Der „heilige Nuno“ – Nuno Espirito Santo – sorgt für neue Höhenflüge im City Ground und macht eigentlich nur das, was er immer macht: Aus einer stabilen Defensive den Gegner zur Verzweiflung bringen.
Premier-League-Erfahrung bei Wolverhampton und Tottenham
Nuno Espirito Santo ist der Premier League kein Unbekannter. Für die Wolverhampton Wanderers und Tottenham Hotspur hat der Portugiese bereits 216 Premier-League-Spiele als Trainer auf dem Buckel.
War seine Zeit in Wolverhampton sehr erfolgreich – er war dort vier Jahre im Amt, führte die Wolves aus der Championship in die Premier League und machte aus dem Klub einen Mittelständler ohne Abstiegsgefahr – musste er in London seinen Hut bereits nach vier Monaten nehmen.
Was dann folgte, war das Double in Saudi-Arabien mit Al-Ittihad und daran anschließend die Rückkehr nach England, zu Nottingham Forest.
Nottingham vor dem Abstieg gerettet
Espirito Santo ersetzte Steve Cooper, übernahm Nottingham im Dezember 2023. Er rettete den Klub vor dem Abstieg.
Der Abschied von Aufstiegscoach Steve Cooper war in Nottingham zwar zunächst emotional, Espirito Santo gelang es aber schnell, den Waliser vergessen zu machen. Schnell war klar, dass der ehemalige Valencia-, Porto-, Wolverhampton-, Tottenham- und Al-Ittihad-Coach mit seinem taktischen Konzept ideal zu „Forest“ passt.
Das Erbe von Steve Cooper war jedoch kein Leichtes: Ein übergroßer Kader mit 32 Spielern, 18 Neuzugänge, 20 Legionäre und eine kaum eingespielte Mannschaft war durchaus schwer zu übernehmen. Am Ende reichte es für Platz 17 mit schlussendlich komfortablen sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze.
26 Abgänge, 9 Neuzugänge im Sommer
Der Kader wurde schließlich im Sommer rigoros verkleinert, um Platz für punktuelle Neuzugänge zu haben. Anders als in den letzten beiden Transferfenstern wurde im Sommer vor allem auf die Qualität der Spieler gesetzt. Weniger Masse, mehr Klasse. Und so standen zum Ende der Transferzeit insgesamt 26 Abgänge neun Neuzugängen gegenüber.
Wer Nuno Espirito Santo kennt, den überrascht es nicht, dass fünf der neun Neuzugänge die Defensive betreffen. Und genau jene fünf Neuzugänge haben einen großen Anteil am bisher mehr als soliden Saisonstart.
Ungeschlagen zum Saisonstart
Fünf Spiele, zwei Siege, drei Unentschieden – die „Garibaldis“ sind gut in die Saison gestartet und bisher ungeschlagen.
Siege gegen Liverpool und Southampton, Unentschieden gegen Wolverhampton, Brighton und Bournemouth zeigen, dass Nottingham Forest auch gegen stärkere Mannschaften Punkte holen kann.
Aus den ersten Partien zeigt sich aber vor allem eines: Nuno Espirito Santo und seine Philosophie tun Nottingham gut.
Was zeichnet Espirito Santo aus?
Die Null muss stehen. Der Portugiese gilt als Defensivstratege und genau das kennzeichnet das Spiel des Traditionsvereins derzeit.
In fünf Spielen hat man zwar nur sechs Tore erzielt, aber auch nur vier Gegentore erhalten. Die Neuzugänge Moreno und Milenkovic stabilisieren die Abwehr, Ward-Prowse und Anderson das Mittelfeld. Nach Ballgewinnen erfolgt ein schnelles Umschaltspiel über die flinken Flügel.
Nottingham ist unangenehm zu bespielen, weil das Team kaum Räume freigibt, eng am Gegner steht und keinen geordneten Spielaufbau zulässt. Das bekam vor allem der FC Liverpool zu spüren, der es im gesamten Spiel nur auf fünf Torschüsse brachte, was angesichts des sonst sehr guten Saisonstarts der „Reds“ noch besonderer anmutet.
Etwas, dass dem Portugiesen schwer abzusprechen ist, ist, dass er gerne auf Spieler aus Portugal oder mit Portugal–Bezug setzt. Man erinnere sich an seine Zeit bei Wolverhampton, in der sich phasenweise über zehn Portugiesen im Kader und ein großer Teil davon in der Startformation befunden hat. Mit Silva und Moreira wurden diesmal zwar nur zwei Portugiesen im Sommertransferfenster geholt, die Zukunft – und eine möglicherweise lange Amtszeit des Trainers – dürfte aber dafür sorgen, dass man in Nottingham vermehrt Portugiesisch sprechen wird.
Auffällig ist zudem das gute Verhältnis von Nuno Espirito Santo zu seinen Spielern. Seine Mannschaften wirken gerne wie eingeschworene Teams, Stars oder Diven sucht man vergeblich. Was zählt ist das Kollektiv.
Ein Blick in die Zukunft
Die großen Erfolge von Nottingham Forest liegen weit zurück. Der englische Meister von 1978 und zweimalige Gewinner des Europapokals der Landesmeister 1979 und 1980 spielt zwar auch dieses Jahr – erwartungsgemäß – nicht um den Titel mit, im Klub ist aber Ruhe eingekehrt.
Können die „Garibaldi Reds“ ihre Leistung konservieren, sollten sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben und wenn man an Espirito Santo festhält, kann man sich in den nächsten Jahren im Mittelfeld stabilisieren.
Denn wenn der Portugiese für eines steht, dann ist es für eine geordnete Defensive, Konstanz und eine Arbeit mit Weitblick. Genau richtig für einen Klub wie Nottingham!
Patrick Stummer, abseits.at