Es sind Tausende von Skulpturen, die 1897 von britischen Soldaten bei einem Überfall auf das damals noch eigenständige Königreich Benin im heutigen Südwesten Nigerias geraubt wurden. Die Diskussion um eine Rückgabe der Objekte, die sich in der Folge auf Museen und Privatsammlungen in aller Welt verteilten, wurde in den vergangenen Jahren zum wegweisenden Fall für den Umgang mit Raubgut aus kolonialen Kontexten.
Nun haben sich die Niederlande dazu entschlossen, mehr als 100 Benin-Bronzen an Nigeria zu restituieren, wie die niederländische Botschaft am Mittwoch in Abuja mitteilte. Die 119 Artefakte befinden sich derzeit in der niederländischen Staatssammlung und sollen im Laufe des Jahres zurückgeführt werden.
Großer Brocken
„Die Niederlande geben die Benin-Bronzen bedingungslos zurück, da sie anerkennen, dass die Objekte während des britischen Angriffs auf Benin City im Jahr 1897 geplündert wurden und niemals in die Niederlande hätten gelangen dürfen“, heißt es in der Erklärung der Botschaft. In der Erklärung wird der Generaldirektor der Nationalen Kommission für Museen und Denkmäler, Olugbile Holloway, mit den Worten zitiert, dies sei die größte Rückgabe antiker Kunstwerke überhaupt.
Auch in Wien
Diskussionen enden nicht
Der Direktor des Bayerischen Armeemuseums, Ansgar Reiß, hatte am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion im Heeresgeschichtlichen Museum Wien die Rückgabe der Benin-Bronzen kritisiert. Der nigerianische Staat habe diese Objekte im Widerspruch zu ursprünglichen Abmachungen privatisiert hatte, so Reiß. Dieser Vorgang habe sich als ein primär politisch motivierter Schritt dargestellt.