Startseite Politik Nigel Farage in Großbritannien auf der Überholspur

Nigel Farage in Großbritannien auf der Überholspur

von Max

 Freitagmorgen war sein ohnehin siegesgewisses Lächeln noch ein bisschen breiter. Als die Reform-Politikerin Sarah Pochin um kurz nach sechs Uhr morgens mit 12.645 Stimmen als neue Parlamentsabgeordnete im nordenglischen Wahlkreis Runcorn und Helsby verkündet wurde, riss Nigel Farage vor Begeisterung die Fäuste in die Luft.

Es war aber auch eng. Nur vier Stimmen hatte Pochin zunächst von der zweitplatzierten Labour-Kandidatin Karen Shore getrennt. So knapp war das Ergebnis dieser Nachwahl (der vorherige Labour-Abgeordnete musste nach einer Schlägerei zurücktreten, Anm.), dass Labour eine Neuauszählung anordnete. Doch dabei erhöhte sich Pochins Vorsprung noch um zwei Stimmen.

Obwohl dieses Ergebnis als das Knappste in die Geschichte der britischen Parlamentswahlen eingehen wird, bezeichnete es Farage als „phänomenal“. Immerhin konnte der Rechtspopulist damit die Vertretung seiner Reform UK-Partei im britischen Parlament um ein Viertel erhöhen.

Damit war sein Siegeszug am Freitag nicht abgeschlossen. Bis zum Nachmittag waren zwar noch nicht alle der mehr als 1.600 Gemeinderatssitze ausgezählt, doch eine Tendenz zeichnete sich ab: Reform siegt nicht nur in den Umfragen. In Durham und Staffordshire kontrolliert die Partei nun den Gemeinderat und Lincolnshire erhält seinen ersten Reform-Bürgermeister. In North Tyneside, Westengland und Doncaster kann Labour zwar weiterhin den Bürgermeister stellen, doch Reform wird in diesen Bezirken zweitstärkste Partei.

Wahre Opposition

Für Farage ist die Lage klar: „Wir haben die konservative Partei als wichtigste Oppositionspartei der Labour-Regierung abgelöst“, sagte er zur BBC. Und: „Wir haben uns sehr stark in das Kernland der Labour verbissen.“

Der britische Premierminister Keir Starmer räumte ein, dass die Wahl enttäuschend war und versicherte, den Auftrag verstanden zu haben: „Wir müssen den Wandel, den die Menschen sehen wollen, weiter und schneller vorantreiben.“

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Es wird sich zeigen, ob ihm seine Parteikollegen dafür Zeit geben. Denn nach dem schwachen Ergebnis kommt auch Kritik aus den eigenen Reihen. Einmal mehr wurden die Kürzungen beim Heizkostenzuschuss oder den Sozialleistungen hinterfragt. „Es ist schön und gut, wenn die Nummer 10 (das Premierministerbüro, Anm.) sagt, dass wir weiter liefern müssen“, wird ein Labour-Politiker im Guardian zitiert. „Aber das Problem ist, dass es die Dinge sind, die wir geliefert haben, die die Leute hassen.“

Anna-Maria Bauer, London

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