Seit Anfang 2024 wird das gesetzliche Pensionsantrittsalter für Frauen schrittweise an jenes der Männer angeglichen.
Diese Maßnahme hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt – viele befürchteten einen deutlichen Anstieg der Altersarbeitslosigkeit bei Frauen. Ein Jahr später zeigen erste Zahlen: Die Realität ist differenzierter.
Trotz guter Nachrichten: WIFO sieht strukturelles Problem
Wie Ö1 berichtet, hat sich die Beschäftigungslage von Frauen über 60 überraschend positiv entwickelt. Laut AMS waren im Jahresdurchschnitt rund 30.000 Frauen dieser Altersgruppe unselbstständig beschäftigt – ein Plus von rund 13.800 im Vergleich zum Vorjahr. Besonders in den Bereichen Verwaltung, Handel, Sozial- und Gesundheitswesen gab es Zuwächse. AMS-Vorständin Petra Draxl spricht von einer „sehr positiven Entwicklung“: Rund 85 Prozent der über 60-jährigen Frauen seien erwerbstätig geblieben, 15 Prozent arbeitslos. Auch das industrienahe Institut EcoAustria spricht von positiven Effekten und hebt hervor, dass viele Frauen nun länger im Erwerbsleben verbleiben.
Trotz der positiven Beschäftigungszahlen mahnt Christine Mayrhuber vom Wirtschaftsforschungsinstitut zur Vorsicht: „Dass die Beschäftigungsquote der Frauen deutlich angestiegen ist, ist eine äußerst gute Nachricht.“ Gleichzeitig betont sie aber: „Die Arbeitslosigkeit der Frauen ist im letzten Jahr um rund 10.000 gestiegen – über 2.000 davon in der Gruppe der 60-plus.“ Damit liege ein strukturelles Problem vor.
Mayrhuber fordert besseres Einkommen für Frauen
Kritisch sieht sie die Situation für Frauen, die bereits vor der Reform schlecht am Arbeitsmarkt integriert waren: „Diese Frauen haben einfach keine Chance, aus der Beschäftigung in die Pension überzutreten.“ Unternehmen müssten hier stärker in die Pflicht genommen werden – etwa durch ein Monitoring, das sichtbar macht, „welche Unternehmen besonders viele ältere Arbeitslose einstellen“.
Auch bei der Schwerarbeitspension sieht sie Licht und Schatten. Für gut integrierte Frauen sei die Ausweitung auf Pflegeberufe „eine große Hilfe“. Doch jenen mit gesundheitlichen Problemen oder lückenhaften Erwerbsbiografien bringe die Regelung wenig.
Beim Thema Pensionshöhe bleibt ihr Fazit klar: „Der größte Effekt des Pensions-Gaps sind die durchschnittlich geringeren Fraueneinkommen.“ Erst mit besseren Einkommen und mehr Versicherungsjahren lasse sich auch die Kluft bei den Pensionen schließen.