Startseite Kultur Papstwahl im Kinohit „Konklave“: Zwischen Machtkampf und Intrige

Papstwahl im Kinohit „Konklave“: Zwischen Machtkampf und Intrige

von Max

Bergers „Konklave“ erhielt mehrere Oscarnominierungen und gewann eine Goldstatuette für das beste adaptierte Drehbuch. Nicht zufällig: „Konklave“ beruht auf dem Roman „Conclave“ des Bestsellerautors Robert Harris. Gemeinsam mit dem Dramatiker und Drehbuchautor Peter Straughan zeichnet der Brite für das Drehbuch verantwortlich – und ist ein großer Fan des fertigen Films.

Möglichst faktentreu

Bevor er zum erfolgreichen Bestsellerautor historischer Romane aufstieg, arbeitete Robert Harris als politischer Journalist, wie er gerne in Interviews betont: „Ich halte mich an die Fakten.“ Auch für „Conclave“ recherchierte er akribisch, las alle greifbaren Quellen und bekam vom Vatikan die Erlaubnis, die Originalschauplätze zu besuchen – von der Sixtinischen Kapelle bis hin zum Gästehaus Casa Santa Marta, wo die Kardinäle während dem Konklave wohnen: „Das war unglaublich hilfreich.“ Die Wahl selbst sollte seiner Ansicht nach nicht viel länger als fünf Durchgänge an zwei hintereinanderfolgenden Tagen benötigen.

Die Idee zu seinem Roman hatte Harris ausgerechnet in dem Augenblick, als Franziskus als neu gewählter Papst am 13. März 2013 erstmals auf den Balkon des Petersdoms trat und der jubelnden Menge zuwinkte. Hinter den Fenstern neben dem Balkon konnte man die Kardinäle erkennen, auf deren Gesichter sich die unterschiedlichsten Ausdrücke spiegelten – von milde bis besorgt, erzählte Harris den Nachrichtensendern CNN und CBS: „Ich stellte mir vor, dass so die Senatoren im alten Rom ausgesehen haben, und dachte mir: ,Da geht etwas vor sich.’ Es ist ein sehr dramatischer und sehr politischer Prozess. Die Papstwahl ist das Weltcup-Finale unter den Wahlen. Und sie ergibt eine packende Geschichte – auch für Nichtkatholiken.“

Oscarpreisträger Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) sah das ähnlich. Er hielt sich nahe an seine literarische Vorlage, konnte allerdings nicht an den Originalorten im Vatikan drehen. Stattdessen setzen sich die Schauplätze aus Aufnahmen in und um Rom zusammen. In Cinecittà wurden die Sixtinische Kapelle und das Gästehaus Casa Santa Marta für Dreharbeiten praktikabel nachgebaut, wie Berger dem deutschen Filmdienst erklärte. In seinen räumlichen Inszenierungen suchte der Regisseur Gegensätzlichkeiten, um seine Bilder in Spannung zu halten: So steht der luftigen Architektur der Sixtinischen Kapelle der beengte, klaustrophobische Raum des Gästehauses der Kardinäle „wie ein Gefängnis“ gegenüber.

Menschen wie wir

Überhaupt Rom: Man brauche nur aus dem Fenster zu blicken, und schon sehe man eine Nonne, die im Vorbeigehen eine Zigarette raucht; zwei Priester, die im Café an der Ecke noch rasch einen Espresso hinunter kippen; oder einen Erzbischof, der mit dem Aktenkoffer über den Platz eilt: „Sie gehen zur Arbeit so wie du und ich“, so Edward Berger: „Das sind normale Leute, die das gleiche machen wie andere auch.“

Vordergründig erzählt „Konklave“ von einem Machtkampf: „Die Menschen wetzen ihre Messer, um diesen Machtkampf in ihrem Sinne zu entscheiden.“ Diese Situation ergibt gutes Thrillermaterial. Noch viel mehr aber hätte ihn die persönliche Zerrissenheit des Kardinaldekans interessiert, der an seinem Glauben und damit an seiner Existenz zu zweifeln beginnt: „Das ist ein spannender innerer Konflikt. Seine Geschichte wollte ich erzählen.“

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