Paul Ronzheimer ist für seine Berichterstattung aus Krisengebieten bekannt. Bereits zu Beginn des Ukraine-Kriegs berichtete der Reporter und stellvertretende Chefredakteur der Bild-Zeitung regelmäßig unter gefährlichen Bedingungen über Kriegsfortschritte und Rückschläge.
Handschellen und verbundene Augen
Auch in Nahost ist Ronzheimer mit einem Reporter-Team im Einsatz, um Entwicklungen im Nahost-Konflikt zu vermelden. Ende September sollen die Journalisten von unbekannten Männern aus ihren Hotelzimmern geholt worden sein. In Handschellen und mit verbundenen Augen wurden Ronzheimer und Team in Folge laut Bild verhört. Es soll sich um Mitarbeiter des libanesischen Militär-Geheimdienstes gehandelt haben. Der Vorfall wurde erst jetzt von den Axel-Springer-Medien publik gemacht, da sie zuvor die Sicherheit der Beteiligten sicherstellen wollten.
Bericht in Podcast
Nach stundenlangem Verhör seien die Journalisten wieder frei gekommen, da die deutsche Botschaft laut Medienberichten interveniert habe. Mittlerweile seien Ronzheimer und Team wieder sicher in Deutschland gelandet. Im Podcast Ronzheimer spricht der 39-Jährige über die Erlebnisse im Libanon und erklärt, dass der „Film in seinem Kopf“ begonnen habe, nachdem er die Handschellen der Unbekannten gesehen hatte.
Er befürchtete, zur Hisbollah gebracht zu werden. Er berichtet: „Und plötzlich wurden wir in ein Auto gesteckt. (…) Und dann saßen Giorgos und ich in einem Privatauto, also das war jetzt auch nicht, wie wir das in Deutschland kennen, Polizeiwagen.“ Er bedankt sich auch bei den Kollegen sowie den Behörden vor Ort für die schnelle Hilfe.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Ronzheimer habe nicht die erforderliche Akkreditierung des Informationsministeriums besessen. Dem widersprach ein „Bild“-Sprecher: Eine Akkreditierung sei ordnungsgemäß eingereicht worden. „Seitens der Hisbollah wurde eine Genehmigung erteilt, in einem von der Hisbollah kontrollierten Gebiet zu arbeiten. Bei den mehrfachen Befragungen durch die libanesischen Sicherheitsbehörden wurde Paul Ronzheimer zu keinem Zeitpunkt mit einer fehlenden Akkreditierung konfrontiert.“
In dem Bild-Bericht hieß es auch: „Am Vorabend der Festnahme, kurz nach dem Luftangriff auf Nasrallah, hatte Ronzheimer sich als Korrespondent in mehrere Länder schalten lassen, darunter Israel.“ Im Libanon ist es offiziell nicht erlaubt, für israelische Medien zu berichten. Insbesondere für Live-Schalten nach Israel werden keine offiziellen Genehmigungen erteilt. Die beiden Länder unterhalten auch keine diplomatischen Beziehungen.
Ronzheimer will weiter berichten
Auch nach der Freilassung berichtete Ronzheimer dem Artikel zufolge weiter aus Beirut über die Kampfhandlungen. Nach etwa einer Woche sei er schließlich abgereist. Wegen der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah seien seine Möglichkeiten jedoch eingeschränkt gewesen, erläuterte Ronzheimer: „Unabhängig von dem Vorfall, dass wir dort verhaftet und verhört wurden und auch in einem Gefängnis saßen, ist es so, dass es für viele Reporter momentan wahnsinnig schwierig ist, von den Orten zu berichten, um die es wirklich geht.“
Die Hisbollah vergebe kaum noch Genehmigungen an Journalisten. Dennoch betonte Ronzheimer: „Natürlich werde ich weiter über diesen Krieg berichten.“