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Rapids riesige Leitbild-Fotoinszenierung und wieso sie wichtig ist » abseits.at

von Max

Mit dem renommierten Wiener Gigapixelfotografen Lukas M. Hüller hat der SK Rapid als erster Klub weltweit sein Leitbild zu einem „LeitBILD“ gemacht. Mit inszenierter Fotografie wurden die Eckpunkte des Rapid-Leitbilds in Szenen verpackt und zu einem hochauflösenden Wimmelbild gemacht.

Die meisten Fußballklubs und Unternehmen haben Leitbilder, die einen ethischen Kompass darstellen, nach dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verhalten haben. Die Schwierigkeit besteht jedoch eher darin, das Geschriebene in den Arbeitsalltag zu implementieren. Häufig wird ein Leitbild dann herangezogen, wenn etwas schiefgelaufen ist. Die Kunst der Implementierung besteht darin, die Zeilen immer zu leben – auch wenn gerade alles in Ordnung ist.

Visualisierung als Aufmerksamkeitstool der Gegenwart

Mit der Kreation eines aufwändig inszenierten Gigapixelfotos, das die Eckpunkte des Leitbildes darstellt, geht Rapid neue Wege – und nimmt eine weltweite Vorreiterrolle ein. Man kann das Ergebnis der Bemühungen als hübsches Bild, als „Eye-Catcher“ für die Öffentlichkeit betrachten, aber der tiefere Sinn erschließt sich erst, wenn man ein zweites Mal genauer hinschaut.

Rapid hat nämlich verstanden, dass wir in einer Zeit leben, in der durch Visualisierungen vieles vereinfacht und zugänglicher gemacht wird. In sozialen Medien, gerade in denen, die vorrangig von jungen Leuten genutzt werden, haben Fotos und Videos den Text abgelöst. Aufmerksamkeit in der breiten Masse wird nicht mehr durch „280 Zeichen“, wie auf Twitter/X generiert, sondern viel mehr durch professionell produzierte Visualisierungen, die den User zu einer höheren Verweildauer animieren. Instagram und TikTok lassen grüßen…

Lange Auseinandersetzung mit dem Leitbild

Mit der Großinszenierung des Leitbilds hat Rapid genau das getan. Der Charakter des Wimmelbilds startet für den Betrachter eine Art von Auseinandersetzung, wie sie mit dem reinen Text, der das Leitbild bisher war, so nicht möglich ist. Die Kombination macht’s aus: Wer die harten Männer in Arbeitsmontur neben einer Familie mit Kindern sind, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Wenn Bild und Text aber gleichzeitig offen sind, so kommt man dahinter, dass hier die „Familien, Nachbarn und Arbeiter von der Schmelz“ inszeniert wurden – also die erste Zeile des Leitbilds.

Das Subtile, das in der Bildgeschichte praktisch überall versteckt ist, lädt zur Auseinandersetzung auf eine spielerische Art und Weise ein. Eine Art, mit der man als Fan mehr Zeit mit dem Leitbild verbringt, als man es bisher getan hat. Rapid hat hier also auch ein Bildungs-Tool geschaffen, das in viele mögliche Richtungen verwendet werden kann. Poster sind bereits im Fanshop erhältlich, aber auch Großformate und selbst individualisierte Versionen sind auf Anfrage zu erstehen. Das Leitbild wird so auch, auf künstlerische Art, in die Haushalte hinausgetragen und dort etabliert. Es handelt sich um ein kreatives Konzept, das international Nachahmer finden wird. Dass Rapid hier die Pionierrolle einnehmen kann, war den Machern des Projekts – selbst Rapid-Fans – ein besonderes Anliegen.

Link: Das „LeitBILD“ zum Hineinzoomen

Auch aufgrund der großen sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung, die der Fußball vor allem für die Jugend hat. Im globalisierten Fußballgeschäft, das häufig die ethischen Gesichtspunkte zugunsten von Profitmaximierung zur Seite schiebt, sind es genau diese Projekte, die Fußballfans verbinden können und eine noch größere Identifikation mit dem Herzensklub ermöglichen. Gerade für junge Fans, auch weil durch die immer größer werdende Identifikation mit den Granden des Weltfußballs die „Support your local team“-Mentalität immer mehr zerspragelt wird.

Hüller nicht das erste Mal in Hütteldorf

Der Fotograf Lukas M. Hüller ist in Wien-Hütteldorf kein Unbekannter. Schon mehrmals griff Rapid auf das Talent des international tätigen Fotokünstlers, der die Meisterklasse der Fotografie in Brüssel abschloss, zurück. Etwa bei der Inszenierung „den Karren aus dem Dreck ziehen“, als es mal nicht gut lief oder beim „grün-weißen Familienfoto“, als man voller Hoffnung ins gerade errichtete Weststadion einzog.

Von Kinderrechten bis Todsünden

Der Bildungsaspekt hatte aber auch bei vielen anderen Arbeiten Hüllers einen hohen Stellenwert. Der 78-Jährige kreierte eine an das Bruegel-Gemälde „Die Kinderspiele“ angelehnte Serie von Gigapixelfotos, die die Kinderrechte vor den Vorhang holt. Die Bilder wurden in Brüssel, Südafrika, Thailand und Kap Verde geschossen – die Produktion eines einzelnen Bildes dauerte bis zu sechs Wochen. Auch weil die Kulissen von Kindern aus Kooperationsschulen selbst hergestellt wurden. Das Recht auf Spiel eben.

Für das Libysche Olympische Komitee inszenierte Hüller sämtliche olympische Sommersportarten in einem Amphitheater im libyschen Sabratha – unmittelbar nach dem Sturz von Diktator Muammar Gaddafi. Kein leichtes und vor allem kein ungefährliches Unterfangen. Weitere Projekte führten den Wiener ins riesige Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien, das als „Baum der Hoffnung“ inszeniert wurde oder nach Kuba, wo er selbst jahrelang lebte und etwa die Mitglieder des Buena Vista Social Club fotografierte. Dass Hüller auch für drastische Inszenierungen steht, zeigte er etwa mit den Bildserien über die sieben Todsünden oder die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.

Hüllers Fotografie „The Fairy Play“ für das Libysche Olympische Kommite, in dem alle Olympia-Sommersportarten versteckt sind

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