Der 6. Oktober 2024 weckt in Salzburg gar keine guten Erinnerungen. Damals setzte es gegen Sturm in Graz ein 0:5 und damit die höchste Niederlage seit 2008. Doch seit damals hat sich bei beiden Mannschaften viel geändert. Saßen beim letzten Duell noch Pep Lijnders und Christian Ilzer auf der jeweiligen Trainerbank, haben vor dem heutigen Aufeinandertreffen Thomas Letsch und Jürgen Säumel das Sagen.
Von einer Revanche will Letsch nichts wissen: „Wir wollen zeigen, dass wir deutlich stärker sind als damals.“ Nach einem holprigen Start ins Jahr konnte sich der Deutsche zuletzt über den ersten Sieg freuen (1:0 gegen die Austria). Er dürfte es geschafft haben, der Mannschaft wieder das „Wir-Gefühl“ einzuimpfen.
„Wir wissen um die Stärken von Sturm, sie werden sicher versuchen, uns hoch zu pressen, deshalb wird es ein intensives Spiel“, sagt Letsch. Im Titelkampf ist die Partie wichtig. Mit einem Sieg gegen den Leader wäre Salzburg spätestens nach der Punkteteilung voll dabei. Bei einer Niederlage heute wäre der Rückstand schon groß.
Auch bei Sturm gibt es neue Gesichter. Säumel gehört eines davon, er musste im November das schwere Amt von Ilzer übernehmen. Bei den Fans hatte der 40-Jährige mit großer schwarz-weißer Vergangenheit (jüngster Sturm-Kapitän) freilich einen Stein im Brett. Ein 7:0 gegen Lustenau und ein 1:0 gegen Girona (ersten Punkte in der Champions Legaue) halfen ihm. Kritiker sagen mittlerweile, da wirkte die Arbeit von Ilzer noch nach. Denn mittlerweile ist Sturms Hochform etwas verblasst, zumindest wurde gegen Blau-Weiß Linz zuletzt gewonnen. An Säumel liegt es eher nicht, Leistungsträger wie Otar Kiteishvili oder Jon Gorenc Stankovic, der länger verletzt war, sind noch nicht in Hochform. Und vor allem: Es fehlt ein Goalgetter. Mika Biereth, der um rund 14 Millionen zu Monaco gewechselt war, schrieb am Freitag mit seinem dritten Triplepack im siebenten Spiel (3:0 gegen Reims) sogar französische Liga-Geschichte.
Der potenzielle Nachfolger, der Ex-Rapidler Fally Mayulu, spielte im Herbst kaum und verletzte sich in bescheidener Fitness sofort. Sportdirektors Michael Parensen stand deshalb in der Kritik, viele Fans hatten erwartet, dass er mit den Biereth-Millionen einen Topmann holt. Doch der Deutschen sind gelegentlich die Hände gebunden, die Vereinspolitik verlangt vorsichtiges Handeln im finanziellen Bereich – da sich das neue Leistungszentrum in Puntigam auch nicht von alleine baut. Und Mayulu hat oft bewiesen, dass er Spiele entscheiden kann.
Es ist viel geschehen bei beiden Klubs – aber eigentlich ist nicht viel passiert. Bei Säumels Amtsantritt Mitte November hatte Sturm drei Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger – genau wie vor dieser Runde. Salzburg war beim Letsch-Antritt Anfang des Jahres als Fünfter zehn Punkte hinter Sturm. Jetzt sind es als Tabellenvierter neun Zähler.