Der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hält die Debatte über den richtigen SPD-Kanzlerkandidaten für schädlich für seine Partei.
„Jede Debatte über einen amtierenden Bundeskanzler, den man nicht austauschen kann, schadet allen“, sagte der frühere SPD-Politiker der Süddeutschen Zeitung. „Die Partei kann doch nicht den eigenen Bundeskanzler demontieren.“ Amtsinhaber Olaf Scholz attestierte er, einen „ordentlichen Job zu machen“.
Schröder sagte dem Bericht zufolge weiter, für Scholz sei es mit der aus drei Parteien zusammengesetzten Ampel-Koalition noch schwerer gewesen als für ihn selbst zu Zeiten der rot-grünen Koalition von 1998 bis 2005.
Über Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte Schröder, dieser mache seine Sache sehr gut. Man müsse aber die Konsequenzen der öffentlichen Kandidatendebatte bedenken: „Es werden beide dadurch beschädigt“, sagte Schröder.
Die SPD ist sich aktuell uneins, wer die Partei in den Wahlkampf führen und damit Kanzlerkandidat werden soll. Scholz beharrt auf einen Wiederantritt bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar.
Pistorius: „Ich bin Parteisoldat“
Vor allem aus Nordrhein-Westfalen meldeten sich indes zuletzt einflussreiche Sozialdemokraten zu Wort, die angesichts der katastrophalen Umfragewerte der SPD den beliebten Verteidigungsminister Boris Pistorius als Spitzenkandidaten bevorzugen würden. Pistorius selber gibt sich zwar loyal zu Scholz, schließt eine eigene Kandidatur aber auch nicht aus.
„In der Politik sollte man nie irgendetwas ausschließen, ganz egal, worum es geht“, sagte Pistorius bei der Veranstaltungsreihe „Menschen in Europa“ der Mediengruppe Bayern in Passau. „Das Einzige, was ich definitiv ausschließen kann, ist, dass ich noch Papst werde“, sagte der Minister augenzwinkernd. Bundeskanzler Olaf Scholz habe einen richtig guten Job gemacht, unterstrich der Verteidigungsminister. „Und er hat gesagt, er will weitermachen. Das ist das Normalste der Welt.“ Und weiter: „Da ich erstens ein zutiefst loyaler Mensch bin, zweitens in meiner Lebensplanung nie drinstand, Verteidigungsminister zu werden oder gar Bundeskanzler, werde ich ’nen Teufel tun und mir jetzt sagen: Ich mache das, ich trete jetzt an. Nein, das werden Sie von mir nicht hören. Ich bin Parteisoldat.“
Umfragen sehen die Sozialdemokraten derzeit nur an dritter Stelle hinter der konservativen Union (CDU/CSU) und der Rechtsaußen-Partei AfD.