Herumfliegende Gegenstände
Ein anderes Problem seien Stürme. Dass Fenster dem Winddruck standhalten, sei entscheidend. In den USA seien „Hurricane proof Windows“ groß im Geschäft, denn wenn Fenster einmal brechen, implodieren Häuser durch den plötzlichen Druckabfall geradezu. Aufgrund anderer Bauweisen bestehe diese Gefahr in Österreich nicht, aber mit einer Gefahr rechne man hierzulande kaum: Herumfliegende Gegenstände. Schlagen sie Fenster ein, können Wasser und Wind ihre Zerstörungskraft in Innenräumen entfalten.
Hurrikan-feste Fenster werden bei Tests mit dicken Holzbalken beschossen. Das Glas kann dabei zwar brechen, aber eine durchsichtige Kunststoffschicht zwischen den Scheiben verhindert, dass Löcher entstehen. Das so genannte Verbundsicherheitsglas dürfe aber in Österreich aufgrund bundesländerspezifischer Bauvorschriften nicht überall verwendet werden. Es wäre nicht nur gut gegen Stürme, auch gegen Einbrecher, meint Klinger.
Hitze und Insekten draußen halten
Ein dritter großer Punkt bei der Klimawandelanpassung von Gebäuden sei die Isolierung. Heute werde laut Klinger noch stark auf den Heizwärmebedarf geachtet, in Zukunft werde die Kühlung immer wichtiger werden. „Das Schöne ist, wenn wir Gebäude thermisch optimieren und den Wärmefluss von innen nach außen minimieren, hilft das auch umgekehrt.“ Neben gut isolierten Fenstern sei bei Hitze aber auch ein außenliegender Sonnenschutz wichtig. „Denn bei einem innenliegenden Sonnenschutz verwandeln sie das Fenster in eine Heizung.“
Rolläden oder Raffstores seien hier momentan die beste Option, aber momentan entwickelt wird auch ein textiler Sonnenschutz, der sogar Orkane aushält. Für die Zukunft interessanter werde auch Insektenschutz. „Durch den Klimawandel verändert sich auch die Fauna. Tigermücken kommen nach Österreich. Darauf sollten wir uns einstellen.“
Sanierung hängt Neubau ab
Sanierungen, auch nach der Hochwasserkatastrophe, bieten laut Klinger eine gute Gelegenheit, um Gebäude klimafit zu machen. Der Aufwand dafür sei überschaubar, außerdem gebe es in Österreich einige Förderungen, etwa den Sanierungsbonus. Bei weitergehenden Förderungen komme es auf die „Bundesländerlotterie“ an, sagt Klinger. Die Landesförderungen seien unterschiedlich hoch.
In den vergangenen Jahren hätten sich Sanierungen für IFN zum Hauptgeschäft entwickelt. 2024 machen sie 64 Prozent des Umsatzes aus. Der Grund dafür sei, dass es in mehreren europäischen Ländern verstärkt Förderungen dafür gibt. Im Neubau hingegen herrsche Krisenstimmung. Inflation, Rohstoffkosten und strengere Kreditvergaberichtlinien seien die Hauptfaktoren dafür.
Politik in Krise gefordert
IFN hat im vergangenen Jahr in seinen Geschäftskennzahlen ein leichtes Minus verzeichnet. 841 Millionen Euro Umsatz bedeuteten ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber 2022. Das Unternehmen profitierte von einem Auftragsüberhang aus den Jahren zuvor. Für 2024 wird mit 18 Prozent weniger Umsatz gerechnet. 45 Jobs (von insgesamt 4.000) mussten 2024 bereits abgebaut werden. Mit einer Entspannung der Lage rechnet Klinger nicht vor 2026.
Die Politik sei gefordert, einen sinnvollen Kompromiss zwischen der Schaffung leistbaren Wohnraums und einem Zurückdrängen der hohen Bodenversiegelung zu finden. Außerdem müsse mehr gegen den Fachkräftemangel getan werden. Auch die heimische Bürokratie sieht Klinger als Problem. Die Erweiterung eines Werks der IFN-Marke Schlotterer (Sonnenschutz) ziehe sich nun schon jahrelang hin. „Andere Unternehmen wären da schon längst ins Ausland gegangen.“