Zwei Highlight-Projekte stehen im Juni auf dem Programm des Festjahres „Johann Strauss 2025 Wien“ , unter anderem ein weniger bekanntes Bühnenwerk von Johann Strauss in einem unkonventionellen Setting: Die Regisseurin Anna Bernreitner – eine Spezialistin für Musiktheater an ungewöhnlichen Orten – kreiert aus Strauss’ allererster Operette von insgesamt 16 musikalischen Bühnenwerken ein „Reiseformat“, das 23 Mal an verschiedenen Orten in Wiens Bezirken zu erleben ist.
Mit „Indigo und die 40 Räuber“ hatte Strauss am 10. Februar 1871 im Theater an der Wien als Bühnenkomponist debütiert, was einst als Sieg des Walzers über den „raffinierten Cancan eines Jacques Offenbach“ gefeiert wurde. Dabei geht es, ähnlich wie bei Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“, um die Entführung einer Europäerin, die – als Sklavin verkauft – im Harem eines fremdländischen Königs landet.
„Indigo und die 23 Räuber:nnen“ ist der Titel einer Koproduktion mit WIR SIND WIEN.FESTIVAL, unter anderem mit der Sopranistin Anita Rosati als Fantasca, Alexander Kaimbacher als Indigo und mit dem Wiener KammerOrchester unter der musikalischen Leitung von Raphael Schluesselberg.
Wann & Wo: 1. bis 23. Juni, verschiedene Open-Air-Spielorte in allen Wiener Bezirken
Konzerthaus: Theater-Disko von Oskar Haag und Oliver Welter.
Am 6. Juni 1899 nimmt Wien in der „Evangelischen Stadtkirche“ in der Dorotheergasse 16 Abschied von Johann Strauss Sohn. Sein Begräbnis voller Prunk, Pomp und Pompfüneberer wird zum spektakulären Finale einer bis dahin beispiellosen Weltkarriere. Tausende Wiener säumen die Straßen, als schwarze Rappen die Trauerkutsche mit dem Sarg zum Zentralfriedhof ziehen, wo Strauss in einem Ehrengrab seine letzte Ruhe findet.
Exakt am Jahrestag seines Begräbnisses lassen Musiker:innen, Schauspieler:innen und Performer:innen den Walzerkönig hochleben und feiern – im Konzerthaus seine Auferstehung mit einer Theater-Disko voller Emotionen.
„Save The Last Waltz For Me“ mit dem jungen Musiker, Singer-Songwriter und Schauspieler Oskar Haag und dem Naked-Lunch-Sänger Oliver Welter (Konzept) & Friends wie Verena Altenberger, Lino Camilo, Lars Eidinger, Clara Frühstück, Peaches, Naked Lunch und Der Nino aus Wien erinnert in einer mehrstündigen Theater-Disko an den Schöpfer eines Soundtracks, der immer schon die Kraft hatte, die Welt, und sei es nur für eine halbe Nacht lang, in einen besseren, einen schöneren Ort zu verwandeln.
Wann & Wo: Am 6. Juni (19.30 Uhr), Konzerthaus; Tickets: € 25,- Stehplatz; € 30,- Einzelplatz Balkon; € 80,- gesamte Balkonloge (vier Plätze); € 20,- Galerie
Ausstellungsbesuch von „Wien 1900“ mit Konzert am 19. Mai 2025.
Walzer live in einem Museum der Moderne
Johannes Brahms sagte, er würde eine ganze Symphonie für einen Strauss-Walzer geben. Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern haben dem Walzer später in anderer Form ihre Reverenz erwiesen, indem sie in eigenen Arrangements den Puls der Moderne ganz nah an das sentimentale Herz der Musikstadt Wien heranführten. So entstanden für ein Konzert im Mai 1921 unter anderem stilistisch markante Bearbeitungen von „Rosen aus dem Süden“ und dem „Lagunenwalzer“ durch Schönberg. Berg steuerte „Wein, Weib und Gesang“ und Webern den „Schatzwalzer“ bei. Die Arrangeure waren bei dem frenetisch gefeierten Konzertabend zugleich die Interpreten: Schönberg spielte zum Teil die erste Geige, Webern das Cello, Berg das Harmonium. Und Schönberg selbst schrieb nach der ersten Erfahrung mit den Strauss-Arrangements von 1921 für eine Spanientournee seines Pierrot lunaire 1925 eine weitere Kammerfassung, diesmal des „Kaiserwalzers“.
