Jede sechste Person in Österreich, also 1,6 Millionen Menschen, ist unter 18 Jahre alt. Wie entwickelt sich deren Situation in Österreich? Studienergebnisse des Instituts für Familienforschung haben Dienstagvormittag Familienministerin Claudia Plakolm (ÖVP) und Institutsleiter Wolfgang Mazal präsentiert.
Die Zahl der Kinder sei insgesamt gesunken, so Mazal eingangs. Grund: „Die Zahl der Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist relativ zurückgegangen.“ 20 Prozent der Kinder hätten derzeit keine Staatsbürgerschaft. „Die Zahl sind recht recht drastisch“, meint der Experte. 1985 hätte es noch 1,6 Millionen Kinder mit österreichischer und 81.000 ohne Staatsbürgerschaft gegeben. 2023 lag das Verhältnis bei 1,2 Millionen zu 339.000.
„Besorgniserregender Wert“
Große Unterschiede zeigen sich dann im Bildungsbereich. 57,7 Prozent der 10- bis 14-Jährigen nicht-österreichischen Staatsbürger gehen in die Neue Mittelschule, 24,9 Prozent in eine AHS. Indes besuchen 55,2 Prozent der Staatsbürger eine Mittelschule und 37,5 Prozent in eine AHS. Bei den 14- bis 18-Jährigen besuchen immer noch 18 Prozent der Nicht-Staatsbürger eine Mittelschule – aber nur noch 4,6 Prozent der Österreicher. Ein „besorgniserregender Wert“, so Mazal.
„Wir müssen dafür sorgen, das die Zahl zu integrierender Menschen in Österreich nicht weiter wächst“, sagt Plakolm. Die Regierung habe deshalb den Familiennachzug gestoppt: „Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass Familien getrennt leben. Hier wurde unser System auch ausgereizt in den letzten Jahren.“
Ausgaben für Kinder kräftig gestiegen
Was sind, abseits davon, die politischen Ableitungen der Studie? „Wir bekennen uns als Bundesregierung auch weiterhin stark dazu, dass wir Familien mit Kindern unterstützen“, sagt Plakolm. 1980 habe der Staat 2,5 Milliarden Euro für Familien ausgegeben, mittlerweile seien es 12,5 Milliarden Euro. Bei diesem Vergleich ist die Inflation der letzten 45 Jahre nicht berücksichtigt.
Erhöht hat sich die Kinderbetreuungsquote. Die Quote von unter Dreijährigen, die Betreuungseinrichtungen besuchen, ist von 4,6 Prozent im Jahr 1995 auf 32,8 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Bei den drei- bis sechsjährigen von 70,6 auf 94 Prozent. „Der Bericht zeigt, dass Österreich ein starkes Land ist, das Kindern und Jugendlichen bzw. ihren Familien soziale Sicherheit, eine gute Betreuung und eine Perspektive bietet“, sagt Plakolm.
Mazal betont, dass die Kinderrecht in Österreich „in einem kontinuierlichen Prozess verfolgt und heute in einem hohen Maß erfüllt werden“.
Kindergrundsicherung „in Ausarbeitung“
Noch konsequenter werden müsse Österreich beim Kinderschutz, sagt Plakolm. Die Anzeigen von Straftaten wegen „bildlichen sozialbezogenen Kindesmissbrauchs“ seien von 465 im Jahr 2014 auf 2.245 im Jahr 2023 gestiegen. Laut Studie ist von einer „erheblichen Dunkelziffer“ auszugehen. Immerhin: Bei den angezeigten Fällen liegt die Aufklärungsquote bei rund 85 Prozent.
Noch umsetzen will Türkis-Rot-Pink eine Kindergrundsicherung. Diese sei „in Ausarbeitung“ und liege federführend beim Sozialministerium von Korinna Schumann (SPÖ), betont Plakolm. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) forderte hier zuletzt eine bundesweite Regelung mit stärkerem Fokus auf Sachleistungen. An Wien, das wegen der vergleichsweise hohen Sozialleistungen „wie ein Magnet wirke“, werde man sich nicht orientieren, so Plakolm.