Es ist dunkel, als ich in Wien-Erdberg den Bus suche, der meinen Kollegen Simon Plank und mich nach Sofia bringen soll. Das Busticket haben wir schon, und auch die Sitzplätze sind reserviert. Das ist gut so, denn der Bus wird voll sein auf unserer 16-stündigen Fahrt von Wien nach Bulgarien: voll mit bulgarischen 24-Stunden-Betreuer:innen, die regelmäßig hin und her pendeln. Diesmal begleiten wir sie auf ihrer Reise.
„Wo bist du, Petra?“, fragt mich Raya am Telefon, mit der ich schon vor unserer Reise telefoniert hatte, und die ich auf der Suche nach dem richtigen Bus noch einmal angerufen habe. Sie hat bereits eine mehrstündige Fahrt hinter sich: Raya betreut in Salzburg einen 87-jährigen Mann, der dement und nicht sehr gesprächig sei, erzählt sie, als wir einander am Busbahnhof endlich finden und sie uns den Bus zeigt. „Ich sage jeden Tag nur guten Morgen und gute Nacht zu ihm, darum kann ich auch nicht gut Deutsch“, meint Raya entschuldigend, während sie sich die glatten, schwarzen Haare aus dem Gesicht streicht und vor der Abfahrt noch eine Zigarette anzündet.
Nach drei Monaten in Österreich fährt sie für sechs Wochen heim. „Wir sind die Letzten, die sich das antun“, sagt Raya, die 57 Jahre alt ist. „Meine Tochter und die Töchter von allen meinen Kolleginnen machen das nicht mehr.“ Die Kollegin neben ihr nickt zustimmend: „Das ist so schwere Arbeit, das ist nicht normal“, sagt sie. Ihre demente Patientin wisse nicht, ob Tag oder Nacht sei, fahre ständig mit ihrem Rollator in der Wohnung hin und her und komme jede Nacht mehrmals ins Zimmer der Betreuerin, um sie zu wecken. Eine weitere Kollegin werde geschlagen und als Putzkraft missbraucht. „Aber das System funktioniert nur so, mit Arbeitskräften aus dem Ausland“, meint Raya. „Nach uns müsst ihr Frauen aus anderen Ländern suchen, die das machen.“
Und was machen ihre Töchter und die Töchter der Kolleginnen? „Sie studieren“, antwortet Raya – ihre Tochter, die 26 Jahre alt sei, habe an zwei Unis Architektur studiert, die Tochter der Kollegin studiere derzeit in Deutschland und werde Übersetzerin.
Haus mit Garten in Bulgarien
Der Grund, warum sie sich diese Arbeit antun, ist schnell erklärt: „In Österreich bekommst du dafür 2.500 Euro netto pro Monat“, sagt Raya, „in Bulgarien wären es rund 600.“ Zuhause könne sie sich daher ein gutes Leben leisten, und ein Haus mit großem Garten und eine Wohnung warten auf sie. „So viel Arbeit“, sagt sie lachend, um dann mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen zu ergänzen: „Als erstes werde ich mich um den Garten kümmern.“
Bulgarien ist das ärmste Land der EU, zu der es seit 2007 gehört. Der Lebensstandard ist hier laut Website der Europäischen Union am niedrigsten, und auch beim durchschnittlichen Jahresnettoverdienst belegt Bulgarien mit rund 13.000 Euro den letzten Platz.
Endlich ist das Gepäck verstaut, alle sitzen, und der Bus fährt los. In etwa 40 Minuten werden wir an der Grenze zu Ungarn sein und danach alle vier Stunden stoppen, hatte uns Raya gesagt – sie kennt die Route und den Ablauf in- und auswendig. Seit vielen Jahren pendelt sie zwischen Bulgarien und Österreich. Warum sie nicht das Flugzeug nimmt, das mitunter billiger als der Bus ist? „Die Agentur hat ein Abkommen mit dem Busunternehmen, darum müssen wir immer Bus fahren“, sagt sie.
