„Wir bei der KTM bauen mit viel Einsatz sowie voller Hingabe und höchstem Fokus Motorräder, die ihre jeweiligen Klassen dominieren. Wir sind überzeugt davon, dass die beeindruckenden Zahlen und Fakten, die wir vorweisen können, das Resultat harter Arbeit und ein Zeugnis unseres Erfolgs sind – nicht nur der Grund unserer Geschäftstätigkeit“, heißt es auf der KTM-Homepage.
Doch der Erfolg hat sich in letzter Zeit nicht eingestellt. Im Gegenteil: Die KTM AG (2.380 Mitarbeiter) und ihre Tochterfirmen KTM Components GmbH (374 Mitarbeiter) und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH (765 Mitarbeiter) mit Sitz in Mattighofen haben heute, Freitag, beim Landesgericht Ried im Innkreis Anträge auf Einleitung von Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eingebracht. Laut Creditreform sind 3519 Mitarbeiter betroffen. Alle drei Pleiten zusammen haben, je nach Berechnung 2,01 Millionen Euro und 2,33 Milliarden Euro Verbindlichkeiten, davon entfallen im schlimmsten Fall 2,149 Milliarden auf die KTM AG.
„Die KTM AG mit Sitz in Mattighofen produziert und entwickelt rennsporttaugliche Offroad- und Street-Motorräder.Die KTM AG hält unter anderem Anteile an den Vertriebsgesellschaften KTM Sportmotorcycle GmbH, Husqvarna Moblility GmbH, WP Suspension GmbH und GASGAS GmbH„, heißt es auf der Firmen-Homepage. Die KTM-Gruppe (Pierer Mobility) ist der größte Motorrad-Hersteller in Europa und setzte zuletzt 2,5 Milliarden Euro um.
Schulden und Vermögen
Laut Creditreform und KSV1870 betragen die unbesicherten Schulden der KTM AG im Liquidationsfall rund 2,149 Milliarden Euro. Der Betrag setzt sich aus 1,824 Millionen Euro unbesicherten Verbindlichkeiten zusammen, zu denen im Zerschlagungsfall noch 325,393 Millionen Euro dazukommen. Die Aktiva betragen zu Liquidationswerten 316,87 Millionen Euro.
Der Buchwert der Verbindlichkeiten (besicherte und unbesicherte Schulden) beträgt laut AKV sogar 2,739 Milliarden Euro, der Buchwert der Aktiva 2,046 Millliarden Euro.
Die Insolvenzursachen
Laut den Sanierungsanträgen wird die nunmehrige Insolvenz auf folgende Ursachen zurückgeführt: In der Corona-Krise kam es zu einem starken Umsatz aus Verkäufen an externe Vertragshändler. Daraufhin habe KTM die Produktion laufend gesteigert.
Da die Verkäufe an die Endkunden nicht im selben Ausmaß gesteigert werden konnten, kam es zu einem angepannt hohen Händlerlagerbestand. Der Überbestand an Motorräder liegt bei rund 130.000 Stück. Auch das Marktumfeld auf den wichtigen US-Markt war schwierig. Die US-Nachfrage ging zurück und aufgrund der hohen Produktionskosten in Österreich verlor man an Wettbewerbsfähigkeit.
Bei der Prüfung einer außergerichtlichen Sanierung im November 2024 hat sich herausgestellt, dass KTM 650 Millionen Euro fresh money benötigt. „Da die notwendigen Maßnahmen und Beiträge nach den mit wesentlichen Stakeholdern geführten Gespräche nicht erfolgversprechend in der zur Verfügung stehenden Frist entsprechend rechtssicher umsetzbar waren, sah sich der Vorstand zur gegenständlichen Antragstellung gezwungen“, heißt es im Antrag.
Die Zukunft
Die KTM AG soll fortgeführt werden. Den Gläubigern werden 30 Prozent Quote geboten. Im Zuge der Restrukturierung sollen 200 Arbeitsplätze gestrichen werden.
KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH
Die Firma KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH hat heute am Landesgericht Ried einen Eigenantrag auf Eröffnung das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gestellt. Das bestätigt Iris Scharitzer von Creditreform dem KURIER.
„Das Unternehmen wurde 2021 gegründet und beschäftigt sich mit der Entwicklung von motorisierten Freizeitgeräten (Power Sports), Ingenieurdienstleistungen und Projektmanagement, sowie die Beteiligung an Unternehmen zu Entwicklung von solchen Geräten. Dabei ist KTM AG Hauptkunde der Antragstellerin“, heißt es weiters. „Die Insolvenzursache liegt im Scheitern der Sanierungsbemühungen der KTM AG, wodurch auch für die Schuldnerin, deren Forschungs- und Entwicklungsarbeit nahezu ausschließlich für die KTM AG erfolgt, keine positive Fortführungsperspektive besteht.“
Schulden und Vermögen
Es sind rund 570 Gläubiger und 765 Arbeitnehmer betroffen. Die Aktiva betragen zu Liquidationswerten rund 19,9 Millionen Euro, die Passiva rund 118,4 Millionen Euro. Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Den Gläubigern wird eine Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten.
KTM Components GmbH
Über das Vermögen der KTM Components GmbH wurde heute ein Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsplanes mit Eigenverwaltung am Landesgericht Ried im Innkreis eingebracht. Das bestätigt Venka Stojnic vom Österreichischen Verband Creditreform dem KURIER. Es sind rund 335 Gläubiger und 374 Arbeitnehmer betroffen.
„Das Unternehmen wurde 2004 gegründet und beschäftigt sich mit der Herstellung und Vertrieb von Kraftfahrzeugbauteilen, insbesondere für Motorräder, ATVs/Quad-Bikes und deren Ersatzteile, inklusive der Belieferung von Rennsportwerksteams und des Zubehörhandels“, heißt es weiters. „Die KTM Components GmbH erbringt ihre Produktionstätigkeit fast ausschließlich für die KTM AG und mit dieser verbundene Unternehmen.“
Die Aktiva zu Liquidationswerten belaufen sich auf 15,96 Millionen Euro, die Passiva 68,97 Millionen Euro.
„Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Ein Finanzplan wurde eingebracht bzw. Reorganisationsmaßnahmen gesetzt“, heißt es weiters. „Den Gläubigern wird eine Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten. Laut Eigenantrag ist im Falle einer Schließung des Unternehmens lediglich mit einer Quote von rund 19,68 Prozent zu rechnen.“