Was der KURIER bereits für diese Woche angekündigt hat, ist jetzt fix: Die Palmers Textil AG mit Sitz in Wiener Neudorf hat heute, Donnerstag, ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beim Landesgericht Wiener Neustadt beantragt. Damit soll eine nachhaltige Fortführung des Unternehmens gewährleistet werden. „Die Unternehmensführung ist zu diesem Schritt gezwungen, weil erforderliche Kapitalzuflüsse nicht zeitgerecht erfolgten“, heißt es in einer Aussendung. Laut Creditreform betreibt Palmers 113 eigene Standorte und beschäftigt 515 Mitarbeiter, davon 493 Frauen.
„Für eine positive Fortbestandsprognose per Ende Jänner 2025 wären zeitnahe erhebliche liquide Mittel notwendig gewesen. Es wurde versucht, Investoren zu gewinnen, die zur Finanzierung beitragen. Dies ist – wider Erwarten – nicht in der Kürze der Zeit gelungen, weshalb nun ein Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung eingebracht wurde“, heißt es in der Aussendung von Palmers. „Die Palmers Textil AG ist bereits in enger Abstimmung mit den Interessensvertretungen der Arbeitnehmer:innen und arbeitet mit Hochdruck an einer zeitnahen Auszahlung der noch ausständigen Gehälter für die mehr als 500 Beschäftigten durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds. Die im Sanierungsplan zu berücksichtigenden Verbindlichkeiten (Passiva) liegen bei rund 51 Millionen Euro.“
Die Insolvenzursachen
In die Pleite geführt hat Palmers der starke Mitbewerb in einem sehr gesättigten Markt, der Anstieg der Zinsen, die Inflation und der damit einhergehende Kaufkraftverlust.
Schulden und Vermögen
Die gesamten Passiva werden laut Creditreform mit 69,19 Millionen Euro beziffert, die Aktiva mit rund 11,6 Millionen Euro. „Bei den Forderungen gegenüber Unternehmen mit Beteiligungsverhältnis ist die Palmers Vermögensverwaltung und Beteiligungs GmbH zu nennen. Dem Schätzwert des Immobilienvermögens sind rund 15 Millionen Euro netto Finanzverbindlichkeiten gegenüberzustellen. Das verbleibende freie Vermögen wurde mit zwei Millionen Euro eingeschätzt“, heißt es im Antrag. „Die Barmittel zum Stichtag 31. Jänner 2025 betrugen 535.500 Euro.“
15,3 Millionen Euro
Den Gläubigern bietet das Unternehmen 30 Prozent Quote an. Innerhalb von 90 Tagen muss Palmers den Gläubigern einen plausiblen Sanierungsplan zur Abstimmung vorlegen. Sind tatsächlich nur 51 Millionen Euro Verbindlichkeiten für die Quote zu berücksichtigen, muss Palmers den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren 15,3 Millionen Euro bezahlen. Da ist noch kein einziger Euro für das operative Geschäft geflossen.
Die Unternehmensführung der Palmers Textil AG sei „zuversichtlich, dass im Rahmen des Sanierungsverfahrens das Unternehmen mittelfristig wieder auf Erfolgskurs gebracht werden kann sowie die laufenden Investorengespräche erfolgreich abgeschlossen werden können. Die bereits im vergangenen Jahr eingeleiteten Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen hinsichtlich der Kostensenkung und Profitabilität sowie Digitalisierung und Neu-Positionierung der Marke werden konsequent weiterverfolgt“.