Donald Trump war gerade an der Seite eines reichen Geldgebers zwischen Loch 5 und 6 mit seinem Lieblingshobby beschäftigt, als an der Peripherie seines Golf-Ressorts in West Palm Beach/Florida am Sonntagnachmittag gegen 14 Uhr Ortszeit mehrere Schüsse fielen.
Wie der mit dem Personenschutz des Ex-Präsidenten beauftragte Secret Service zunächst erklärte, habe es in Trumps „Nähe“ einen „Vorfall„ gegeben. Details? Zunächst keine. Trumps Sprecher Steven Cheung erklärte kurz angebunden, Trump sei in Sicherheit. Weitere Kommentare? Keine.
Zweieinhalb Stunden nach dem Zwischenfall, der auf Anhieb Erinnerungen an das Attentat auf Trump am 13. Juli bei einer Kundgebung in Butler/Pennsylvania auslöste, sickerten immer mehr Details durch. Sie lassen nach Einschätzungen der Bundespolizei FBI den ungeheuerlich klingenden Schluss zu, dass Donald Trump mitten auf seinem Golfplatz erschossen werden sollte, ein zweiter Attentatsversuch also binnen zwei Monaten.
Nach vorläufigen Angaben der Sicherheitsbehörden hatte der Secret Service am Rand des groß dimensionierten Golf-Platzes einen Verdächtigen erspäht, der mit einem Gewehr bewaffnet war. Während Trump an einem „Loch“ stand, das relativ nahe, ca. 300 Meter, an dem öffentlichen Bereich außerhalb des Golf-Ressorts liegt.
Die Personenschützer haben demnach präventiv auf den Mann geschossen, der das Feuer nicht erwidert habe, sondern mit dem Auto geflohen sei, nachdem er die Waffe – ein halbautomatisches Schnellfeuergewehr vom Typ AK 47 – weggeworfen habe.
Wenig später sei der Mann, Ende 50, im Nachbar-Landkreis Martin County festgenommen worden, wie der zuständige Sheriff William Snyder erklärte. Er sei ruhig und gefasst gewesen.
Über die Identität des Verdächtigen und die Hintergründe gab es zunächst keine Angaben. Entscheidend war aber offenbar, dass ein Augenzeuge den potenziellen Schützen gesehen hat, als er aus einem Gebüsch am Rand des Golfplatzes herausbrach und in einem schwarzen Nissan floh. Der Zeuge merkte sich das Nummernschild, sagte Sheriff Ric Bradshaw. So gelangen später Identifizierung, Fahndung und Festnahme.
Am Tatort stellte die Polizei die mit einem Zielfernrohr ausgestattet Waffe sowie eine am Kopfband installierbare Go-Pro-Kamera sicher. Ermittler vermuten, dass der Täter seine Aktionen filmen wollte.
Harris „erleichtert“
Donald Trump ließ umgehend via Medien ausrichten: „Mir geht es gut. Der Secret Service hat einen tollen Job gemacht. Nichts wird mich aufhalten. Ich werde niemals kapitulieren.“ Erste Medienberichte eines Boulevard-Blatt aus New York, wonach Trump nicht das Ziel gewesen sei, weil sich außerhalb des Golf-Areals zwei Personen gegenseitig beschossen hätten, sollte sich als falsch herausstellen.
Das Weiße Haus reagierte ungeachtet der anfangs völlig unklaren Lage sofort. In einer Stellungnahme zeigten sich US-Präsident Joe Biden und Vize-Präsidentin Kamala Harris, die im November gegen Trump bei der Wahl antritt, „erleichtert“, das Trump unversehrt geblieben ist. „Gewalt hat keinen Platz in Amerika“, erklärte die Regierungsspitze.
Am 13. Juli hatte ein Schütze bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania von einem nahegelegenen Dach aus auf Trump geschossen. Der Ex-US-Präsident wurde von einer Kugel am rechten Ohr verletzt, der Täter kurz darauf von Sicherheitskräften erschossen. Ein Besucher starb, zwei weitere wurden verletzt. Nach dem Attentat auf Trump trat die Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle zurück. Mindestens fünf Agenten wurden zudem beurlaubt.