In den folgenden 90 Minuten (mit Pause) macht der Wiener Kabarettist dann das, was er immer macht: Er ist ganz viel er selbst. Und das bedeutet: Er ist wohl der lustigste Arzt, den man bisher getroffen hat. Wenn der 44-Jährige nicht auf der Bühne steht, arbeitet er nämlich als Kinder- und Jugendchirurg in Stadlau. Da wie dort lautet sein oberstes Credo: Lachen ist gesund. Und Optimismus ist ansteckend. Sollen doch alle anderen den ganzen Tag herumsudern und sich auf Fehlersuche machen. Sarsam macht da nicht mit. Er hält lieber Ausschau nach dem, was stimmt. Es geht ihm stets darum, die Welt ein bisschen zum Besseren zu verändern.
Klangschalenreise
Dabei nimmt er uns auf eine Klangschalenreise mit. Was so alles in einer Salzgrotte passiert, erfahren wir bei einem Besuch in einer steirischen Therme. Damit man sich in diese Situation hineinfühlen kann, liefert er am Keyboard typische Wellnessoasen-Klänge und legt darüber einen Hustenanfall inklusive Bauernschnäuzer. Alles eben, was man bei einem Salzgrottenbesuch unfreiwillig von den anderen Klangschalenreisenden serviert bekommt. Das alles wird dann auf der Loopstation in Dauerschleife geschickt. Eine sehr gelungene Performance. Überhaupt liefert Sarsam musikalisch hervorragend ab. Alles Liebeslieder, wie er auf der Bühne stets betont.
Wunderbar seine Darbietung als „Self-Doctor“, der sich im Internet (unterstützt von KI) selbst therapiert: Mit dem Universalrezept-Reggae.
Rezeptfrei
Seine Erzählungen und Gedanken kommen beim Publikum gut an, regen zum Nachdenken an. Die dabei abfallenden Pointen sind auf Harmonie gebürstet – werden in homöopathischen Dosen verabreicht. Oftmals würde man sich da eine etwas härtere Tablette („forte“!), eine bissigere Gangart wünschen. Aber so ist er nicht, der Sarsam. Er wird auch nie politisch, nie wütend, und so gut wie nie gesellschaftskritisch. Vielmehr setzt er auf Leichtigkeit mit Tiefgang, auf das Verbindliche, auf eine gute Zeit – zusammen durch die Virenlast: „Fit mit Omar“.
Für die Pessimisten im Saal hat er dann einen Merksatz parat: „Wenn immer alles schlechter wird, dann heißt das: Es gibt nie wieder einen besseren Zeitpunkt als jetzt!“ Seine Diagnosen sind klug, aber nie obergscheit, und witzig, aber nie untergriffig.
Es gibt das derzeit bei österreichischen Kabarettisten sehr angesagte Zwiegespräch mit einer von der KI gesteuerten Maschine (in diesem Fall ist es ein Mähroboter), und Sarsam erläutert seine Streptokokken–Abwehr-Taktik im Möbelmarkt. Es geht unter anderem ums Eisbaden, das jetzt ja alle machen. Bei ihm funktioniert das aber nur bedingt, denn er habe zu viele Haare am Körper – ein Fell wie ein Schaf. Und wenn man das Fell wegrasiert, wird es darunter nicht besser. Denn dann kommt bloß die Wampe, „das Nilpferd“, zum Vorschein.
Zum Abschluss stellte er die Frage: „Wo ist Heimat?“, um sie sogleich (und musikalisch) zu beantworten: „Heimat ist, wo Menschen Menschen helfen!“. Schöne Idee.
„Stimmt“ ist gut gemachte, aber vielleicht etwas auf zu viel Harmonie gebürstete Unterhaltung – garantiert jugend- und rezeptfrei.
„Stimmt“ – das neue Programm von Omar Sarsam. Termine unter: https://www.omarsarsam.com/termine