Konzert & Ausstellung
Aber die Welt der Moderne steht nicht still. Ob zeitlose Klassiker „Rosen aus dem Süden“, „Wein, Weib und Gesang“, „Lagunenwalzer“, „Kaiserwalzer“, „Schatzwalzer“ oder aktuell die Uraufführung von „Strauss und Igel“, einem „Wiedner Sehnsuchtswalzer“ für Streichquartett und Klavier von Thomas Daniel Schlee: Durch das Merlin Ensemble Wien erneut zeitgenössisch verwandelt, tragen uns diese akustischen Preziosen entlang des Bilderkosmos im Leopold Museum durch die Zeit bis ins Heute. Die riesige Kunstsammlung mit der Schau „Wien 1900“ erinnert in ihrer Fülle an die Leere, an das, was einst war und nicht mehr ist. Wien, das wird einem vor den Werken Schieles, Klimts, Kokoschkas und Gerstls so richtig bewusst, war die Stadt der großen Aufbrüche und Umbrüche zur Moderne, und dies lange nicht nur, aber insbesondere auch auf dem Gebiet der Künste.
Wann & Wo: Am 19. Mai, Leopold Museum, Unteres Atrium; Ausstellungsbesuch: 18.30 Uhr. Konzertbeginn: 19.30 Uhr
VIENNA SHORTS – filmische Interpretationen zu Strauss’ „An der schönen blauen Donau“.
Evergreen in neuem Licht: DONAU SO BLAU
In James Camerons Film „Titanic“ (1997) tanzt die noble Gesellschaft zum „Walzer aller Walzer“ in den Abgrund. Beim Filmregisseur und Liebhaber exzentrischer Soundtracks Stanley Kubrick dreht sich das Raumschiff in „2001: A Space Odyssey“ (1968) zu „An der schönen blauen Donau“. Der unkonventionelle Einsatz des Klassikers vermittelt in einem unvergesslichen Kino-Moment Unendlichkeit und Schwerelosigkeit.
Wettbewerb
Nun präsentieren Filmschaffende aus aller Welt beim Johann Strauss Festjahr 2025 ihre eigene, moderne Vision dieses ikonischen Werkes. Gesucht waren vom Festival Vienna Shorts und dem internationalen Kurzfilmwettbewerb „DONAU SO BLAU – Ein Evergreen in neuem Licht“ moderne und klischeefreie filmische Neuinterpretationen – in den Formaten Musikvideo, Animation oder experiEvergreen in neuem Licht: DONAU SO BLAU menteller Film – aus poetischer, politischer oder ganz persönlicher Sicht. Aus den etwa 200 Einreichungen aus 54 Ländern wählte die Jury neun Filme aus, die am 28. Mai im METRO Kinokulturhaus erstmals öffentlich gezeigt werden. Die Filme nehmen uns mit in dystopische KI-Flutkatastrophen, in das sommerlich-heiße Albanien, in ein architektonisches Labyrinth in Barcelona oder ein privates Domizil in Rumänien. Und das ist noch nicht alles: Während des Filmfestivals auf dem Wiener Rathausplatz im Juli und August wird eine Auswahl der besten Einsendungen als Strauss-Prolog präsentiert und bringt frischen Wind in die Wiener Sommernächte.
Wann & Wo: Galaveranstaltung am 28. 5. (20.15 Uhr), METRO Kinokulturhaus; 1., Johannesgasse 4 www.viennashotrs.com www.johannstrauss2025.at