Über Agenturen vermittelt
Die 24-Stunden-Personenbetreuer:innen werden durch österreichische Agenturen über Ansprechpersonen in beiden Ländern vermittelt. Um in Österreich als solche arbeiten zu dürfen, müssen sie eine rund dreimonatige Ausbildung absolvieren. Im Unterschied zu Pfleger:innen dürfen sie die Patient:innen nur bei alltäglichen Tätigkeiten wie Waschen, Anziehen oder Einkaufen unterstützen und zum Beispiel keine Spritzen geben.
Die Agenturen zahlen für gewöhnlich die Busfahrten und wickeln die Bezahlung der Betreuer:innen ab, von denen fast alle als Gewerbetreibende selbstständig tätig sind. Theoretisch könnten die Patient:innen diese laut Hausbetreuungsgesetz auch anstellen, was aber selten der Fall sei, erklärt die österreichische Wirtschaftskammer. Es gibt auch Agenturen, die lediglich vermitteln, und bei denen die Patient:innen die Betreuer:innen direkt bezahlen.
Eine Kollegin hat zuletzt zehn Stunden an der Grenze gewartet.
24-Stunden-Betreuerin Raya
Was die Vermittlungsgebühr betrifft, ist das Vorgehen unterschiedlich: Während einige Agenturen mehrere 100 Euro pro Monat den Betreuer:innen in Rechnung stellen oder gleich von deren Honorar abziehen, falls die Bezahlung über sie läuft, verlangen andere eine einmalige Gebühr von den Patient:innen. Wieder andere werben damit, dass gar keine Vermittlungsgebühr anfällt.
Mittlerweile haben wir die ungarische Grenze passiert, im Bus gehen die Lichter aus, und die Gespräche verstummen. Nur ein kleiner Hund in den hinteren Reihen kläfft immer wieder und reißt mich aus dem ohnehin schon unruhigen Schlaf. Mehrere Personen husten, niesen oder schnarchen. Ein Mann isst lautstark Erdnuss-Snips.
„Das ist nicht normal“
Irgendwann bleiben wir stehen. Aus dem Fenster sehe ich Kolonnen von Autos, Bussen und Lkw, die ebenfalls stehen. Aus 10 Minuten werden 15, dann 30. Nach einer Stunde fährt der Bus langsam wieder los: Wir haben die Grenze zu Serbien erreicht. „Eine Kollegin hat zuletzt zehn Stunden gewartet“, erzählt mir Raya beim ersten Stopp nach der Grenze in einem Autobahncafé, wo ich eigentlich Kaffee trinken und etwas essen wollte, aber die 20 Minuten Rast in der Schlange vor der Damentoilette verbracht habe. Raya steht vor dem Café und raucht. „Mir tut alles weh“, sagt sie. Und die Kollegin: „Das ist nicht normal.“ Der Busfahrer hupt – wir steigen wieder ein.
Der Bus rollt weiter in Richtung Bulgarien, und ich schlafe ein. Irgendwo in Serbien geht die Sonne auf. Die Stimmen im Bus werden lauter, die Gespräche lebhafter. Eine Betreuerin hinter mir übt mit einer Handy-App Deutsch. Nach gefühlt 100 Stunden Fahrt weiß ich nicht mehr, wie ich sitzen soll: Das Genick tut mir weh, das Kreuz auch, eigentlich alles, irgendwie.
Endlich hält der Bus am Bahnhof von Sofia. Die Müdigkeit der Reisenden weicht aufgeregter Hektik. Viele werden von Angehörigen stürmisch begrüßt, doch unsere Reise ist noch nicht zu Ende: Simon und ich wollen nach Mesdra, einer nordwestlich von Sofia liegenden Stadt im Verwaltungsgebiet Wraza, wo uns die 24-Stunden-Betreuerin Nikol erwartet. Sie fuhr das erste Mal nicht mit dem Bus heim: Nach 30 Jahren Arbeit im Ausland hat sie sich ein Auto für die langen Fahrten gekauft. Da sei sie unabhängiger und könne stehenbleiben und Kaffee trinken, wann immer sie wolle, wird sie uns später erzählen.
