Von Natur aus wertvoll
Schröcks Begeisterung gilt nur einer klaren Auswahl von Exemplaren: den naturfarbenen, unbehandelten Farbedelsteinen, deren wichtigste Vertreter der Rubin, der Smaragd und der Saphir sind. Unbehandelt ist der springende Punkt, erklärt Schröck bei einem Besuch im KURIER-Business-Gespräch. „Heute ist der Großteil aller Steine bei Juwelieren farbbehandelt“, sagt er. Meist passiert das durch Erhitzen oder durch Einlegen in Öl, aber es gibt noch andere, weit invasivere Methoden.
Radioaktive Strahlung zum Beispiel, die bei Steinen wie dem dunkelblauen Topas, auch bekannt als London Blue, zum Einsatz kommen kann. Für Schröck undenkbar, einen solchen Stein zu kaufen. Nicht nur aus persönlicher Überzeugung. Auch aufgrund des geschmälerten Werts.
Die oberen drei Prozent
Nur zwei bis drei Prozent der am Markt befindlichen Farbedelsteine sind unbehandelt, schätzt der Gemmologe. Weshalb ihm sein Mentor, ein vor zwei Jahren verstorbener Edelsteinhändler aus Indien, riet, sich auf die seltenen Steine zu konzentrieren.
„Du wirst sehen, Naturfarbe ist das, was am höchsten im Wert steigt“, soll dieser 2008 zu ihm gesagt haben. Schröck befolgte den Ratschlag und ist dabei geblieben. Die besten Rubine holt er aktuell aus Mosambik. Zwischen 15.000 und 20.000 Euro ist ein unbehandelter Einkaräter wert, ordnet Schröck ein. „Bei einem gebrannten Rubin liegen Sie wahrscheinlich bei einem Drittel bis bei der Hälfte.“
Konsumenten wäre das jedoch kaum bewusst, merkt der Edelsteinhändler an. Einerseits, weil sich der Unterschied mit freiem Auge nicht erkennen ließe, andererseits, weil es keine gesetzliche Vorgabe bei Juwelieren gibt, aktiv darauf hinweisen zu müssen, kritisiert er. In Asien wäre man hier informierter, merkt Schröck an. „Ist in Indien oder Singapur jemand an einem Edelsteinkauf oder Investment interessiert, lautet die erste Frage: Behandelt oder naturbelassen?“, berichtet Schröck. Der deshalb noch viel Aufklärungsarbeit in Europa zu leisten hat.
Denn geht man das Edelstein-Investment an, wäre es laut ihm eine sinnvolle Möglichkeit, sein Anlage-Portfolio zu erweitern.
Diamant oder Farbstein
Unter fünf Jahren macht ein Edelstein-Investment keinen Sinn, stellt Schröck gleich zu Beginn klar.
Hat man also langfristigere Pläne und eine „bestimmte Vermögenssumme“ im Hintergrund (er empfiehlt, fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in Edelsteine zu investieren), ließe sich eine gute Wertsteigerung erzielen. Allerdings nur, wenn man sich für die richtigen Steine entscheidet, und das ist nicht automatisch der klassische Diamant.
Es kommt auf die Zeitspanne an, klärt der Edelsteinexperte auf. Liegt diese bei 25 Jahren und länger, wäre der Diamant sicher eine gute Beimischung. Bei kürzeren Anlagehorizonten gewinnt jedoch der Farbedelstein. „Die Wertsteigerung ist höher“, sagt Schröck deutlich. „In den vergangenen 30, 35 Jahren ist der Rubin in der Durchschnittsqualität unbehandelt um acht Prozent pro Jahr gestiegen.“ Doch was kostet ein Einstieg für Neulinge?
Investieren in Edelsteine: Ab 3.000 Euro geht es los
Im Investmentbereich beginnt laut Schröck ein einkarätiger Saphir bei 3.000 Euro, der Smaragd bei 5.000 und der Rubin bei 8.000 Euro. Zu weniger Karat würde er nicht raten. „Unter einem Karat ist es Schmuckqualität.“ Also schön fürs Auge, aber nicht zielführend als Wertanlage.
Unberührt im Tresor liegen müssen die naturbelassenen Steine dann aber auch nicht. Denn auch sie lassen sich als Schmuckstück verarbeiten. Sofern man auf gute und erfahrene Goldschmiede setzt. An Wert verlieren die Steine nämlich auch beim Tragen nicht. Schließlich sind sie hart genug, den Lebensalltag zu meistern. Und zaubern dabei etwas Farbe hinein.