Startseite Kultur Pamela Anderson in „The Last Showgirl“: Enttäuschende Comeback-Rolle

Pamela Anderson in „The Last Showgirl“: Enttäuschende Comeback-Rolle

von Max

Frauen jenseits der 50 sind in Hollywood immer noch in der Minderheit, auch wenn Schauspielerinnen wie Demi Moore („The Substance“) oder Nicole Kidman („Babygirl“) aktuell gerne als Gegenbeweis herangezogen werden. Nun ist Pamela Anderson an der Reihe. Das ehemalige Sex-Symbol hat ihren roten Badeanzug als „Baywatch“-Beauty längst abgestreift. Stattdessen sorgte sie mit ihrem No-Make-up-Look für Schlagzeilen und wurde dafür gefeiert, aus ihrem Alter – sie ist 57 – kein Hehl zu machen.

Wie ungnädig die Unterhaltungsindustrie allerdings mit älteren Frauen umgeht, hat nicht nur Demi Moore in „The Substance“ demonstriert. Auch Pamela Anderson macht in ihrer Rolle als Showgirl namens Shelly diese bittere Erfahrung. Über 30 Jahre lang ist sie als Tänzerin in „Le Razzle Dazzle“ in Las Vegas aufgetreten, doch damit ist es nun vorbei. „Le Razzle Dazzle“ muss einem akrobatischen Burlesque-Zirkus weichen. Bald fällt der letzte Vorhang und Shelly steht vor dem (professionellen) Aus.

Pension ist keine in Sicht. Davon kann auch Shelleys beste Freundin Annette – eine großartige Jamie Lee Curtis – ein Lied singen, deren Tage als Kellnerin im Casino gezählt sind.

Mit Glitzerkostüm im Scheinwerferlicht sah sich Shelly von der Welt „gesehen“, wie sie mehrfach mit enervierender Piepsstimme beteuert: „Las Vegas hat uns wie Filmstars behandelt.“ Dafür opferte sie die Beziehung zu ihrer Tochter, die ihr schwer übel nimmt, dass sie die „Nudie-Show“ der Mutterschaft vorgezogen hat.

Muss Bilanz ziehen: Pamela Anderson in „The Last Showgirl“

Gia Coppola, Enkelin von Francis Ford Coppola und Nichte von Sofia Coppola, hat sich mit Filmen wie „Mainstream“ bislang zwar noch keinen besonderen Namen als Regisseurin gemacht. Doch ihr Zugriff auf das Schicksal einer alternden Entertainerin, deren Stern auf dem glitzernden Strip in Las Vegas verglüht, klingt nach einer perfekten Comeback-Rolle für Pamela Anderson. Auch bemüht sich die Regisseurin redlich darum, ihr „letztes Showgirl“ mit Pathos zu umhegen, wie das beispielsweise Darren Aronofsky für Mickey Rourke in „The Wrestler“ gelang. Mit viel bewegter Handkamera heftet sie ihren Blick auf Andersons Gesicht, das sich manchmal hinter dicker Bühnenschminke verbirgt, manchmal in nackter Verletzlichkeit hervortritt, letztlich aber auf sein (alterndes) Aussehen fixiert wird.

Ausgemustert

Pamela Anderson selbst kann ihrer nur mit dünnen Strichen skizzierten Rolle der ausgemusterten Performerin keine Schwerkraft verleihen. Auch ihre Trauer über das Ende ihrer Karriere als Showgirl wirkt eher wahnhaft als existenziell. Und als sie in ihrem Selbstmitleid einer verzweifelten Kollegin die Tür vor der Nase zuschlägt, fühlt sich ihr Charakter nicht nur hohl, sondern auch grausam an.

Pamela Anderson in "The Last Showgirl": Enttäuschende Comeback-Rolle

Entfesselt: Jamie Lee Curtis als Cocktailkellnerin in „The Last Showgirl“

Noch deutlicher werden Andersons Limitierungen durch die Spielwut von Jamie Lee Curtis: Deren entfesselter Tanz zu einem Bonnie-Tyler-Song ist ein Meisterstück in sich, verpufft aber, weil der Film mit dieser Selbstentäußerung nichts anzufangen weiß.

Ähnlich wie ihre Tante Sofia sucht auch Gia Coppola in glänzenden Fassaden den tieferen Schein. Stimmungsvoll filmt sie Anderson vor den Lichtern von Vegas, krampfhaft darum bemüht, den Strip in einen „Boulevard of Broken Dreams“ zu verwandeln.

Doch wo Sofia Coppola Oberflächen mit Bedeutung auflädt, bleibt bei Gia Coppola die Oberfläche das, was sie ist: oberflächlich.

INFO: USA 2024. 88 Min. Von Gia Coppola. Mit Pamela Anderson, Jamie Lee Curtis.

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