Jeder Anfang ist schwer
Viele Lateinamerikanerinnen arbeiten als Hausangestellte, ein Großteil davon eben als „internas“. Grund dafür ist auch, dass es in vielen spanischen Großstädten an Wohnungen mangelt. Bis zu 500 Euro im Monat zahlt man oft für ein kleines Zimmer. Dazu kommen noch die Sozialversicherung und das Geld, das den Verwandten in die Heimat geschickt wird.
Der Mindestlohn reicht für eine eigene Wohnung meist nicht. Eine gängige Lösung ist es, als „interna“ bei der Familie des Arbeitgebers zu wohnen. Wenn man Pech hat, heißt das: vom Aufwachen bis zum Schlafengehen im Dienst sein.
Auch das stark kritisierte Einwanderungsgesetz zwingt viele dazu, als ‚internas‘ zu arbeiten. Nicht-europäische Immigranten müssen in Spanien mindestens drei Jahre lang ununterbrochen im Land leben und angemeldet arbeiten, um eine einjährige Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Ohne die dürfen sie offiziell nicht arbeiten: ein Teufelskreis. Das und der langwierige Prozess machen es sehr schwer, die Staatsbürgerschaft zu erhalten.
Yeni, die als reguläre Migrantin einwanderte, wurde dabei von ihren Arbeitgebern unterstützt. In den ersten drei Jahren sehen sich viele andere aber gezwungen, schwarz zu arbeiten und tauchen in der Zeit unter. Sie wollen dem Staat keinen Grund geben, sie abzuschieben. Die ständige Angst der irregulären Immigranten nutzen manche Arbeitgeber aus.
Fortschritte bei den Arbeitnehmerrechten
Am Dienstag wurde vom Arbeitsministerium ein neues Gesetz über die Arbeitnehmerrechte von Hausangestellten freigegeben – das weltweit erste seiner Art. Mit dem Gesetz sollen Hausangestellte die gleichen Rechte wie alle anderen Arbeitnehmer erhalten: einen Mindestlohn, Sozialversicherung und ein sicheres Arbeitsumfeld.
Außerdem sollen Protokolle für Missbrauchsfälle erstellt werden. Bei der Gestaltung dieser sollen mehrere NGOs und Plattformen mithelfen. Ihnen ist wichtig, die Interessen der Hausangestellten selbst zu vertreten und zu verhindern, dass der Prozess zum Stillstand kommt.
Noch immer Luft nach oben
Das Recht auf Arbeitslosengeld – für viele Kritiker längst überfällig – werden die Arbeitnehmer jetzt ebenfalls haben. „Wir freuen uns, aber wir müssen weiterkämpfen“ sagt Rafaela Pimentel von der „Plattform für eine Heim- und Pflegearbeit mit vollen Rechten“ in Madrid.
Laut ihr ist noch viel zu tun, bis Hausangestellte die gleichen Rechte wie andere Arbeitnehmer haben. Sowohl die Regierung als auch die Männer im Allgemeinen müssen in dem Bereich mitanpacken. Immerhin sind weniger als vier Prozent der Hausangestellten männlich. „Mit diesem neuen Erlass werden aber wichtige Fortschritte erzielt“, meint Pimentel.
Nach Angaben des Sonderprogramms für Hausangestellte waren 2023 in Spanien 371.576 Personen als Hausangestellte beschäftigt. 43 Prozent davon waren reguläre Migrantinnen. Der irreguläre Anteil wird in den Statistiken nicht dargestellt. Seitdem Tausende von Lateinamerikanern in den 2000ern und 2010ern auf der Suche nach einem besseren Leben nach Spanien kamen, haben sie die spanische Kultur und das Alltagsleben stark beeinflusst – und umgekehrt.
„Einschränkung der Freiheit“
Für Yeni hat sich in den letzten zehn Jahren viel verändert. Ihr Sohn lebt mittlerweile auch in Spanien und seit sie einen spanischen Pass hat, arbeitet sie nicht mehr als Hausangestellte. Obwohl sie sich in ihrer Zeit als „interna“ wohl gefühlt hat, würde sie den Job heute nicht mehr machen: „Es ist eine Einschränkung der Freiheit“, sagt sie.
Nichtsdestotrotz habe sich ihr Leben stark verbessert, seit sie in Spanien lebt. Obwohl sie ihre Heimat und den Rest ihrer Familie vermisst, ist sie mit ihrer Entscheidung zufrieden. Beim Ziel, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen, ist sie auf einem guten Weg.