Es war eine Überraschung, als der Film „Emilia Perez“ die meisten Oscar-Chancen erhielt. Der Musical-Thriller über einen Gangster, der ein Leben als Frau anfangen will, bekam 13 Nominierungen. Eine davon gilt Karla Sofia Gascón. Sie wurde als erste Schauspielerin, die offen transgender ist, in einer Darstellerkategorie berücksichtigt. Medien jubelten, die Academy sei die „einzige Diversitätsinstitution, die Trump nicht zerstören kann“. Noch vor Kurzem klang das anders, da wurde mit dem Hashtag „OscarsSoWhite“ mangelnde Vielfalt kritisiert.
Rassistische Aussagen
Eine Woche später ist die Freude harscher Kritik gewichen, nachdem Posts in sozialen Medien aufgetaucht sind, in denen Gascón den Islam verunglimpft und den ermordeten Afroamerikaner George Floyd als „Drogensüchtigen und Stricher“ bezeichnet hat. Mittlerweile hat sie sich entschuldigt, aber die Debatte, ob ihr die Nominierung aberkannt werden soll, verstummt nicht. In einem Jahr, in dem prominente Kolleginnen nicht ausgewählt wurden: Angelina Jolie und Pamela Anderson.
Ein solcher Akt wäre aber ein Novum: Wegen früherer Aussagen wurde noch nie jemandem die Nominierung entzogen. Passiert ist es: Aber da waren etwa Fehler in der Kategorisierung oder unerlaubtes Lobbying die Gründe. Oder im Fall von Charlie Chaplin („Der Zirkus“) die Sorge, dass er alle Aufmerksamkeit bei der allerersten Oscar-Nacht 1929 auf sich ziehen würde. Deshalb bekam er einen eigens erfundenen „Ehren-Oscar“ für den Film.