Im Prozess um den Raubüberfall auf US-Reality-Star Kim Kardashian 2016 in Paris sind die Täter zu bis zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Damit blieb das Gericht in Frankreichs Hauptstadt am Freitagabend unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft, die zwischen sechs und zehn Jahre Haft für die zehn Angeklagten gefordert hatte.
Bei dem spektakulären Überfall während der Pariser Fashion Week hatten die Täter Schmuck im Wert von neun Millionen Euro erbeutet.
Angeklagter bat um Verzeihung
Zuvor hatte der Hauptangeklagte zum Abschluss der Verhandlung erneut um Verzeihung gebeten. „Mir fehlen die Worte, es tut mir sehr leid“, verlas der Anwalt des 69-jährigen Aomar Aït Khedache am Freitag eine Erklärung vor Gericht in Paris.
Von den neun übrigen Angeklagten baten einige ebenfalls um Verzeihung, andere bestritten erneut ihre Beteiligung.
Schmuck in Höhe von rund neun Mio. Euro erbeutet
Das Gericht hatte am Freitagabend also zu entscheiden, wie es jene Männer und eine Frau einordnete, die wegen des Raubüberfalls auf US-Star Kardashian in 2016 angeklagt waren: Handelte es sich um im Grunde harmlose „Opa-Räuber“, die ehrliche Reue zeigten? Oder waren die Täter trotz ihres überwiegend hohen Alters skrupellose Kriminelle, die ihre Beute – Schmuck in Höhe von rund neun Millionen Euro – so gut zu verstecken wussten, dass sie nie wieder auftauchte? Allein der Verlobungsring Kardashians, ein Geschenk ihres Ex-Mannes, des Rappers Kanye West, war 3,5 Millionen Euro wert.
Der Reality-TV-Star war in der fraglichen Nacht 2016 wegen der Pariser Fashion Week in der Stadt. Damals drangen vier Männer in ihre Luxusresidenz ein, gaben sich als Polizisten aus und hämmerten an ihre Zimmertür, welche sie öffnete. Sie wurde gefesselt, bedroht und ihres Schmucks entledigt. Fast neun Jahre später ist nicht nur einer der mutmaßlichen Täter gestorben, auch mehrere der übrigen Angeklagten traten stark geschwächt auf: Einer von ihnen leidet an Parkinson, ein weiterer ist gehörlos, ein anderer musste sich einer Chemotherapie unterziehen. „In diesem Alter bedeutet eine Verurteilung lebenslänglich“, hatte Franck Berton betont, der Anwalt des 69-jährigen Aomar Aït Khedache. Dieser kann nicht mehr sprechen und notierte vor der Urteilsverkündung auf einem Notizblock, dass er erneut um Verzeihung bitte.
„Tausend Mal Pardon“ an Kardashian und eigenen Sohn
Auch seinen 38-jährigen Sohn Harminy bat er „tausend Mal um Pardon“. Der 38-Jährige war wegen des Vorwurfs angeklagt, seinen Vater und Komplizen in der Tatnacht chauffiert zu haben. Staatsanwältin Anne-Dominique Merville hatte in ihrem Plädoyer das Gericht aufgefordert, sich nicht von den „milde stimmenden Falten“ täuschen zu lassen. Sie sah alle zehn Angeklagten als schuldig an und forderte Haftstrafen von bis zu zehn Jahren. Es handele sich um „erfahrene Räuber, die einen Coup geplant und durchgeführt haben“.
Von Khedache und seinem 72 Jahre alten Kompagnon Yunice Abbas waren DNA-Spuren am Tatort gefunden worden, beide haben ein Geständnis abgelegt. Abbas schrieb sogar ein Buch über seinen Raubüberfall auf Kardashian. Die übrigen Angeklagten beteuerten ihre Unschuld. Khedache entlastete alle Mitangeklagten. Ein sogenannter „X“, dessen Namen er aus Furcht nicht nennen wolle, habe federführend an dem Raub mitgewirkt, sagte er. Eine Version, die den Gerichtspräsidenten zweifeln ließ.
Allerdings bewegte Khedaches Reue während des Prozesses Kardashian – sie war für ihre Aussage aus den USA angereist – zu Tränen. Aus der Haft hatte er ihr einen Brief geschrieben, um ihr „zu sagen, wie sehr ich meine Tat bereue“. Das Schreiben wurde ihr vor Gericht vorgelesen. „Ich verzeihe Ihnen“, stieß die 44-Jährige hervor. Sie glaube an eine „zweite Chance“ für alle, „auch wenn das nichts an meinem Trauma ändert“.
Die Staatsanwältin warnte hingegen davor, die Männer als harmlos einzustufen: „Sie haben ihren Coup geplant und ausgeführt“, sagte Staatsanwältin Anne-Dominique Merville. Dabei hätten sie „keinerlei Mitleid“ für Kardashian gezeigt. Es seien „erfahrene Kriminelle mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen“.