Auch Raya hat noch eine vierstündige Busfahrt in ihre Heimatstadt vor sich und keine Zeit mehr zu plaudern. Nach mehreren Übersetzungsversuchen über die Bilderkennung der Anzeigen am Bahnhof (Wie haben das die Menschen, die nicht Kyrillisch beherrschen, früher nur ohne Handy gemacht?) sitzen Simon und ich im Zug nach Mesdra. Nach zweieinhalb Stunden kommen wir an: An einem Bahnhof, der zwar groß ist und einst belebt gewesen sein mag, heute aber ausgestorben und verwahrlost wirkt. Alle Sessel im Warteraum sind leer, auf der digitalen Anzeigetafel blinken rote Lichter, und am verlassenen Kiosk am Bahnsteig wurde schon lang kein Kaffee mehr verkauft.
„Die Jungen ziehen alle weg“
„Die Jungen ziehen alle weg“, erzählt uns Nikol am nächsten Tag beim Kaffee, zu dem sie uns zu sich nach Hause eingeladen hat. Sie gehen entweder in die nächste größere Stadt oder gleich ins Ausland, wo es eine bessere Ausbildung und gut bezahlte Arbeit gibt. Die 24-Stunden-Betreuung gehört laut der 52-jährigen Nikol nicht mehr dazu. Auch sie zählt sich zur letzten Generation, die diese Arbeit macht.
Die Gesellschaft Bulgariens altert. Aufgrund von Auswanderung und einer niedrigen Geburtenrate verliert das Land jährlich an Einwohner:innen. Lebten vor 40 Jahren fast 9 Millionen Menschen in Bulgarien, sind es heute nur noch rund 6,5 Millionen.
Nikol führt das auf das Ende des Kommunismus im Jahr 1989 und auf den Beitritt zur EU zurück, der das Arbeiten und Studieren im Ausland enorm erleichtert hat. Der Hauptgrund sei in ihren Augen aber folgender: „Bulgarien ist korrupt. Das Geld verschwindet, ist alles weg.“ Um die Förderungen der EU werde billiges Material gekauft – zum Beispiel für den Bau einer Autobahn nach Mesdra –, und der Rest des Geldes wandere in die Taschen irgendwelcher Politiker:innen, meint sie. „Darum ist alles so kaputt, die Straßen haben Löcher, niemand will hierbleiben.“
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Erster Platz bei der Schattenwirtschaft
Die Korruption in Bulgarien liegt, verglichen mit anderen Ländern, im mittleren Drittel: Laut Transparency International lag Bulgarien im Jahr 2024 auf Platz 76 von 180. Österreich belegte Platz 25. Was die Schattenwirtschaft Bulgariens betrifft, unter die zum Beispiel die Schwarzarbeit fällt, so entspricht deren Umfang laut einer von Visa Bulgaria in Auftrag gegebenen Studie insgesamt 34,6 Prozent des BIP: Das ist die höchste Rate in der EU.
Wenn sie in Österreich ist, wo Nikol einen dementen Mann in der Nähe von Wien betreut, vermisse sie von Bulgarien daher nichts, meint sie – außer ihre Mutter. „Und die Katze“, fügt sie noch rasch hinzu. Mehr nicht? „Nein“, antwortet sie und schüttelt nickend ihre blondgefärbten Locken – in Bulgarien macht man das umgekehrt und nickt bei „Nein“, sollten Simon und ich später herausfinden. Und wer wird einmal Nikols Mutter betreuen oder pflegen? Das wisse sie noch nicht, sagt Nikol, bevor wir uns verabschieden und für Österreich verabreden, wohin sie in drei Wochen zurückkehren wird.
Auch in Bulgarien kommen zu wenige junge Betreuer:innen als auch hochqualifizierte Pfleger:innen nach. Laut der Bulgarian Association of Health Professionals in Nursing, die wir am nächsten Tag in Sofia besuchen, ist die Anzahl der Pfleger:innen in den vergangenen 20 Jahren aufgrund der schlechten Bedingungen und Gehälter um die Hälfte geschrumpft. Deren Altersdurchschnitt liege bei 54 Jahren.
Als Simon und ich am Tag darauf in Sofia ins Flugzeug Richtung Wien steigen, sind wir heilfroh, dass es diesmal nicht der Bus ist, mit dem wir reisen. Bulgarien verschwindet unter uns und mit ihm Nikol und Raya, doch die Frage bleibt: Wer wird uns einmal betreuen? Wir werden Podcasts, Social-Media-Videos und weitere Texte über dieses Thema und die Betreuer:innen aus Bulgarien veröffentlichen.
