Hofbauer hat die Handlung von „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ ein wenig simplifiziert und umgemodelt: Der impertinent neureiche Ex-Fleischer Florian von Fett, der seine Tochter (nun Valentina gerufen) in den Adelsstand verheiratet wissen will, lädt in seinem Schlössl zu einem Maskenball mit dem Motto „Venezianische Nacht“ ein.
Ausstatterin Ilona Glöckel durfte sich zumindest bei den Kostümen austoben: Den Innenhof des Schlosses mit seinen Arkaden brauchte sie nur um ein paar güldene Requisiten (darunter ein Thron) ergänzen: Hier, unter dem Wappen, einem prächtigen Schweinskopf mit Bratwurst, regiert mit Gerhard Ernst ein ebenso prächtiger Nestroy-Darsteller. Es ist ein Genuss, ihm beim Granteln zuzuhören. Und ja, natürlich, wird der Umstand ausgeschlachtet, dass Ernst dem erfundenen Billa-Fleischer Hofstädter sein Gesicht leiht …
Nicht nur die überdrehte Lucia Distel der Seraphine Rastl, sondern auch der von Fett fällt auf den „Baron Nebelstern“ herein: Andreas Peer gibt den Hochstapler, der brutale Übergriffigkeit als „Flirt“ kleinredet, wunderbar teuflisch. Ihm muss der Wirt vom Silbernen Karpfen, ein toller Hecht, um die Zeche nachrennen: Andy Lee Lang unterhält, begleitet von einem Quartett unter der Leitung von Florian Schäfer, u. a. mit einem Nestroy-Couplet über die Gefahren der Ehe – und die Budgetnöte der Regierung: „Zu Tode g’spart is auch g’storb’n!“
Die Strauss-Melodien (samt Zitaten aus der „Fledermaus“) fügen sich zwar nicht ganz homogen ein, aber Katrin Fuchs und Michael Havlicek geben in der Inszenierung von Peter Kratochvil ein gar klassisches Operettenpärchen ab. Nach der Pause gewinnt die Nummernrevue die Überhand. Und Alfred Pfeifer brilliert hyperventilierend als schwer barocker Marchese. Der Jubel über den „Pallawatsch“ war bei der Premiere am Freitag zu recht groß.