Milliarden für Minen
Grund genug für Brüssel, um jetzt endlich Tempo zu machen – und das Problem mit den Bodenschätzen konkret anzugehen. 47 Abbau-Projekte in 13 EU-Mitgliedsländern hat die EU-Kommission aus mehr als 170 Einreichungen ausgewählt. Die sollen jetzt nicht nur mit insgesamt zwei Milliarden gefördert werden, sondern für sie werden auch alle Genehmigungsverfahren beschleunigt. Zu lange, betont Séjourné, seien in Europa keine Bergwerke mehr eröffnet worden – und das obwohl diese Rohstoffe mehr denn je gebraucht würden. Die Verfahren für Bergwerks-Projekte, die bisher durchschnittlich zehn Jahre gedauert haben, sollen auf zwei Jahre reduziert werden, bei der Verarbeitung dieser Rohstoffe soll es noch schneller gehen.
Die Bergwerks-Pläne reichen vom Lithium-Abbau in Portugal bis zur Förderung Seltener Erden in Polen. Dazu kommen Projekte, bei denen diese Rohstoffe aus gebrauchten Industrieprodukten recycelt werden sollen, etwa aus Batterien. Bis 2030 sollen all diese Vorhaben auf vollen Touren laufen, damit das Ziel, das die EU-Kommission jetzt vorgegeben hat, erreicht wird: 10 Prozent der genannten Rohstoffe sollen in Minen in Europa gefördert werden, 25 Prozent des Bedarfs sollen aus dem Recycling kommen.
Kein Lithium aus Kärnten
Quer durch Europa sind die Projekte zu finden, die meisten in Ländern wie Portugal, Spanien, oder Frankreich. Österreich geht leer aus. Kein einziges heimisches Bergbau-oder Verarbeitungsprojekt ist unter den 47, die jetzt von der EU vorangetrieben und mit Milliarden gefördert werden.
Überraschend, denn Dreh- und Angelpunkt dieser EU-Bodenschätze-Offensive ist das Metall Lithium. Es ist der Grundbaustein für die Produktion von Batterien für Elektro-Fahrzeuge. China hat die Europäer bei der Batterieproduktion hinter sich gelassen, mengenmäßig und technologisch. Erst langsam kommt die europäische Batterie-Produktion in Schwung, etwa in Ungarn – und auch da mit Investoren aus China. Dabei, so betont der EU-Kommissar, wolle man nicht „in Zukunft von Lithium aus China abhängig sein, wie bisher von russischem Gas“.
„European Lithium“ heißt das Abbau-Projekt auf der Koralpe in Kärnten, das immer wieder in den vergangenen Jahren für Spekulationen und große Hoffnungen in Österreich sorgte. Dahinter steht ein australisches Bergwerksunternehmen, das sich schon 2011 die Rechte für den Abbau gesichert hat. Seither aber beschränken sich die öffentlich bekannten Aktivitäten auf Probebohrungen. Das alles wird begleitet von Spekulationen, Ankündigungen des Unternehmens und einer Debatte über das Ausmaß der notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfungen. Die Aktie des Unternehmens, die an der US-Börse Nasdaq notiert, verzeichnete zwar ein paar heftige Ausschläge, genügend Geld für einen echten Start des Projekts kam aber offensichtlich nicht zusammen.
In den Brüsseler Förderplänen kommt das Projekt ebenfalls nicht vor. Dass dabei ein australisches Unternehmen das Sagen hat, dürfte nach KURIER-Recherchen zur Entscheidung gegen „European Lithium“ beigetragen haben. Schließlich, so betonte der EU-Kommissar, ginge es auch um die „Sicherheit der Versorgung“ für Europa mit Rohstoffen.