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Infos und Quellen
Genese
Nach dem Artikel von WZ-Redakteurin Ina Weber über eine 24-Stunden-Personenbetreuerin aus Bulgarien wollten sich die WZ-Redakteur:innen Petra Tempfer und Simon Plank ein Bild der Lage im Heimatland der Betreuer:innen selbst machen. Also haben sie sich mit ihnen in den Bus von Wien nach Sofia gesetzt und diese Reise mit Text und Video begleitet.
Gesprächspartner:innen
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Nikol (der Name wurde von der Redaktion geändert) kommt aus Mesdra, einer Stadt rund 100 Kilometer nordwestlich von Sofia. In Österreich arbeitet sie über eine Vermittlungsagentur als 24-Stunden-Personenbetreuerin. Nikol absolvierte den Ausbildungskurs zur Krankenpflegerin an der Universität Gabrovo in Bulgarien. Im Jahr 2016 hat sie in Deutschland mit rund 1.500 Euro pro Monat für 24 Stunden zu arbeiten begonnen, davor arbeitete sie viele Jahre in Griechenland in einer Bäckerei. In Österreich bekommt sie rund 2.500 Euro im Monat.
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Raya (der Name wurde von der Redaktion geändert) ist 57 Jahre alt, arbeitet als 24-Stunden-Personenbetreuerin in Salzburg und kommt aus einem Dorf, das 300 Kilometer von Sofia entfernt ist.
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Diana Georgieva ist Präsidentin der Bulgarian Association of Health Professionals in Nursing (BAHPN) mit Sitz in Sofia. Diese setzt sich unter anderem für die Rechte und fairen Arbeitsbedingungen der bulgarischen Pflegekräfte ein.
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Philippe Kupfer leitet das AußenwirtschaftsCenter Sofia, Bulgarien, der Wirtschaftskammer Österreich. Er berät unter anderem österreichische Unternehmen beim Markteintritt, bei der Marktbearbeitung und allen Anliegen zu deren Internationalisierung, organisiert Veranstaltungen und Messen oder vernetzt österreichische Unternehmen vor Ort.
Daten und Fakten
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In Österreich gibt es rund 600 Vermittlungsagenturen, die Personenbetreuer:innen mit Gewerbeschein vermitteln. Das Honorar beträgt je nach Qualifikation zwischen 78 und 107 Euro pro Tag. Die Betreuer:innen dieser Agenturen kommen etwa aus Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Polen oder der Ukraine.
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Personenbetreuer:innen in Österreich sind in den meisten Fällen selbstständige Unternehmer:innen und zur Gewerbeanmeldung verpflichtet (Wirtschaftskammer Österreich).
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Betreuer:innen sind keine Pfleger:innen. Im Unterschied zu Pfleger:innen dürfen sie zum Beispiel keine Spritzen verabreichen und ihre Patient:innen nur bei alltäglichen Tätigkeiten unterstützen (Wirtschaftskammer Niederösterreich).
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Im Jahr 2007 wurden die Rahmenbedingungen für eine qualitätsgesicherte 24-Stunden-Betreuung auf legaler Basis geschaffen. Gleichzeitig wurde auf Initiative des Sozialministeriums ein entsprechendes Fördermodell entwickelt (Sozialministerium).
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Personen, die zuhause gepflegt werden, können unabhängig von ihrem Vermögen eine finanzielle Unterstützung in Form eines Zuschusses zur 24-Stunden-Betreuung erhalten. Die Betreuung muss gemäß den Bestimmungen des Hausbetreuungsgesetzes erfolgen (Sozialministeriumservice).
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Für die Betreuung betreuungsbedürftiger Personen in privaten Haushalten gilt das Hausbetreuungsgesetz, das vorsieht, dass eine Betreuung im Rahmen einer selbstständigen oder unselbstständigen Erwerbstätigkeit erfolgen kann. Damit sind die rechtliche Absicherung der Betreuer:innen und der von ihnen betreuten Personen sowie eine praxisnahe Durchführung der 24-Stunden-Betreuung gewährleistet. Betreuung im Sinne des Hausbetreuungsgesetzes umfasst unter anderem die Hilfestellung bei der Haushalts- und Lebensführung (oesterreich.gv.at).
