCI-Index aufgenommen werden. Zuvor ist eine Kapitalerhöhung von bis zu vier Milliarden Euro geplant, bei der OMV und Adnoc nicht mitziehen werden, um den Streubesitz auf 12 bis 13 Prozent zu erhöhen.  

Derzeit sind mehr als 150 österreichische Unternehmen vor Ort, etwa der Vorarlberger Verpackungskonzern Alpla, FACC, voestalpine, Rosenbauer und Andritz. Der Schalungs- und Gerüstbauer Doka arbeitet gerade an vier aufsehenerregenden Bauprojekten.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den VAE und Österreich begannen schon 1971 unter Bruno Kreisky. 1994 stieg Abu Dhabi mit 31,5 Prozent bei der OMV ein.

Die VAE befinden sich in einem riesigen Transformationsprozess. Bereits 70 Prozent der Wirtschaftsleistung kommen aus dem Nicht-Erdöl-Sektor, rechnet Wirtschaftsdelegierter Johannes Brunner vor.

Riesige Summen werden in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Dubai baut an einem neuen Flughafen für 260 Millionen Passagiere, etliche heimische Firmen sind an dem Großprojekt beteiligt. Eine Hochgeschwindigkeitsbahn soll Abu Dhabi und Dubai in 30 Minuten verbinden, gute Chancen also für österreichische Technologie für Schienen und Weichen.

Zwei Themen dominieren den Wandel: Erneuerbare Energien und Künstliche Intelligenz. Abu Dhabi hat AI zur nationalen Strategie erklärt und leistet sich ein eigenes Ministerium sowie die erste öffentliche Universität für AI. An den 84 Fakultäten der „Mohamed bin Zayed University of Artificial Intelligence“, Chairman ist Al Jaber, werden derzeit 356 Studenten aus 49 Ländern unterrichtet. Jeder vierte Studierende kommt von internationalen Elite-Unis.

Südlich von Dubai erstreckt sich das weltweit größte zusammenhängende Photovoltaik-Projekt, der Al Maktoum Solarpark, auf 127 Quadratkilometern. Dort wird intensiv an der Speicherung elektrischer Energie geforscht.

Handelsabkommen

Hattmannsdorfer versicherte Handelsminister Thani Al Zeyoudi Österreichs Unterstützung beim geplanten Freihandelsabkommen mit der EU zu. Die Unsicherheit mit den USA dürfte mit der Grund sein, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich überhaupt erst ein Abkommen mit den VAE thematisierte.

„Geopolitische Spannungen und protektionistische Tendenzen verschärfen den Druck auf exportorientierte Volkswirtschaften wie Österreich“, erklärte Hattmannsdorfer nach dem Treffen mit Al Zeyoudi. Daher brauche es Handelsabkommen, „die Partnerschaften ausbauen und neue Märkte öffnen“. Als „Branchen of special interest“ wurden dabei die Bauwirtschaft, Transport, Logistik, Bahn, Biopharma und Erneuerbare Energien definiert.

Am Tag darauf telefonierte Kanzler Christian Stocker dann mit VAE-Präsident Muhammad bin Raschid Al Maktum. Beide Minister hätten ihm versichert, „dass sie an Europa glauben“, schildert Hattmannsdorfer die Sicht der Regierenden auf die EU. Er betont auch die Wichtigkeit persönlicher Beziehungen im arabischen Raum, die Gespräche hätten in einem Klima gegenseitiger Wertschätzung stattgefunden. Al Jaber fliegt demnächst in Wien ein.

 Neue Beteiligungsstrategie für ÖBAG 

Die Staatsholding ÖBAG managt die wertvollsten Beteiligungen der Republik. Sie hält ein knappes Drittel an der OMV, die Mehrheit an Verbund, Bundesimmobilien (BIG) und Post  sowie ein Drittel an den Casinos Austria. Die ÖBAG unter Alleinvorständin Hlawati sei nur eine Verwaltungseinheit  und keine strategische Industrieholding, kritisieren  Wirtschaftskreise. 
In der Dreier-Koalition wanderte die ÖBAG jetzt vom Finanz- ins Wirtschaftsministerium. Minister Hattmannsdorfer will die ÖBAG künftig in einer aktiveren Rolle sehen. Die Staatsholding muss jetzt eine Beteiligungsstrategie ausarbeiten. 
„Die ÖBAG auf eine reine Dividendenoptimierung zu reduzieren, wäre ein Fehler“, sagte er am Rande seines Besuches in den Emiraten. Er sehe die Staatsholding über die Dividende hinaus in einer aktiveren Rolle für den Standort, vor allem in den Bereichen Energie und Schlüsseltechnologien. Eine  Staatsholding habe strategische Aufgaben zur  Sicherung von Wachstum. Vorreiter in Sachen Energie seien die OMV und der Verbund. 

Ex-OMV-Chef Seele berät den Sultan

Mit dabei beim Treffen von Hattmannsdorfer mit Adnoc-CEO al Jaber war übrigens  Rainer Seele, ehemaliger Chef der OMV.  Er hat als Berater beim Sultan angedockt und lebt seit drei Jahren in Abu Dhabi, bestätigte   er gegenüber dem KURIER.   
Seele, der für das Russland-Desaster der OMV verantwortlich ist,  sitzt als Aufsichtsrat in einer Düngemittel-Tochter der Adnoc. Außerdem ist er im Aufsichtsrat von Tatweer Petroleum, der staatlichen Ölgesellschaft von Bahrain. Dort jobbt sein ehemaliger Kollege Johann Pleininger als CEO, nachdem er als Vize-Chef der OMV mitten in der Energiekrise nicht verlängert wurde.  

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