Startseite Wirtschaft Normale Schuhe sind für Kinder so schlecht wie Zigaretten

Normale Schuhe sind für Kinder so schlecht wie Zigaretten

von Max

Barfuß durch die Zeit

„Je näher die Füße dem Boden sind, desto besser“, lautet Clarks Motto. Und genau dem Konzept folgt er mit seiner Schuhmarke „Vivobarefoot“. 2012 hat er sie gegründet und verkauft seither Fußwerk, dass sich durch seine besonders dünnen, breiten Sohlen auszeichnet. „Herkömmliche Schuhe passen sich nicht unseren Füßen an, sondern umgekehrt: Unsere Füße sind schuhgeformt.“ Ganz schlecht für die Gesundheit, wie Clark betont. Er geht so weit zu behaupten, dass Kinder, die „normale“ Schuhe tragen, gleich auch mit einem Packerl Zigaretten herumlaufen könnten: „Beides ist schlecht für sie“, meint er. 

Als Schuster in siebenter Generation weiß er das genau. Die bis heute bekannte englische Marke „Clarks“ verkauft nämlich schon seit 1825 Schuhe. „Clarks war ein Quäker-Business“, erzählt der Schuster. Sogenannte Quäker waren eine Gemeinschaft, die bisherige Glaubenssysteme hinterfragt und gegen den Status quo rebelliert haben. „In einer Zeit, in der Absatzschuhe mit dicken Sohlen ein Statussymbol waren, fertigten meine Vorfahren natürlich-geformte Schlapfen mit dünnen Sohlen“, lacht er. „Sehr originell bin ich mit meiner Firma also nicht. Ich kehre eher zu meinen Wurzeln zurück.“ 

Barfußschuhe waren aber auch damals keine neue Erfindung: „Ich bin der Meinung, dass das erste Werkzeug des Homosapiens Schuhe waren. So gesehen sind wir alle Nachfahren von Schuhmachern.“

Die Einzelgänger

Aktuell hat „Vivobarefoot“ rund 160 Mitarbeiter, die sorgfältig ausgewählt werden. „Für meinen Führungsstil braucht es die richtigen Leute.“ Was er damit meint? Galahad Clark will weg vom hierarchischen, rigiden, teils militärischen Führungskonzept und hin zu etwas Natürlichem, auf Augenhöhe.

„Wir haben das mittlere Management fast abgebaut, versuchen die Teams nahe an der Führungsebene zu halten, damit sich alle einbringen können.“ Das ist alles andere als einfach, aber die Ergebnisse sind es wert und schlagen sich auch in den Zahlen nieder: Mit einem Jahresumsatz von 103 Millionen Euro scheint sein Konzept zu funktionieren. „Wir verkaufen jährlich rund 1,1 Millionen Paar Schuhe. 80 Prozent davon direkt an die Konsumenten.“ 

Seine Zielgruppe sind „Conscious Mavericks“ (übersetzt: bewusste Einzelgänger). „Sie sind fordernd, umweltbewusst, rebellisch“, erzählt Clark. Und müssen offenbar auch genug verdienen, denn für ein Paar „Vivobarefoot“-Schuhe kann man rund 200 Euro hinblättern. Schwierig, wenn Moderiesen einen Bruchteil für ein Paar neue Sneaker verlangen.

Auf Hinterbeine stellen

„Wir wollen zugänglicher werden, aber das lässt sich noch nicht mit unserem Businessmodell vereinbaren“, erklärt er. „Wir sind ein unabhängiges Geschäft und wollen uns nicht an Investoren verkaufen. Das Schlimmste, was man als Kleinunternehmen machen kann, ist, andere große Firmen um Geld zu bitten.“ Also versucht er, so profitabel wie möglich zu bleiben. 

„Böse Großunternehmer“ (Clark drückt sich weniger freundlich aus) wären sonst in der Position Forderungen zu stellen, die das Unternehmen von der ursprünglichen Mission abringen könnten. „Die wenigsten Firmen erreichen die Hundert-Million-Umsatz-Marke und bleiben ihren Prinzipien treu. Schnelles Geld zerstört Kleinunternehmen.“

Deswegen stört sich Galahad Clark auch nicht an Barfußschuh-Konkurrenz. „Sie kommen mir gelegen. Wir werden zu einer Art Untergrund-Widerstand.“ Allein in den vergangenen zwei Jahren sollen in Europa 35 neue Barfußschuh-Marken entstanden sein. „Diese Vielfalt bringt Bewegung rein, gibt den Schuhen eine Authentizität und Glaubwürdigkeit. Selbst wenn Nike plötzlich auf barfuß umsteigen würde, hätte ich nichts dagegen“, lacht er.

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