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Das Sozialministerium erfasst nur jene Personenbetreuer:innen, die jemanden betreuen, der unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf eine Förderung hat (einkommensabhängig). Die meisten kommen laut Aufstellung aus Rumänien (19.806), gefolgt von der Slowakei (6.995), Kroatien (2.699), Ungarn (2.422) und Bulgarien (939).
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Die Wirtschaftskammer Österreich hat insgesamt 57.556 selbstständige Personenbetreuer:innen erfasst.
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Die Anzahl der anspruchsberechtigten Personen, die im Jahr 2022 Pflegegeld erhielten, liegt bei 467.157 Menschen.
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Bulgarien ist seit dem Ende des Kommunismus 1989 eine parlamentarische Demokratie. Die seit 2020 zunehmende Fragmentierung der Parteienlandschaft hat die Regierungsbildung erschwert. Es kam mehrfach zu vorgezogenen Parlamentswahlen. Aus den letzten Wahlen am 27. Oktober 2024 ist eine Mehrparteienregierung unter Ministerpräsident Rosen Zhelyazkov hervorgegangen (Auswärtiges Amt).
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Seit 2007 ist Bulgarien Mitglied der Europäischen Union. Das Land hat 6,5 Millionen Einwohner:innen. Der durchschnittliche Nettojahresverdienst eines Bulgaren oder einer Bulgarin beträgt 9.355 Euro (2023, Statista). Das sind monatlich 779 Euro.
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Auf dem ersten Platz der ärmsten Länder der Europäischen Union befindet sich Bulgarien. Mit einem BIP pro Kopf von 59 Kaufkraftstandards liegt das Land deutlich hinter den anderen EU-Mitgliedstaaten (Handelsblatt).
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In der EU sind 94,6 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Mehr als jede:r fünfte in einem Haushalt mit unterhaltsberechtigten Kindern lebende Europäer:in ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Außerdem sind 31 Prozent der in Privathaushalten lebenden Europäer:innen nicht in der Lage, unerwartete Finanzausgaben zu bestreiten. Das Armutsrisiko ist in Rumänien und Bulgarien am höchsten, in Tschechien und Slowenien am geringsten (Europäische Union).
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Rund 31,6 Prozent der Frauen sind von Armut bedroht.
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Bulgarien ist eine stark alternde Gesellschaft. Das Land verliert aufgrund von Auswanderung, einer niedrigen Geburtenrate und einer relativ niedrigen Lebenserwartung jedes Jahr an Einwohner:innen. Waren es vor rund 30 Jahren noch 9 Millionen Einwohner:innen, so sind es heute laut Statista nur noch 6,5 Millionen.
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Die Währung Bulgariens ist der Lew. Am 1. Jänner 2026 soll der Euro eingeführt werden.
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Die Korruption in Bulgarien liegt, verglichen mit anderen Ländern, im mittleren Drittel: Laut Transparency International lag Bulgarien im Jahr 2024 auf Platz 76 von 180. Zum Vergleich: Österreich belegte Platz 25. Das Schlusslicht bildete der Südsudan.
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Was die Schattenwirtschaft betrifft, so erlebte Bulgarien laut einer von Visa Bulgaria in Auftrag gegebenen und von der Unternehmensberatung Kearney durchgeführten Studie bis 2017 einen moderaten, aber stetigen Rückgang: Die Schattenwirtschaft ging demnach von fast 32 Prozent auf 30 Prozent des BIP zurück. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie kehrte diesen Trend jedoch um und trieb den informellen Sektor bis 2023 auf 34,6 Prozent des BIP – das entspricht 60 Milliarden Lew (30 Milliarden Euro) und der höchsten Rate in der EU, so die Studie. In sechs Sektoren, darunter Gastgewerbe, Landwirtschaft und Bauwesen, liegt die Schattenwirtschaft demnach bei mehr als 50 Prozent, wobei der Groß- und Einzelhandel sowie das verarbeitende Gewerbe die höchsten absoluten Werte aufweisen.
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Mesdra liegt nordwestlich von Sofia im Verwaltungsgebiet Wraza, das zu den ärmsten Regionen des Landes zählt.