Davor hatten sich Reporter der französischen Sportbibel L’Equipe auf Spurensuche nach Vorarlberg begeben, wo Adi Hütter ein Nachwuchsprojekt unterstützt. Und wo man sich (wie auch im übrigen Fußball-Österreich mit Ausnahme von Red Bull Salzburg) dermaßen beeindruckende Möglichkeiten wie jene Monacos kaum vorstellen kann.
Das imposante neue Trainingszentrum befindet sich oberhalb Monacos auf französischem Boden. Mit Panoramablick aufs Meer. Aber Hütter ist nicht hier, um Urlaubsflair zu genießen. Ob er – wie vom Verein gewünscht – über den Sommer hinaus bleiben wird, soll im Jänner ausverhandelt werden.
KURIER: Auf der Gerüchtebörse heißt es oft, dass die Premier League Ihr Ziel sei. Ist das so?
Adi Hütter: Dass England spannend ist, ist kein Geheimnis. Ich weiß aber AS Monaco sehr zu schätzen. Es ist ein großer Traditionsverein mit großen Möglichkeiten. Unser Trainingszentrum erfüllt alle Wünsche, die ein Trainerherz begehrt, mit drei gepflegten Spielfeldern und einem siebenstöckigen Gebäude mit Restaurant, Aufenthalts- und Fitness-Räumen. Ich wohne nur fünf Minuten davon entfernt in La Turbie. Der Ort gehört zu Frankreich.
Hatten Sie auch zu Fürst Albert schon Kontakt?
Er kommt immer wieder zu unseren Spielen. Der Fürst ist Fußballfan. Er ist generell sehr sportbegeistert. Schließlich hat er sogar bei Olympischen Spielen als Bobfahrer teilgenommen. Im Februar hat er mir zum Geburtstag gratuliert.
Gibt es etwas, was Sie in Monaco vermissen?
Um ehrlich zu sein, nicht wirklich, vielleicht noch mehr Heimvorteil, wie ihn zum Beispiel die Klubs in Marseille und Nizza haben. Die Champions-League-Spiele sind bei uns zwar ausverkauft. In der Meisterschaft haben wir allerdings oft nur bis 5.000 bis 8.000 Zuschauer im kleinen Stade Louis II. Aber das weiß man, wenn man hier arbeitet, hat doch Monaco nur 38.000 Einwohner, von denen viele oft gar nicht hier sind. Aber zu Auswärtsspielen begleiten uns regelmäßig 1.000 Fans. Auch habe ich festgestellt, dass wir in Frankreich viel Sympathien genießen. Für so manche Fußballfans, die ihrem lokalen Klub die Daumen drücken, ist Monaco der zweitbeliebteste Verein.
Österreichs Champions-League-Vertreter Salzburg und Sturm bezogen von ihren französischen Gegnern Prügel. Hat Sie das überrascht?
Die Mannschaften in der Ligue 1 sind physisch sehr stark, es wird sehr schnell, mit hoher Intensität gespielt. Nicht umsonst zählt die französische Ligue 1 zu den Top 5 in Europa. Es gibt viele Talente. Mehr als in Deutschland.
Auch ihre Mannschaft ist außergewöhnlich jung.
In der Champions League war meine Mannschaft schon vor dem Ausfall von Routinier und Kapitän Zakaria die viertjüngste. Den Jungen taugt’s, dass sie international spielen können. Sie klagen nicht über die Mehrbelastung. Aber im neuen Jahr wirds zu Beginn eng werden. Mit bis zu 16 Spielen in knapp zwei Monaten.
Ihrem Kader gehören Spieler aus 13 Nationen an. Wie erfolgt die Kommunikation?
In welcher Sprache wir uns in der Kabine unterhalten? Also da kommt es darauf an, wer mit wem redet, weil die Spieler aus so vielen verschiedenen Ländern stammen. Grundsätzlich wird im ganzen Verein Englisch gesprochen. Meine Co-Trainer Christian Peintinger und Klaus Schmidt hatten im Gegensatz zur mir Französisch im Gymnasium. Die Fußball-Fachausdrücke versteh’ ich natürlich schon.
Apropos Fachausdrücke. Hierzulande hält nicht nur Hans Krankl so manche Formulierung für oberg’scheit bis krampfhaft unnatürlich.
Im Fußball-Deutsch findet eine Veränderung der Worte statt. Früher hats Kontern geheißen, jetzt reden alle vom Umschalten. Ich gehör’ halt auch nicht mehr zu den Jüngeren. Den Fachausdruck Restverteidigung finde ich okay. Aber asymmetrische Linksverteidigung? Nein. Das geht mir zu weit. Worthülsen allein sind noch kein Beweis, dass man Experte ist.
Pressing gilt derzeit als die Wunderwaffe. Als das Maß aller Dinge. Sehen Sie das auch so?
Viele reden von Pressing oder Gegenpressing – ich sehe es aber nicht. Hoch stehen allein ist zu wenig. Ich bin tendenziell für proaktiven Fußball. Oder anders gesagt: Pressing ja. Aber nicht um jeden Preis, sondern der Situation angepasst.
Interessiert Sie als Trainerlegionär, der seit zehn Jahren im Ausland tätig ist, überhaupt noch das Fußballgeschehen in Ihrer Heimat?
Die österreichische Bundesliga verfolge ich selbstverständlich. Vor allem meinen Heimatverein Altach. Dass die Wiener Topvereine Rapid und Austria wieder vorne mitspielen, kann für den gesamten österreichischen Fußball nur gut sein.
Mit dem 67-fachen Nationalspieler Martin Hinteregger entschloss sich ein ehemaliger Hütter-Schützling, der seine Karriere schon beendet hatte, nach zweijähriger Pause zum Comeback im Profifußball.
Martin ist speziell. Ich mag ihn. Wenn ihm der Fußball Spaß macht, wird sein Comeback sehr gut für beide Seiten sein. Für Martin und Austria Klagenfurt.